Der Film "Der Patriot" (2000) von Roland Emmerich, ist das, was er bereits im Titel verspricht. Ein patriotisches Gemetzel mit patriotischer Musik, patriotischen Bildern und Mel Gibson.
Wenn gerade mal nicht die patriotische Flagge im Kampf geschwingt wird, ist der Film ein schlechtes, vorhersehbares Liebesdrama.
Wenn man schon durch einen kleinen Zusammenstoß sagen kann, dass zwei Charaktere was miteinander anfangen, ohne auch nur die geringste Chemie zu haben, dann hat man "Der Patriot".
Der Bösewicht mit seinen wütenden Augenbrauen und seiner stets erhöhten Position müsste nur noch einen Monolog halten und wir hätten den perfekten Bond-Bösewicht. Außer "Verräter verdienen den Tod"
(was auch einige Unschuldige mit einbezieht)
hat er keine weitere Motivation für sein Handeln. Da ist ja ein Blatt Papier weniger flach. Der Film wurde ganz eindeutig von US-Amerikanern für US-Amerikaner gedreht, denn die einzige Persönlichkeit die die Briten in diesem Film haben ist "böse". War ihnen wohl zu schade, die Soldaten bei denen man dachte sie würden Mitleid zeigen, dies tun zu lassen. Wäre bestimmt ganz interessant geworden, wenn ein Brite übergelaufen wäre, da er nicht mit der Brutalität seines Offiziers einverstanden ist. Aber mehr als ein paar mitleidige Blicke gab es da nicht.
Mal ganz von dem mäßig gutem Skript abgesehen, dachte sich Roland Emmerich wohl, dass einen einzelnen schwarzen Charakter einzubauen und ihn an Seiten der Patrioten kämpfen zu lassen, allen Rassismus löst. Wow, der Weiße ist nett zu dem Schwarzen?
Und er fühlt sich "geehrt" an seiner Seite zu kämpfen?
Dagegen kommt man nicht an! Und überhaupt die Interaktionen sind auf keine Weise realistisch. So sehr das blutende Patriotenherz das auch glauben will, damals wurde nicht so freundlich mit Schwarzen umgegangen, was, jetzt mal eine ganz vage Behauptung, von dem damalig noch immer aktuellen Sklavenbesitz kommt. Selbst wenn der Sklavenbesitz verboten wurde, hieß das nicht, dass jetzt plötzlich alle einander gleich behandeln, nur weil die Unabhängigkeitserklärung das so festgelegt hat.
Die Angriffe aus dem Hinterhalt und die Miliz auf Seiten der Patrioten sind zugegebenermaßen gar nicht mal so schlecht dargestellt, da das zumindest der Realität entsprach. Man sieht auch wunderbar filmisch, wie relativ unorganisiert und vor allem unterlegen an der Anzahl die Linien der Patrioten sind und wie die Briten im Vergleich deutlich mehr und auch deutlich organisierter sind. Auch das die Milizen nicht viel Munition haben und improvisieren müssen, wird schön gezeigt, als Benjamin kleine Soldatenfiguren einschmilzt, um Kugeln herzustellen,
was er aber natürlich auch als Rache für seinen Sohn tut.
Diese kleinen Details retten den Film jedoch nicht.
Denn zur Hilfe der Patrioten kommen nur klischeehafte Franzosen, bei denen sich Roland Emmerich nicht entscheiden konnte, ob er sie als arrogant darstellen will oder nicht. Im Endeffekt ist es ein Mix aus beidem.
In dem Film fehlen die Spanier völlig. Die Loyalisten sind ebenfalls nirgends zu sehen. Man könnte behaupten, Benjamin Martin sei einer, aber da er gegen die Engländer und den König ist, jedoch keinen Krieg will, ist er eher als Neutraler einzuschätzen. Von den Schwarzen sieht man, wie bereits erwähnt, herzlich wenig. Die wenigen die mal sichtbar sind, arbeiten entweder nach eigener Behauptung "freiwillig" für die Familie Martin oder sie leben in einem unbenannten Dorf mitten im nirgendwo und haben nicht einmal irgendwelche on-screen Interaktion mit den anderen Charakteren. Indigene sind auch nirgendwo sichtbar, sie werden nur einmal erwähnt und Benjamin Martin besitzt ein Cherokee Tomahawk, womit ihre Repräsentation auch vorbei ist.
Zusammengefasst: der Film ist eindeutig zu lang, wiederholt sich zu oft, hat eine völlig irrelevant Liebesgeschichte am Rande und hätte ein wenig mehr Geschichtsstunde vertragen.
Filmisch ist der Film mäßig gut, mit all seinen strahlend blauen Augen (warum haben alle wichtigen Charaktere blaue Augen? Das hier ist kein Film über Nazis), inhaltlich und historisch wohl eher nicht.
Ein halber Stern ist einzig Heath Ledger gewidmet. Möge er in Frieden ruhen.