Reynolds und Jackman in der Bromance des Jahres!
Gleich vorweg: Es gibt keine Spoilergefahr!
Daddy Pool ist zurück… endlich! Alles begann 2016 mit einem wirklich tollen ersten Teil dieser Filmreihe, die nun eine Trilogie geworden ist. 2018 erschien Teil 2, der nicht ganz so stark war, aber trotzdem sehr gut unterhalten konnte. Dann kam nicht nur Corona, sondern auch die Übernahme von 20th Century Fox durch Disney. Damit wanderten die Rechte der „X-Men“ zum gierigen Bob Iger-Unternehmen und die Frage war natürlich: „Wird Deadpool auch unter Disney so brutal und hemmungslos sein?“ Die Antwort war ein überraschendes „Ja!“ und die ersten Entwürfe für einen dritten Teil kamen ins Rollen. Zudem sollte Deadpool nun aber auch Teil des großen MCUs werden. Denn obwohl die X-Men Teil von Marvel sind, gehörten sie rechtlich nie zu Iron Man & Co (ähnlich wie Spider-Man, dessen Rechte noch bei Sony liegen). Ja, das alles ist unfassbar kompliziert, doch am Ende ist alles erstaunlich gut gegangen für unseren frechen Fratz mit der roten Maske und der brüchigen vierten Wand, die er immer wieder durchlöchert. So kam es nun, dass 2024 der lang ersehnte dritte Teil mit dem Namen „Deadpool & Wolverine“ in die Kinos kam (unter der Regie des dritten Regisseurs, Shawn Levy). Damit treffen endlich die beiden ikonischen Helden aufeinander, nachdem dies über zwei „Deadpool“-Filme hinweg immer wieder mehr oder weniger dezent angekündigt wurde. Doch ist dieser dritte Teil auch sehenswert geworden? Auch hier kann ich getrost sagen: „Ja!“
Wade Wilson hat sein Dasein als Deadpool aufgegeben, nachdem er bei den Avengers abgelehnt wurde. Nun fristet er sein Dasein mit dem Verkauf von Autos. Doch als er eines Tages von der TVA (Time Variant Authority) aufgegabelt wird, ändert sich Wades Schicksal: Er hat die Möglichkeit endlich etwas Bedeutendes tun zu können, doch dafür muss er einen hohen Preis zahlen. Wade trifft eine Wahl, doch dafür benötigt er die Hilfe von seinem Idol: Hugh Jackman alias Wolverine…
Was sich wie eine abgedrehte Fan-Fiction liest, ist nun Wirklichkeit geworden. Deadpool und Wolverine, Ryan Reynolds und Hugh Jackman sind zusammen in einem Film. Es hat schon was, wenn man diese beiden in ihren Rollen zusammen sieht. Und das Beste: Beide haben eine klasse Dynamik! Liegt wahrscheinlich auch daran, dass Reynolds und Jackman im echten Leben sehr gut miteinander auskommen. Und natürlich ist es toll Jackman wieder in seiner Paraderolle zu sehen, obwohl er eigentlich einen starken Abschied in „Logan“ bekommen hat. Aber wie Deadpool im Film selbst sagt, er wird wohl noch spielen, bis er 90 ist. Dabei ist Jackman nicht der Einzige, der eine seiner alten Rollen wieder aufnimmt. Für einen Marvel-Film sind Cameos mittlerweile Standard geworden und im Falle von „Doctor Strange 2“ können sie sogar einen Film in sich zusammen fallen lassen. Doch hier funktioniert die Strategie, vor allem weil der Film einfach nur unterhalten will.
Und damit sind wir auch schon bei dem größten Pluspunkt: Der Film ist extrem unterhaltsam! Für einen Marvel-Film (Deadpool ist ja jetzt offiziell Teil des MCUs) ist das lange nicht mehr selbstverständlich, aber „Deadpool & Wolverine“ ist ein Feuerwerk an verrückten Ideen, dummen Sprüchen und auch etwas Herz ist mit dabei. Dabei ist die Story hier (geschrieben von fünf Leuten!) sehr löchrig in seiner Logik. Seitdem Marvel die TVA aus der Serie „Loki“ etabliert hat, gibt es praktisch keine Konsequenzen mehr. Eigentlich ist alles möglich und das Potential nutzt „Deadpool 3“ auch ordentlich aus. Der Film will aber auch nicht mehr, auch wenn er versucht hier und da eine Art „Logan 1.5“ zu sein. Im Vordergrund steht der Spaß und auch einige dramatische Momente haben Gewicht. Und dennoch ist das Wirrwarr an Wendungen, Gags und Cameos manchmal etwas zu viel des Guten, auch wenn ich meinen Spaß hatte. Ich glaube einfach, dass hier noch mehr möglich gewesen wäre, besonders in der Story und besonders bei der Antagonistin.
Wer auf jeden Fall alles gibt, ist der Cast. Reynolds und Jackman tragen diesen Film wortwörtlich! Und beide liefern auch immer wieder echte Emotionen ab, besonders Jackman ist einfach ein fantastischer Schauspieler, was er in einigen Szenen eindrucksvoll zeigen kann! Und wie gesagt: Beide haben eine tolle Dynamik und dieses Duo könnte ich mir stundenlang ansehen. Daneben überzeugen einige andere Darsteller, die ich hier aber nicht erwähnen will, weil wegen Spoiler. Aber einige der Gastauftritte hier sind wirklich großartig und extrem witzig!
Witzig ist ein gutes Stichwort: Der Humor kann in den meisten Fällen zünden und meine Frau und ich haben wirklich viel gelacht. Der Film ist im Prinzip ein einziger Gag darüber, dass Deadpool nun bei Disney ist und die meisten werden das auch sicherlich feiern. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie das für jemanden ist, der vorher noch nie einen der unzähligen MCU- oder „X-Men“-Filme gesehen hat… Wie auch immer, ein Highlight für mich war übrigens die herzerwärmende Liebe von Deadpool für einen ganz bestimmten Hund im Film!
Die Action ist größtenteils sehr stark! Es gibt zwar hier und da etwas sehr viel Shakey Cam, aber die meisten Kampfmomente machen Spaß. Besonders ein One-Shot gegen Ende ist grandios! Und ja, es ist blutig, sehr blutig sogar. Deadpool & Co haben nichts an Derbheit oder Meucheleien eingebüßt. Mir waren nur ein paar Momente zu CGI-lastig. In einigen Einstellungen wurde beispielsweise Hugh Jackman komplett digital dargestellt, obwohl er einfach nur neben Deadpool steht…
Eine Erwähnung verdient auch der Soundtrack: Während der Score von Rob Simonsen okay war, überzeugt vor allem die bunte und wilde Songauswahl, darunter „Bye Bye Bye“ von NSYNC oder eine Gänsehaut-Version von „Like A Prayer“ von Madonna!
Fazit: „Deadpool & Wolverine“ ist nicht nur einer der besten MCU-Filme seit Langem, sondern auch ein toller und unterhaltsamer dritter Teil dieser sehr tollen Filmreihe. Deadpool macht Spaß, vor allem mit Wolverine an seiner Seite. Wer einfach nur Spaß ohne Sinn und Logik haben will, der wird hier vor Freude tanzen und sich an dem Oberkörper von Hugh Jackman ergötzen!