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    Hitler's Hollywood
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    Michael S.
    Michael S.

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    3,5
    Veröffentlicht am 23. September 2017
    Die gut einhundert Minuten füllt der Filmkritiker und Dokumentarfilmer Rüdiger Suchsland in erster Linie mit Betrachtungen ausgewählter Werke. Interviews mit Experten oder Zeitzeugen sucht man vergeblich, die Szenenausschnitte sollen samt knappem Kommentar für sich sprechen. Da sich die Sehgewohnheiten des Publikums in der Zwischenzeit gewandelt haben, wirkt freilich manches im ersten Moment unfreiwillig komisch und übertrieben, nach einer gewissen Eingewöhnungsphase ist man allerdings mit dem Schauspiel und der Bildsprache vertraut genug, um dem Gesehenen die ursprünglich beabsichtigte Wirkung zuzugestehen.

    Dabei ist die relative Vielfalt der ausgewählten Filme erstaunlich. Körperkult und Stechschritt, wie in Leni Riefenstahls Filmen unsterblich geworden, sind längst nicht alles. "Deutsches Gedankengut" wird auch im Liebesdrama oder Musical transportiert, mal mehr, mal weniger subtil. Vom Melodram bis zum Durchhaltefilm, vom Soldatenfilm bis hin zum quasi-apokalyptischen Psychogramm reicht die Bandbreite der künstlerisch oft nicht einmal grundsätzlich schlechten Filme. Einzelne Regisseure wie Veit Harlan (Macher des antisemitischen "Jüd Süß") und ihre Haltung zum NS-Regime porträtiert Suchsland mit nüchterner Zurückhaltung.

    Immer wieder ergänzen eingesprochene Zitate von u.a. Hannah Arendt und Siegfried Kracauer zum Thema Propaganda das Gezeigte, verleihen der filmischen Betrachtung aber leider auch die Aura einer kulturwissenschaftlichen Abhandlung der Thematik. Die Aufklärung über diesen Teil des nationalsozialistischen Erbes bedarf eigentlich eines größtmöglichen Publikums, das aber vermutlich nach dem dritten theoretischen Einwurf abschaltet. Es ist löblich, dass hier eben bewusst nicht mit Nostlagie geworben wird (die mancher angesichts von im dritten Reichen gut bezahlten Stars wie Heinz Rühmann, Hans Albers, Johannes Heesters oder Ingrid Bergman durchaus empfinden mag), der Aufklärung über die Mechanismen der Propaganda steht diese Vorgehensweise aber im Weg.

    Das Ende des Zweiten Weltkrieges dient hier wie in der Geschichte als Zäsur. Das Nachleben des NS-Films und seiner Akteure wird höchstens angerissen, Information zum heutigen Verbleib vieler Filme und ihrer Rechte muss man sich mühsam aus den schriftlichen (!) Interviews im Bonusmaterial heraussuchen. Dort lauern so interessante Details, wie die Gründe, warum Ausschnitte aus Riefenstahls "Olympia" und "Die Feuerzangenbowle" nicht in den Film aufgenommen werden konnten - seien es horrende Tantiemen oder rechteverwaltende AfD-Politiker. Rüdiger Suchsland bezieht heutige Formen der Propaganda zudem fast ausschließlich auf gesellschaftliche Tabus und Kompromisse, klammert neue Medien und die Verantwortung des Einzelnen allerdings aus.

    Damit bleibt der Film leider ein wenig hinter seinen Möglichkeiten zurück. Als filmisches Essay ist "Hitlers Hollywood" durchaus gelungen und verdient sich einen Platz als hochwertiger Dokumentarfilm. Als Werkzeug zur Aufklärung und historischen Bildung gerät die Aufmachung allerdings leider zu akademisch, um weite Kreise zu ziehen.
    Das Kulturblog
    Das Kulturblog

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    3,5
    Veröffentlicht am 1. März 2017
    Die Stärke des von ZDF und arte co-produzierten Films ist, dass er eine kurzweilige Einführung in dieses Kapitel der Filmgeschichte gibt. Es dominierten Revuen mit beliebten Stars wie Marika Rökk und Johannes Heesters und Melodramen aus einer idyllischen, heilen Welt. Neben diesen eskapistischen Unterhaltungsfilmen gab es natürlich auch die Werke, die mehr oder minder subtil die Propaganda des totalitären Regimes transportierten: "Hitlerjunge Quex" über einen Jungen, der sich gegen seinen kommunistischen Vater und für die männerbündische Romantik der gleichgeschalteten Jugendorganisation entscheidet. Oder Leni Riefenstahls bildgewaltige Werke "Triumph des Willens" oder "Olympia 1936", die den idealen "arischen" Körper feiern. Oder Veit Harlans "Jud Süß", der mit antisemitischen Stereotypen arbeitet. Oder "Ich klage an", der als Rechtfertigung des Euthanasieprogramms gelesen werden kann.

    Die Schwäche des Films ist, dass bei dem Versuch, über die mehr als 1.000 Filme, die während dieser Zeit gedreht wurden, in knapp 100 Minuten zu berichten, zwangsläufig vieles nur angetippt werden kann. Es wäre zum Beispiel interessant gewesen, noch mehr über Helmut Käutner und die Freiräume, die er in "Große Freiheit Nr. 7" nutzte, zu erfahren.
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