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Michael S.
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2,5
Veröffentlicht am 16. Januar 2018
Glaubt man dem Prolog, ist die Welt klar eingeteilt. Ganz oben die Entscheider, dann vor sich hinvegetierende Arbeitnehmer und schließlich die Ausgestoßenen, Anarchos und Kämpfer für Gerechtigkeit. Ja, auch dafür wird das Darknet mitunter genutzt, aber davon ist im Film nicht die Rede. Vielmehr stehen die geheimen Netzwerke hier per Filmtitel eher als Synonym für schnellen Reichtum, auch wenn der mit nicht ganz legalen Waren und Dienstleistungen erlangt wird.
Eigentlich gar keine schlechte Idee, mal die Schattenseiten der verführerisch klingenden Kassen zu zeigen, denn am Anfang sind es nur schicke Klamotten, teure Autos und ein hübsches Loft, die man sich gönnt, wenig später aber dann schon ein Profikiller. Schade nur, dass sich kaum eine der drei Hauptfiguren im Verlauf der Handlung richtig weiterentwickeln darf. Daphne traut man am ehesten ein Aufmucken gegen das Geschäftsgebaren von Raymond und Sem zu, doch sie macht sich deren Unterkühltheit schnell zu eigen und behält sie bis zum Ende des Films.
Auch keine schlechte Idee, schließlich muss der Held ja nicht allen Erwartungen entsprechen. Aber selbst diese Entwicklung wird so beiläufig erzählt, wie alles andere auch. Ein junger Cyber-Ermittler mit einschlägiger Vergangenheit taucht gegen Anfang auf, darf dann aber erst kurz vor Schluss so richtig loslegen. Ähnlich ergeht es vielen potentiell interessanten Konflikten, wie zum Beispiel den gegensätzlichen Lebensentwürfen von Daphne und ihrer Schwester, die erst angeschnitten und dann plötzlich wieder fallengelassen werden. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn dann wenigstens Spannung aufkommen würde. Stattdessen setzt Regisseur Mark De Cloe auf einer klischeebehaftete Ménage à trois und zu viele ätherische Montagen, was den Film nicht voranbringt.
Ein kleiner Twist am Ende weckt nochmal kurz Interesse aber selbst der Bezug auf den einst real existierenden Online-Marktplatz Silk Road macht die Geschichte nicht mehr interessanter. Ein wenig fühlt man sich an Baran bo Odars "Who Am I? - Kein System ist sicher" erinnert, nur ist "Silk Road" in Sachen origineller Einfälle weit von der deutschen Konkurrenz entfernt. Was bleibt ist ein simpel gestrickter und nur langsam vorankommender Film, dessen verschenktes Potenzial man nur bedauern kann.