“Do not prioritize money over having a heartbeat.”
S. Craig Zahler hat 2018 als Regisseur bereits zwei großartige und beinharte Filme unter seiner Haube gehabt: „Bone Tomahawk“ und „Brawl in Cell Block 99“. Und nicht nur als Regisseur ist Zahler beeindruckend, sondern auch als Drehbuchautor, denn er schreibt alle seine Werke selbst. Nun, ein Jahr nach seinem letzten Werk, „Brawl in Cell Block 99“ von 2017, brachte Zahler seinen neusten Film heraus: „Dragged Across Concrete“. Und wieder gab er einem gealterten Darsteller, dessen Karriere ein Tief erlebt hatte, die Chance sich zu beweisen. Dieses Mal war es Mel Gibson. Zuvor durfte Vince Vaughn als Protagonist glänzen, aber auch hier in „Dragged Across Concrete“ hat er wieder eine große Rolle. Und es hat sich gelohnt: Der Film von Zahler ist ein intensiver Krimi-Thriller, der in meinen Augen viel mehr Aufmerksamkeit verdient.
Die zwei Polizisten, Brett und Anthony, werden vom Dienst suspendiert, weil Brett zu hart durchgreift bei seinen Einsätzen. Sechs Wochen ohne Bezahlung stehen an und das Geld ist knapp. Brett, fast 60, hat es satt auf sein Glück zu warten. Die Frau ist krank, die Tochter wird in der gefährlichen Nachbarschaft angegangen und der Job bringt nicht genug ein. Die beiden Polizisten entscheiden sich für einen moralisch schwierigen Weg, der allerdings lukrativ enden könnte…
Die Ausgangslage klingt bekannt, das Setting ist auch nicht wirklich neu, aber wie so oft ist es die Inszenierung des Ganzen. Zahler ist ein Meister darin solche Geschichten mit viel Realismus, Härte und doch einer gewissen Sensibilität zu erzählen. Dabei sind es viele Aspekte, wie etwa die starken Dialoge. Es gibt nur wenig Exposition, nahezu jeder Satz wirkt authentisch und echt, so auch die Handlungen der Figuren. Diese handeln intelligent und nachvollziehbar. Und trotzdem überrascht uns Zahler mit seinem Film immer wieder. Es gibt viele verschiedene Figuren und viele sind sehr menschlich dargestellt, dementsprechend möchte man auch nicht, dass ihnen etwas zustößt.
Das ist natürlich auch dem starken Cast zu verdanken. Mel Gibson ist ein toller Schauspieler und zeigt hier eine Glanzleistung als alternder Cop. Auch wenn Gibson privat einige Skandale hinter sich hat, so ist seine Arbeit doch wirklich stark. Auch Vince Vaughn ist toll wie die restliche Besetzung.
„Dragged Across Concrete“ ist nichts für schwache Nerven, auch wenn viele blutigen Momente gar nicht direkt gezeigt werden. Doch es ist die Intensität der Szenen, die Spannung, die Zahler meisterhaft aufbaut und die entstehenden Situationen daraus. Viele Figuren werden dazu gezwungen krasse Entscheidungen zu treffen und das ist wirklich spannend anzusehen. Trotzdem sind Zahlers beide Filme davor deutlich heftiger in meinen Augen.
Der Film besticht auch durch viele Szenen, in denen wenig geredet und noch weniger gehandelt wird. Das ist natürlich Geschmackssache, aber ich liebe so etwas, vor allem, wenn es gut gemacht ist. Wenn Vaughns Charakter über eine Minute ein Sandwich spachtelt, ist das in meinen Augen nicht nur witzig, sondern gibt dem Film und seinen Figuren Zeit zu atmen. Ja, das Ganze ist mit 160 Minuten vielleicht etwas zu lang, aber gelangweilt war ich nie, gerade ab dem zweiten Drittel war ich voll in der Story drin.
Zudem hat der Film neben seiner Grundstory auch einige interessante, sozialkritische Dinge, die angesprochen werden. Gerade die Idee eines alternden Mannes, der nicht mit der Zeit gehen kann und deswegen wie isoliert lebt, ist sehr spannend und tragisch zugleich.
In einigen Kritiken liest man scheinbar, dass der Film Polizeigewalt verherrlicht, was ich nicht bestätigen kann. Klar, die Figuren (auch die vermeintlich Guten) sind oftmals sehr fragwürdig in ihren Entscheidungen, aber genau das macht das Ganze doch so spannend, dafür gibt es doch Filme. Solange das Ganze keine Propaganda ist oder eben kritische Dinge verherrlicht, sollte alles erlaubt sein.
Zahlers Film ist optisch wirklich stark anzusehen. Benji Bakshis Kameraarbeit ist hervorragend. Filmmusik gibt es nicht wirklich, wir hören nur Songs, die aus dem Autoradio kommt, was aber in der Geschichte wirklich super funktioniert und eine realistische Atmosphäre erschafft.
Fazit: „Dragged Across Concrete“ ist einer der besten Filme des Jahres wie ich finde. Ein mitreißender und knallharter Thriller, der auch emotional bewegen kann. Wenn man kein Problem mit etwas längeren Filmen hat, wird man hier ein beeindruckendes Werk sehen, welches durch starke Darsteller und eine meisterhafte Inszenierung besticht!