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Michael K.
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4,5
Veröffentlicht am 14. Juli 2018
Wieder einmal eine positive Überraschung, wobei es ja viele sehenswerte französische Komödien gibt. 'Mademoiselle Neila' ist eine wirklich herausragend gelungene und sehr unterhaltsame Komödie mit sehr viel Tiefgang und im wahrsten Sinne des Wortes ein philosophischer Film. Die beiden Hauptdarsteller passen sehr gut und machen die Handlung sehr authentisch. Da die Dialoge hier ganz besonders auf genauer Sprache und Wortwitz basieren, möchte ich auch die treffende und detailgetreue deutsche Synchronisation hervorheben. Eine ganz klare Empfehlung, besonders auch in der deutschen Fassung!
Man sollte nicht aufhören und schon gar nicht aufgeben, solche Filme zu machen, auch wenn es in der heutigen Zeit immer schwerer fällt, solch tiefgreifend philosophisch-intelligenten Stoff dem Zuschauer nahe zu bringen. Das solch ein Film natürlich reihenweise Klischees abarbeiten muss, lässt sich nicht vermeiden, sonst würde es die Klischees ja nicht geben. Der Film braucht ein wenig um reibungslos in Fahrt zu kommen, hält aber dann ein hohes Niveau. Handwerklich ist der Film solide inszeniert und auch schauspielerisch gibt’s bei den beiden Hauptprotagonisten Daniel Auteuil und Carmelia Jordana nichts zu meckern. Carmelia Jordana, 2009 bei dem französischen Ableger von „Pop-Idol“ bis ins Halbfinale gekommen, kann also nicht nur toll singen (YouTube), sondern auch tiefgehendes Schauspiel. Der Film gibt haufenweise Denkanstöße, vor allem auch in Bezug auf das sprachliche miteinander umgehen. Kann dem Fazit der Filmstarts-Kritik nur zustimmen.
Ab und an wird der Film ziemlich plakativ und weichgespült. Dennoch macht die Story einiges her. Die beiden Hauptdarsteller spielen hervorragend. Beide sind in ihrer Darstellung glaubhaft. Der Professor Mazard wirkt später ähnlich sympathisch wie Brendan Gleeson in "The Guard". Solch komischen Kauz, der mit seinen Gerede oft grenzüberschreitend ist, ist in all seiner Unvollkommenheit aber auch in seinem Genie, dem Zuschauer herzlich nah. Toller Film!
Arrogant, fremdenfeindlich und polemisch: Das ist der erste Eindruck, den Jus-Studentin Neïla von Professor Pierre Mazard bekommt, als sie zu spät in dessen Vorlesung schneit. Das fällt natürlich auf, und in erster Linie dem als Tacheles redend verschrienen Wortakrobaten des Mansplainings, der sich natürlich nicht zurückhält, die arabischstämmige junge Frau vor aller Augen mit allen Registern seiner Kompetenz zu demütigen. Lässt sich Neïla das gefallen? Nun, sie versucht, kontra zu geben – scheitert aber angesichts der überheblichen Größe eines Narzissten, der seine Worte so verstörend zielsicher einsetzt wie ein Kübel voll Wasser ins Gesicht eines Schlafenden. Die womöglich nicht weniger kluge Neïla, die rhetorisch längst nicht so viel auf dem Kasten hat, druckt sich und gibt klein bei – und beginnt, dem Professor aus dem Weg zu gehen. Der Film wäre zu Ende, würde es bei dieser Konstellation bleiben. Natürlich tut es das nicht, und Professor Mazard, der von allen Seiten ob seines herablassenden Verhaltens aus der Uni geschmissen werden soll, muss sich nun dazu herablassen, Reputation zu leisten. Und zwar mit einem Rhetorikkurs, am besten gleich für die erniedrigte Studentin Neïla. Und so beginnt eine erste, unfreiwillige, giftsprühende Runde voller Aversionen – die mit der Zeit abklingen, und etwas Eigenartiges, so etwas wie eine Symbiose, ein gegenseitiger Nutzen entsteht. Der nicht nur die Sprache schult, sondern auch noch ganz andere Dinge.
Die ganze Review weiterlesen auf FILMGENUSS unter https://filmgenuss.com/2019/03/22/die-brillante-mademoiselle-neila/
Die Franzosen verstehen ihr Handwerk, humorvolle Filme zu produzieren, bei denen dennoch der Handlungsstrang im Vordergrund steht. So auch in "Die brillante Mademoiselle Neïla", einer kurzweiligen Komödie, die jedoch tiefgreifender als erwartet war. Neïla, die schlagfertige Jura-Studentin gerät schon zu Semesterbeginn an ihren überheblichen Professor. Hauptthema ist dabei die Herkunft Neïlas, die reichlich Angriffsfläche für rassistische Kommentare ihres Professors bietet. Um die Strafe eines Disziplinarverfahrens zu mildern, nimmt er sich Neïla an und bereitet sie im Laufe des Semesters auf einen internationalen Rhetorik-Wettbewerb vor. Dabei kollidieren die Beiden immer wieder mit ihren unterschiedlichen Einstellungen und Weltsichten. Interessant ist zu sehen, wie Neïla durchaus Empathie für ihren eitlen und unnahbaren Professor hegt und ihm durch ihre natürliche Art möglicherweise dazu hilft, über sein eigenes Leben und seine Überheblichkeit nachzudenken. Teilweise hätte dem Film mehr Tragie geholfen, die gelungenen und schönen Momente noch strahlender erscheinen zu lassen.