Die größte Enttäuschung in meiner Kino-Geschichte.
Von einer Dokumentation über einen Roadtrip von Alaska auf der Panamerica gen Süden erwarte ich mir über Landschaft, Leute und Kultur zu erfahren. Ein authentisches Darstellen des Erlebten und der Reise, vielleicht sogar journalistisch-wissenschaftliche Recherche zu den bereisten Orten, Kommentare die das Gesehen beschreiben und dem Zuschauer Mehrinfo bieten und Lust auf die Reise machen.
Expedition Happiness erfüllt leider keinen dieser Ansprüche:
Schon der Titel ist eine Thema-Verfehlung, das Thema Glück wird nicht angesprochen, über lange Strecken wird gemeckert, gemotzt und geschimpft und sich selbst bemitleidet. Lediglich ein Anflug von Happiness ist spürbar, als ihr Reisebegleiter, ein Berner Sennenhund, den Aufenthalt in Mexiko überlebt (Wie man auf die Idee kommt, einem Schweizer Berghund mit in die Wüste/Tropen zu nehmen ist ein anderes Thema). Ein zweiter Happiness Moment, als die Protagonisten an Weihnachten wieder nach Deutschland kommen und Felix‘ halbnackter, nichtsahnender Vater (natürlich in Boxershorts des Sponsors, was für ein Zufall) von den zwei Heimkehrern überrascht wird- die einzige Situation, in der richtiges Gelächter im Kino zu vernehmen war.
Nach Pedal the World bin ich davon ausgegangen, dass die zwei Protagonisten diesen Trip machen, mit dem klaren Ziel am Ende einen Kinofilm zu präsentieren. Erwartet hätte ich daher wenigstens überdurchschnittliche Landschaftsaufnahmen, beeindruckende Drohnenaufnahmen und einen gekonnter Schnitt und Aftereffects. Doch die Aufnahmen (außer vielleicht die Close-ups der Braunbären) schaffen es nicht über den Stil eines 0815 Urlaubs-Youtube-Videos hinaus.
Der Großteil des Filmes bleibt unkommentiert, es wird der höchste Berg Nordamerikas durch einen Wolkendecke bestaunt, ohne zu informieren, um welchen Berg es sich handelt. In Mexiko wird unkommentiert eine Chilifabrik besucht, der Zuschauer wird aber nicht erfahren, was dort wirklich hergestellt wird, es wird eine Maya Pyramide bestiegen, ohne ein einziges Wort über den Ort zu verlieren, was gäbe es auch über Kultur, Geschichte, Bedeutung zu erzählen?
Das meiste Gesprochene ist leider entweder derart abgedroschen, oberflächlich und augenscheinig, das man es sich hätte auch sparen können: ‚Großartig‘, ‚atemberaubend‘, ‚an diesem Fluss aufzuwachen, das ist Glück‘
Generell haben die zwei Protagonisten wohl außer drei Mal (diverse Restaurantbesuche nicht mitgezählt) keinerlei Kontakt zu Einheimischen gehabt- schade für sie. Aber das ist bei einem mit Nespresso-Kapselkaffeemaschine, Gasgrill und sonstigen Pipapo ausgestatteten Schulbus auch nicht so wichtig. Das der Bus (30 L auf 100 km) und der zugegeben sehr schöne Ausbau für ein solches Unterfangen völlig unpassend sind, ist jedem, der schon mal in einem Camper saß, oder außerhalb Europas auf Überlandstraßen unterwegs war, sofort ersichtlich.
Unser Traum ist schon lange die Panamericana von Alaska bis Argentinien zu bereisen, dass ein Film so viel Langweile verbreitet und es somit geschafft hat, unseren Traum zumindest für den Moment eher abzuschwächen, hätten wir nicht für möglich gehalten.
Jeder von euch da draußen wird bei einem dreiwöchigen Trip mit dem VW Bus durch Europa mehr zu erzählen haben, schönere Bilder eingefangen und der Natur näher gewesen sein, als die zwei selbstdarstellerischen Protagonisten. Also spart euch das Geld, geht selbst vor die Tür und erlebt eine wirkliche, eure Expedition Happiness.