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Klaus P.
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4,0
Veröffentlicht am 8. April 2018
Christian Petzold, Jahrgang 1960, ist einer der begabtesten und vielfach ausgezeichnete Regisseur und Drehbuchautor im deutschen Film. Von 1996 bis heute gab es zahlreiche Preise: Filmfestival Max Ophüls Preis -Förderpreis Langfilm für Cuba Libre - 2001: Deutscher Filmpreis als bester Spielfilm für Die innere Sicherheit, 2013: Helmut-Käutner-Preis und viele mehr. Seine bevorzugten Filmstoffe sind politischer Natur. Auch sein neuester Film „Transit“ beschäftigt sich mit einem aktuellen Thema. Grundlage ist der gleichnamige Roman von Anna Seghers. 1940, der zweite Weltkrieg. Die deutschen Truppen stehen vor Paris. Georg (Franz Rogowski), einem deutschen Flüchtling gelingt es gerade noch einer Razzia zu entgehen und nach Marseille zu flüchten. Im Gepäck hat er einen Brief an den Schriftsteller Weidel den er nicht mehr zustellen kann. Weidel hat sich das Leben genommen und Georg gelangt so in den Besitz eines Manuskripts und eines Visums nach Mexiko. Doch in Marseille kann er nicht bleiben und so beginnt der Wettlauf von Behörde zu Behörde um weitere Visen für eine Schiffspassage zu bekommen. Georg nimmt die Identität des Schriftstellers Weidel an. Sein Leben ändert sich total als er Marie (Paula Beer), die Frau des Schriftstellers kennenlernt und sich in sie verliebt. Sie ist auf der Suche nach ihrem Mann, der immer wieder in Marseille gesehen wurde. Die Menschen in ‚Transit‘ hängen fest in Marseille, sie warten auf Schiffe, Visa, Transits. Sie sind auf der Flucht. Es wird für sie kein Zurück mehr geben. Und kein Vorwärts. Niemand will sie aufnehmen, niemand will sich kümmern um sie, niemand nimmt sie wahr – nur die Polizisten, die Kollaborateure und die Überwachungskameras. Das überraschende an Christian Petzolds Film ist, dass er in der Jetztzeit gedreht wurde an den Originalschauplätzen. Das ist schon ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Dadurch erhält diese Geschichte aber einen aktuellen Bezug zu den heutigen Flüchtlingen. 101 Minuten - für politisch Interessierte sehr zu empfehlen.
Der renommierte deutsche Regisseur Christian Petzold ist mit „Transit“ im Kino. Die gleichnamige Vorlage von Anna Seghers erschien 1944.
Frankreich der Gegenwart: Eine „Säuberung“ durch deutsche Faschisten hat begonnen. Georg (Franz Rogowski), ein Deutscher, ist auf der Flucht vor den Invasoren, nimmt durch eine Verwechslung die Identität des kurz zuvor verstorbenen Schriftstellers Weidel an und nutzt dessen Verbindungen, um für sich die Ausreise über die USA nach Mexiko zu ermöglichen. In den Tagen bis zur Abfahrt trifft Georg immer wieder auf Marie Weidel (Paula Beer), die ihren Ehemann sucht.
Wer sich auf Christian Petzold einlässt, bekommt keine Filme von der Stange. Er hat die Gabe, heikle Situationen für die Leinwand verdaulich zu verpacken. Wem die Art von „Yella“, „Barbara“, „Phoenix“ und „Jerichow“ gefällt, wird nach der Vorstellung wieder zufrieden sein. Petzolds Figuren sind kompliziert, konfliktbelastet und real, keine Pappnasen oder daherstilisierte Helden. So auch Georg, der scharfsinnig wie emotional agiert und reagiert. Dass die eigentlich 1942 spielende und nicht zum ersten Mal verfilmte Geschichte ins Heute transportiert wurde, ist ein interessantes Unterfangen, das vom Publikum Orientierung verlangt. Diese Verschiebung taucht die Geschichte ins Außergewöhnliche. Die recht spät aus dem Off springende Erzählerstimme sorgt zunächst für Verwirrung. Und mit den scheinbar nie straight handelnden Figuren werden einige Zuschauer insbesondere gegen Ende der 102 Minuten Spielzeit Probleme haben.
Petzolds Stammkameramann Hans Fromm fängt behutsam alle Konversationen und beteiligte Mimen ein. „Transit“ ist dialoglastig, zeigt aber viele Aktionen der zwischen Flucht und Sehnsucht stehenden Personen. Franz Rogowski ist die Idealbesetzung für den intelligenten Georg, der ebenfalls Sehnsüchte entwickelt und doch vom Altruismus beherrscht ist. Diese Neigung wird in vielen Szenen mit Hingabe ausgedrückt und bestimmt den Film. So sieht der Kinogänger einen abwechslungsreichen Plot voller Eigenheiten, Sinneswandlungen und dem ausgezeichneten Hauptdarsteller für die komplexe Hauptrolle. Der Score von Stefan Will, ebenfalls häufig für Petzold tätig, bestärkt die Atmosphäre rätselhafter Schwankungen.
„Transit“ ist ein vorzüglich besetztes und ausgestaltetes Stück des deutschen Kinos.