Die hilfreichsten KritikenNeueste KritikenUser mit den meisten KritikenUser mit den meisten Followern
Filtern nach:
Alle
Anonymer User
4,0
Veröffentlicht am 22. Dezember 2023
Eng an die Romanvorlage angelehnt sehen wir ein realistisches Bild der Gesellschaft um1900. Viele Details schaffen eine dichte Atmosphäre in Wohnstube und Werkshalle in einem abgeschiedenen Dorf in Thüringen. In dieser Männergesellschaft gelingt es den beiden Schwestern Johanna (Luise Heyer) und Marie (Maria Ehrich) das Glasbläserhandwerk nach dem Tod des Vaters weiter zu führen, obwohl es Frauen verboten war, es auszuüben. Bei Widerspruch gibt es Prügel, wenn er von Frauen kommt, wird sie vergewaltigt. Beide Schwestern müssen beides erleiden. Da kommt Action auf! Doch sie verfolgen unbeirrt ihr Ziel gegen den massiven Widerstand der Dörfler. Die Männerwelt wird hier bis auf zwei Ausnahmen als gewalttätige Dumpfbacken dargestellt. Marie hat ein Talent für das Bemalen, der von ihr geblasenen Glaskugeln, Johanna für den Vertrieb der Ware. Die geht bis nach Amerika. Peter (Robert Gwisdek), der Glasaugen herstellt, hilft Johanna und der Amerikaner Stephen Miles (Marc Barthel) kauft die gesamte Produktion auf. Was aus diesen beiden mal werden könnte, wird sehr dezent angedeutet. Klasse gemacht. So geht es nicht nur um die Emanzipation zweier Frauen, sondern auch um eine unternehmerische Erfolgsgeschichte. Die Szenen am offenen Gasbrenner sind optisch gesehen ein wahrer Genuss, wenn das hell glühende Glas wie Karamell gedreht wird. Und da es sich um Christbaumschmuck handelt, passt der Film zur Weihnachtszeit wie die Kerzen zum Baum. Aber er ist nicht nur weibliche Emotionen pur, sondern auch informativ, weil gut recherchiert und detailgenau ausgestattet und das Ganze von einem großartigen Ensemble umgesetzt wurde. Louise Heyer und Maria Ehrich sind zwar keine Newcomer, aber wie hier haben sie sich noch nicht so tragend in den Vordergrund gespielt.
Ja, ich war wirklich skeptisch, vielleicht auch grade deshalb, da ein Thema behandelt wird, das irgendwie immer noch aktuell ist und an dem sich immer und immer wieder die Gemüter erhitzen. Der Film geht wider erwarten gut mit dem Thema um, schafft es, den nötigen Tiefgang zu erzeugen und nicht den erhobenen Zeigefinger rauszukehren. So haben wir also hier einen Film aus deutschen Landen, der mit Kostümierung, tollen Schauspielern und historisch geprägten Dialogen absolut zu überzeugen weiß und mehr als sehenswert ist. Wirklich eine äußerst positive Überraschung.
Nachdem man zunächst vielleicht ein wenig skeptisch ist, wenn man z.B. das als Vorlage dienende Buch gelesen hat, oder man das Thema Frauen, die sich in einer Männerwelt behaupten, langsam nicht mehr sehen kann, auch, wenn es natürlich ein sehr wichtiges Thema ist, oder ob man einfach generell vor deutschen Fernsehproduktionen zurückschreckt, besonders, wenn sie ernstere Themen angehen, dann wird man auf jeden Fall sehr schnell sehr positiv eines Besseren belehrt. Die Glasbläserin ist ein sehr gut umgesetztes Stück Geschichte – wie authentisch nun die einzelnen Aspekte sind, sei einmal dahingestellt, aber zumindest die Szenerien und Kostüme wirken echt und auch den Darstellern, allen voran den beiden Hauptdarstellerinnen, nimmt man ihre Rollen absolut ab. Unerwartet, aber tatsächlich ein Film, der sehr schön in die Weihnachtszeit passt
Die Glasbläserin ist auf jeden Fall schon mal kein typisches "Winter-Weihnachtsmärchen", bei dem es eigentlich nur um die Erfindung der Weihnachtskugel geht und richtet sich eher nicht an die jüngeren Zuschauer. Es dreht sich meiner Meinung nach eher um die historische Stellung der Frau in der Gesellschaft. In dieser hatten es die Frauen häufig nicht leicht und mussten sich ihren Weg bzw. Ihre Stellung härter erkämpfen als es heute nötig - schlimm genug, dass es heute immer noch diese Denkweisen gibt. Der Film ist für eine ZDF-Produktion schon sehr gelungen. Da scheinen die Gebühren ja mal anständig verwendet worden zu sein. Da ich seltenst normales TV schaue ist mir dort die Ausstrahlung wohl entgangen. Der Film spiegelt auf jeden Fall gut wieder, wie es sich gegen Ende des 19. Jahrunderts zugetragen haben könnte.
Echt ein sehr spannender historischer Film. Das tollste an dem Film und das hat mir auch am besten gefallen, waren sie Schneekugeln. Jetzt weiß ich wie sie hergestellt wurden. Die Herstellung der Kugeln hat mich echt fast fasziniert.