Im Prinzip hat "Spacewalker" alles, um als großes Epos durchzugehen. Zwei eigenwillige Helden, eine abenteuerliche Reise und ordentlich Lauflänge. Vor allem das behält man nach den reichlich zwei Stunden in Erinnerung, in denen trotz aller schönen Bilder und durchaus überzeugender Effekte kaum Charakterzeichnung stattfindet. Zu ehrfürchtig tastet man sich an die beiden Raumfahrtpioniere heran, zu distanziert charakterisiert man die Epoche. Zwar darf es durchaus Kritik an den Härten der Stalinzeit, übertriebener Propaganda, veralteten Flugzeugen und den Grausamkeiten des letzten Weltkrieges geben, diese Punkte hakt Regisseur Dmitry Kiselev aber genauso pflichtschuldig ab wie das Porträt seiner beiden Hauptfiguren.
Warum es die beiden nun wirklich ins Weltall zieht und weshalb man bereitwillig Frau und Kinder zurücklässt, um sich in Lebensgefahr zu begeben, wird kaum deutlich. Liebe zum Vaterland kann es kaum sein, wenn dann eher Bestimmung. Denn Alexei schwebt schon in seiner Kindheit in künstlerisch anspruchsvoll inszenierten Traumsequenzen dem Sternenhimmel entgegen, also muss es wohl eine höhere Macht sein, die es so will. Eine gute Portion retrogestylter Wissenschaftsoptimismus kommt noch dazu, denn die Herren hinter den Schaltpulten setzen sich auch mal über die Anweisungen übertrieben pingeliger Armeeoffiziere hinweg, während ein vermutlich bewusst vorsichtig dargesteller Nikita Chruschtschow im Hintergrund politisch taktiert.
Das alles hätte trotzdem, eventuell ein wenig verdichtet ein reizvolles Weltraumabenteuer auf der anderen Seite des eisernen Vorhangs im der Tradition von "Apollo 13" werden können, woran vor allem die spontanen Basteleien mit einfachen Hilfsmitteln an Bord des Raumschiffs erinnern. Hier wird allerdings nicht nur die Vorgeschichte ausführlich erzählt, sondern nachdem Beljajew und Leonow alle Schwierigkeiten der Schwerelosigkeit überwunden haben, folgt noch eine Episode über die abenteuerliche Landung des Raumschiffs, die das Werk dann auch noch zum Survivaldrama macht. Das mag zwar so ähnlich stattgefunden haben, den Film macht es aber schon aufgrund der holzschnittartig gezeichneten Charaktere nicht nahbarer. Lediglich Konstantin Khabenskiy (bekannt aus "Wächter der Nacht") gelingt es, seiner Figur ein paar dringend nötige Ecken und Kanten zu verpassen, laut Drehbuch und Bonusmaterial ist allerdings sein Gegenüber Leonow der "Held der Sowjetunion", dem die Aufmerksamkeit eigentlich gilt.
Erfreulich ist außerdem, dass es der Film mit der anfangs vermuteten Sowjetnostalgie nicht übertreibt, sondern nahe an den beiden Kosmonauten bleibt, anstatt überdeutlich politische Statements abzugeben. Mit interessanten Figuren wäre da durchaus mehr drin gewesen. Da außerdem zuviel noch unbedingt erzählt werden soll, wirkt der Film am Ende zu behäbig, um eine nachhaltige Sogwirkung zu entwickeln, allen Gefahren und digitalen Raffinessen zum Trotz.
So bleibt es bei einer optisch gelungenen, inhaltlich aber leeren Annäherung an die Konventionen des amerikanischen Heldenkinos, in dem man sich auf applaudierende Techniker, tapfere Soldaten, grimmige Offiziere, Phrasen über Vaterlandsliebe und übermütige Alleingänge stets verlassen kann. Überraschungen fehlen.