Der deutsche Film hat international einen recht schlechten Ruf. „Es werden nur belanglose und klischeehafte Rom-Coms gedreht, in jedem zweiten Film spielt entweder Til Schweiger oder Matthias Schweighöfer mit“ – das alles sind solche Vorurteile, die gegenüber in Deutschland gedrehten Filmen herrschen. Umso erfreulicher tun sich dann die Streifen hervor, welche sich an einem anderen Genre versuchen. „Heilstätten“ von Michael David Pate ist ein solcher „Ausreißer“, er bewegt sich in dem breit gefächerten Horror-Milieu und möchte eine schockierende Handlung erzählen. Wie überzeugend ihm das letztendlich gelingt und wem ich vorliegendes Werk weiterempfehlen würde, das erfährst du in der folgenden Rezension.
Schon in den ersten Minuten merkt der Zuschauer schnell, dass der Film, obwohl er einige heftige Szenen zu bieten hat, sich doch eher einem jugendlichen Publikum widmen will. Er referiert über die „YouTube-Stars“ und „Influencer“-Thematik, welche der Zielgruppe angemessen ist und mit der sich der Großteil des Publikums identifizieren können müsste.
Der Film kann über seine kurze Lauflänge kurzweilig und spannungsreich erzählen. Die Heilstätte Grabowsee für Lungentuberkulose bietet ein atmosphärisches und düsteres Setting, in welchem man sich selbst nicht gerne aufhalten würde. Die auftretenden Figuren und ihre jeweiligen Motivationen sind nachvollziehbar, jedoch teilweise stark überzogen inszeniert. So wirken Emilio Sakraya und Timmi Trinks als die „Pranksters“ so übertrieben, dass sie dem Zuschauer durch ihre naive und sensationsgeile Art auf die Nerven gehen.
Ich kann verstehen, wenn man hier die Charakterisierung überspitzen will, um Parallelen zu tatsächlich realen Personen ziehen zu können (z.B. BibisBeautyPalace oder PrankBros) und einen abschreckenden Effekt zu verstärken, aber wenn die eigenen Filmhelden den Geduldsfaden ihrer Zuschauer überstrapazieren, dann ist dies für mich kein gutes Zeichen, welches für den Film spricht. Die schauspielerische Leistung insgesamt zahlt sich jedoch recht schnell aus, da man allen Akteuren die stetige Angst und steigende Verzweiflung in jeder Minute des Streifens abkauft.
Vorliegendes Werk wurde im Found-Footage-Stil gedreht, das bedeutet größtenteils aus der Perspektive der verschiedenen Kameras der Protagonisten. Dieses Stilmittel wird hier geschickt eingesetzt, da sich dieser Horrortrip dadurch wie ein tatsächliches „YouTube“-Video ansehen lässt. Teilweise sieht man das geschehen sogar durch eine Wärmebildkamera, was wiederum die aufkommende Hilflosigkeit der Figuren verdeutlicht. Die einzelnen Splatter-Elemente können durch gelungene Spezialeffekte begeistern und werden hier verwendet, um schockierende, aber nicht gewaltverherrlichende Wirkung zu erreichen, was ihnen gelingt.
Durch bedrückende Musik, verwackelten und beängstigenden Bildern und isolierendem Ambiente schafft es der Film, atmosphärischen Grusel entstehen zu lassen. Dieser wird gespickt von teilweise vorhersehbaren, oft aber auch überzeugenden Jumpscares, die dem Zuschauer das Blut in den Adern gefrieren lassen. Ein unerwarteter Plot-Twist am Ende des nur etwa achtzigminütigen Streifens kann zwar überraschen und eine markante Botschaft an das Publikum richten, möchte aber im nachträglichen Revuepassieren nicht hundertprozentig überzeugen.
Wenn man mich also fragt, ob ich „Heilstätten“ weiterempfehlen kann, dann lautet meine Antwort: „Ja.“ Ich finde es gut, dass man sich an dieses Genre auch in Deutschland herantraut. Dieser Film garantiert nicht mehr und nicht weniger als spannenden und kurzweiligen Grusel, in dem durch seine knappe Lauflänge keine einzige Länge entsteht und meist überzeugend seine Zielgruppe unterhalten kann.
„Heilstätten“ ist ein atmosphärischer und schockierender Horrorfilm, der kurzweilige Unterhaltung bietet.
Gerne vergebe ich drei von fünf möglichen Sternen.