Dieser Film wurde bereits als herbe Enttäuschung konstruiert. Man kann der schauspielerischen Leistung bei diesem Drehbuch wenig Schuld zu schieben, auch wenn es auch diesbezüglich den ein oder anderen lachhaften Moment gibt.
Man muss sich in einem Film nicht zwingend mit den Figuren identifizieren können um ihn zu genießen, in diesem Falle wäre das aber bitter nötig, um die miserable Handlungsaufbereitung durchzustehen. Möglich ist dies dem Zuschauer aber wohl leider nur, wenn er zu mindestens 60% aus reinem Testosteron besteht.
Endlos lange Szenen zeigen die Darsteller wie sie sich gegenseitig raufen, in einem hohlen Wettstreit durch die Gegend rennen, sich beim Bowlingspielen necken oder sich Deckung beim Frauenaufreißen geben. Das andere Geschlecht wird in all seiner Vielschichtigkeit hierbei in eine einzelne Anwältin gestopft, die natürlich am Ende ihr Herz an den Soldaten verliert, der für sein Land sein Bein verlor und für den sie Krankenschwester spielen darf, dafür lässt sie auch gerne ihren nie gezeigten verbildeten Ehemann links liegen, der dafür wohl nicht ausreichend heroisch ist. Wenn der Kontext es nicht hergibt, ist es vollkommen in Ordnung Frauenrollen wegfallen zu lassen, hier aber dient die Frau nur der Vergötterung des Machismo, es wäre tatsächlich progressiver gewesen die Rolle zu streichen.
Kurzum die amerikanische Lebensart wird hier in ihren dümmlichsten Facetten unter dem Deckmantel von Freundschaft und Familie angehimmelt. Das allein macht ihn aber nicht katastrophal. Das geschieht durch den Versuch mehr zu sein als eine Art Familiendrama für Freunde von Phrasen über Loyalität. Tatsächlich wird eine ganze Reihe ernster Thematiken angesprochen, die allesamt einen kompletten Film tragen könnten- keiner davon wird der Film gerecht. Da wären
1. Irakkrieg: Die Kriegsgründe werden nicht diskutiert, der Wunsch ihrem Land zu dienen muss den Figuren als Motivation wohl reichen. Dann erleben wir genau einen Einsatz im Irak, der mit der Explosion einer Sprengfalle endet, woraus die Verstümmelung einer Figur und die Exekution eines unbewaffneten Zivilisten resultiert. Danach: Schnitt, wir sind zurück in Amerika. Und damit ist der Krieg abgehakt. Das heißt... nicht ganz, die »Helden« werden noch jubelnd empfangen und dürfen in soldatischer Aufmachung posieren. Es folgen weitere brüderliche Kabbeleien. Wenn man da an die endlose Eröffnungsszene auf der Bowlingbahn zurückdenkt, möchte man doch meinen, dass für den Krieg ein bisschen mehr drin gewesen sein dürfte. Nun, auf diese Weise wird zumindest die Perspektive der militärischen Gegner und Zivilisten im Irak vermieden.
2. Behinderung: Wie oben erwähnt wird eine Figur durch die Sprengfalle verstümmelt, sie verliert ein Bein. Anstatt, dass wir nun den anstrengenden Prozess des Genesens miterleben und uns gezeigt wird wie katastrophal die Auswirkungen des Krieges nun einmal sein können, wird uns stattdessen eine im Pool planschende Frohnatur präsentiert, die sich sogar über die großzügige Entschädigung durch das Militär erfreut. (Auch hier wieder brüderliche Kabbeleien) Man könnte fast meinen es würde sich lohnen in eine Sprengfalle zu treten. Uns wird zwar auch gezeigt, dass er noch mit Restschrapnellen zu kämpfen hat, aber die dienen nur als Vorwand die bereits erwähnte Krankenschwesterfunktion einzuführen.
3. Schwächen des Justizsystems: Der jüngere Bruder der Hauptfigur wird aufgrund einer erpressten Falschaussage zu einer übermäßig langen Haftstrafe verurteilt. Da Staatsanwälte in den USA auch immer gerne nach der Zahl ihrer gewonnenen Fälle bewertet werden und diese Wertung häufig auch mit politische Tätigkeiten verquickt wird, könnte man hier problemlos ein Gerichtsdrama aufziehen, nach den gefühlt 5 Minuten Irakkrieg wäre ja noch genug Platz im Film. Aber nein, einziger Sinn dieser Konstruktion ist es den Fall des Bruders als ungerecht zu brandmarken, damit man ihn dann in einer zeitintensiven Befreiungsaktion aus den Fängen des Staates befreien kann. Diese endet mit dem selbstlos anmutenden, aber in Wahrheit absurden Opfer der Hauptfigur, das sich anstelle seines Bruders einsperren lässt. Bemerkenswert ist hierbei die Tatsache, dass die Hauptfigur selbst Polizist ist. Das dieser sich zu Beginn des Films auf Seite des Gesetzes gestellt und mitgeholfen hat seinen Bruder zu verhaften, wird hiermit zum Fehler erklärt: Die Familie kommt immer zuerst. Die Familie ist ja immer ein schönes Motiv, wenn man die großen Fragen und Zweifel umschiffen will.
4. Gewalt im Gefängnisalltag: Mehrmals sehen wir den jüngeren Bruder systematischer Gewalt durch die Wärter ausgesetzt, anstatt hier jedoch auf die Strukturen des Strafvollzugs und dessen Schwächen einzugehen, erklärt man die Wärter einfach zu Sadisten, auch damit man ein Feindbild für das Ende des Films hat.
Kurzum, dieser Film ist ideologisch verwerflich, er ist grundstupide aufgebaut, völlig überladen und schafft es dennoch permanent Zeit zu verschwenden. Am Ende hält der Zuschauer einen unfertigen, häßlichen Teppich an Handlungsfäden in Händen, von denen keiner zu unterhalten, geschweige denn aufzuklären oder gar künstlerisch eindrucksvoll zu sein wusste.
Wenigstens haben wir im Film oft genug die amerikanische Flagge gesehen, um des nachts Alpträume von ihr zu haben.