Der Film "Nur Gott kann mich richten" ist der Versuch einen deutschen Gangsterfilm zu machen. Allerdings kommt er weder von langweiligen Klischees, einer dünnen Story, unglaubwürdigen Szenerien und teilweise schlechter schauspielerischer Leistung los. Die Story ist schnell erzählt: Ricky und Rafael sind zwei Brüder, die beide aufgrund eines missglückten Überfalls im Gefängnis waren. Als sie rauskommen, lässt sich Ricky schnell überzeugen, bei einem Deal mitzumachen, der ihm ordentlich Kohle einbringen soll. Als Rickys Partner aber ausfällt, will er Rafael überzeugen. Dieser ist minutenlang empört, dass Ricky es wagt, ihn sowas zu fragen und schmeisst Ricky Sprüche wie "DU BIST GIFT FÜR MICH!" an den Kopf, um dann nach einer minutenlangen Keilerei doch einzuwilligen.
Allerdings geht der Plan schief und statt 2,5 Kilogramm (eine Zahl, die ohne Ende wiederholt wird, warum das so wichtig ist, weiß wohl nur der Regisseur.) beim bösen Obermufti abzuliefern und dafür Geld zu kassieren, haben sie das Problem, dass eine Polizistin das verlorene Heroin für sich behält. Denn ihre Tochter braucht ein neues Herz - und eine dubiose Ärztin hat ihr gesagt, für 30.000 € würde sie die Werte der Krankenakte fälschen und für ein Spenderherz aus Osteuropa sorgen können. Damit fängt die Hatz an: Die Polizistin versucht auf naiv-unglaubwürdige Weise das Heroin zu verticken, Ricky und Rafael versuchen das Heroin wiederzubekommen und zwischendurch jede Menge Gewalt. Ach nein. Ab und an muss auch noch Zeit für Emotionen sein: Ricky kümmert sich um seinen dementen Vater. Das sind so ziemlich die schauspielerisch stärksten Szenen im gesamten Film.
Die Charaktere sind einfach nur eindimensional, die Handlungsweisen nicht nachvollziehbar. Beispiel Rafael: Er kommt aus dem Knast, und will ein gutes Leben anfangen. Nichtsdestotrotz ist seine erste Idee, als er einen Diamantring sieht, den Vater seiner Freundin, bei dem er arbeitet, zu bestehlen, um sich den Ring für den Heiratsantrag leisten zu können. Aber danach tut er, als wäre es ein Ding der Unmöglichkeit, etwas Illegales zu machen. Aber nach dem fehlgeschlagenen Plan ist sowieso alles egal: Er knockt Polizisten um, schlägt den Vater seiner Freundin halbtot...um dann auszurasten, als Ricky vorschlägt, die Polizistin umzubringen, um so an das Heroin zu kommen. Die Figur der Polizistin selbst ist nicht viel glaubwürdiger. Welche Beamtin würde auf offener Straße irgendwelche Leute fragen, ob man ihnen Heroin verkaufen kann? Auch der Fakt, dass sie einem Drogenboss ihre echte Mobilnummer gibt, ist zumindest mal fragwürdig. (auch wenn sie im Film kurz überlegt) Und eine Ärztin, die korrupt ist..und Kontakte zum vermutlich nicht ganz so legalen Organhandel hat..nun ja, wirkt wie ein weiteres plattes Mosaiksteinchen im Film. All das wird untermalt von endlosen Beschimpfungen, die teilweise einfach nur lächerlich wirken ("Lass den Scheiss, sonst weint bald deine Mutter") und einer ermüdenden Gangsterrap-Mucke. Warum alle Frankfurter Gangster übrigens permanent die Leute "Digger" nennen, was eher aus dem Norden kommt, bleibt ebenso unerklärlich wie viele andere Fakten. Ich schließe mit einem Auszug aus den Lyrics.
"Oh, oh, du willst die Euros?
Nimm den Tod in Kauf, Loco
Es geht um Kilos, alles hat sein'n Preis, Gringo
Du lebst im Penthouse, ich scheiß' drauf
Mein Kreislauf zwischen Munition und Geldrausch
Depression und Hazerauch."