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    Thelma
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    Kinobengel
    Kinobengel

    464 Follower 551 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 7. April 2018
    Der norwegische Regisseur Joachim Trier ist mit „Thelma“ in den deutschen Kinos.

    Die christlich erzogene Thelma (Eilie Harboe) zieht vom Land nach Oslo, um Biologie zu studieren, lernt das Stadtleben kennen und knüpft Freundschaften. Unerwartet erleidet sie Krampfanfälle und scheint ungewöhnliche Fähigkeiten zu entwickeln.

    Ungewöhnliche Fähigkeiten hat offenbar auch Joachim Trier. Selten ist zu sehen, dass ein Filmemacher sein Publikum so nah an eine Figur heranziehen kann. Das erinnert an „Blau ist eine warme Farbe“ (2013 von Abdellatif Kechiche) und die im Fokus stehende Adèle (Adèle Exarchopolous). Doch Trier ist eindringlicher und tiefer, nicht nur wegen des fantastischen Anteils.

    Mit der stillen wie atemberaubenden Jagdszene, die zu Beginn ein großes Rätsel aufwirft, ist der Bann bewirkt. Breit und ruhig in Gegenwart und Rückblenden erzählt Trier die Erlebnisse von Thelma, die sie sich zum Teil selbst nicht erklären kann.
    Die überwiegend realen Szenen, welche sehr subtil das zaghafte Tun und Lassen der anfangs zurückhaltenden Hochschülerin schildern, mischen sich mit Trugbildern und Horror-Elementen in einfallsreicher Ausgestaltung. Jede Kamerafahrt, jedes Bild, jede der üppig eingefangenen Nahaufnahmen ist mit Lichtsetzung, Abstand und Winkel ein Meisterstück für sich. In fast allen Einstellungen ist die ausdrucksstarke und mit vielen Gesichtern agierende Eilie Harboe zu sehen. Dazu der wuchtige und komplexe Score von Ola Fløttum, der ebenfalls für alle anderen Langfilme von Trier komponiert hat. So nimmt der Beobachter schier unendlich intensiv an den Empfindungen von Thelma teil. Dieser Effekt verblasst etwas nach ca. 2/3 der Spielzeit, denn die Hilfe durch Ärzte und Eltern (Henrik Rafaelsen, Ellen Dorrit Petersen) rückt in den Vordergrund. Doch dafür hält dieser Part nicht minder wirksam Teilauflösungen und eine Art Showdown bereit.

    „Thelma“ ist für den Horror-Fan zu wenig Horror und für den Mainstream-Kinogänger im Ergebnis zu wenig enträtselt. Das erklärt, warum der Film nur wenig in der Kinolandschaft ausgerollt wurde. Und doch sollte niemand dieses brillante Werk verpassen.
    Andreas S.
    Andreas S.

    9 Follower 171 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 1. Oktober 2022
    Ich musste den Film zweimal schauen, um ihn immer noch nicht richtig zu verstehen. Oder besser gesagt, hatte ich beim zweiten Mal den Eindruck, einen ganz anderen Film zu schauen. Muss an mir und meiner Begriffsstutzigkeit liegen. Oder war das die Intention des Regisseurs. Ein Film, Zig verschiedene Aspekte, die den Film immer wieder neu erscheinen lassen. Wenn selbst proffessionelle Filmkritiker Kritiken schreiben, die so klug wirken wollen, dass ich das geschriebene Wort schon gar nicht verstehe, weiß ich schon, was in der Regel auf mich zukommt. Nicht nur Kino, sondern noch mehr Kopfkino. Was um Himmels Willen wollte der Regisseur uns mit seiner Inszenierung sagen? Da es viele Möglichkeiten gibt, das Geschehen zu deuten, habe ich mich mal für die ganz simple Veriante entschieden.

    Thelma ist übersinnlich begabt. Wenn sie ihre Gefühlswelt in Aufregung versetzt, und sie sich etwas intensiv wünscht, werden Dinge auch wahr. Das kann mitunter lebensgefährlich für ihre Umwelt werden. Zum Beispiel kann sie als kleines Mädchen ihren kleinen Bruder, einen hilflosen Säugling, einfach teleportieren. Da sich ihre Eltern mehr um den kleinen Jungen als um sie kümmern, entwickelt sie Eifersucht, mit der sie als sechsjähriges Mädchen nicht klarkommt. An sich nichts Ungewöhnliches. Da Thelma sich aber ihrer Kräfte nicht bewußt ist, verschwindet der arme kleine Tropf irgendwann plötzlich unter einer dicken Eisschicht im zugefrorenen See vor dem Haus ihrer Eltern. Sie hat es sich gewünscht, also passiert es. Und schon ist der kleine Säugling tot.
    Der Vater will Thelma erschießen, weil er weiß, welch unkontrollierbaren Kräfte in seiner Tochter wohnen. Familienerbe. Schon seine Mutter, die er in einem Hospital mit ultraharten Medikamenten seit Jahren ruhigstellen lässt, hatte diese unheimlichen Fähigkeiten. Aber er bringt es nicht über das Herz abzudrücken und versucht seine Tochter durch überaus strenge religiöse Erziehung und Unterdrückung ihrer Gefühle inklusive der unheimlichen für ihren Bruder tödlichen Ereignisse, auf den rechten Pfad zu bringen, sozusagen Sedierung durch streng religiöse Ausrichtung und Verdrängung der Realität.

    Als junge Frau geht Thelma nach Oslo um zu studieren. Ihre Eltern wissen, dass sie ein wandelndes Pulverfass ist, gehen aber das Risiko ein, sie aus ihrer strengen Obhut zu entlassen, da seit dem Tod des kleinen Jungen vor etlichen Jahren nichts mehr passoert ist. Ein teurer Trugschluss für den Thelmas Vater am Ende bitter bezahlt.
    Thelma verliebt sich an der Uni in eine junge Studentin. Sie gerät durch diese von ihr als falsch und unmoralisch empfundene Liebe in ein seelisches Dilemma und schon brechen ihre Kräfte wieder hervor. Das Unheil nimmt seinen Lauf.

    Thelma ist ein mit subtilen Horror und Psycho Elementen angereichertes Coming of Age Drama. Die junge Frau, die über unheimliche Kräfte verfügt, ohne diese kontrollieren zu können, weil ihre Eltern es ihr nie beigebracht haben, stattdessen auf Verdrängung und religiöse Züchtigung des Geistes gesetzt haben, richet unbewusst viel Unheil an.
    Die Verdrängung ihres übermächtigen Geistes in Verbindung mit der krankhaft religiösen Ausrichtung ihrer Erziehung führt zu psychogenen nicht epileptischen Anfällen und schließlich zu unkontrollierten Ausbrüchen ihrer Kräfte. Menschen verschwinden, Menschen sterben, bevor Thelma sich am Ende ihrer Kräfte bewußt wird und die Kontrolle darüber hat. Was sie sich wünscht, wird wahr. Die Szene, als sie ihrer gelähmten Mutter über die Wange streicht, ihre Beine berührt und sie daraufhin wieder gehen kann, macht unmissverständlich klar, daß Thelma verstanden hat. Und so zieht sie, sich ihrer selbst und ihrer Kräfte bewußt, in die weite Welt hinaus. Bleibt nur zu hoffen, dass Proffessor Xavier sie rechtzeitig findet und zu den X-Men holt. Ansonsten wäre die Welt Thelma hilflos ausgeliefert. Was für eine Horror-Vorstellung, mit der wir am Ende allein gelassen werden.

    Sehr starkes Arthouse Kino. Ein Film, dessen ganze Wucht sich fühestens beim zweiten Hinsehen vollends entfaltet. Sehr gute visuelle Effekte mit Hitchcock (Die Vögel) und Friedkin (Der Exzorzist) Anleihen, die bei näherer Betrachtung durchaus verstörend und beängstigend sind. Zudem durchweg starke schauspielerische Lesitungen und eine Handlung, die dem Zuschauer unendlich viel Raum für Interpretationen bietet. Ich denke, am Ende haben alle Zuschauer zwar das Gleiche gesehen aber jeder wird in der Rückbetrachtung etwas ganz Anderes über Thelma erzählen. Das ist schon Arthouse-Kino der allerbesten Sorte. Beeindruckend.
    Cursha
    Cursha

    7.024 Follower 1.055 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 18. Oktober 2019
    Es ist schon erstaunlich, wenn man sich den norwegischen Filmmarkt anschaut. Dort muss man erkennen, dass es eine unglaubliche Bandbreite an verschiedenen, aber auch sehr guten Filmen gibt. Ob Abenteuerfilme wie "Kon-Tiki", Kriegsfilme wie "Max Manus", komödiantische Dramen wie "Höhere Gewalt" oder Monumentalfilme wie "Pathfinder", jeder Film ist absolut herausragend und untermalt den Status, dass die Skandinavier zu den Topfilmemachern auf dem Erdball gehören. Nun kommt mit "Thelma" der neuste Film von Joachim Trier, der hier zu Lande leider komplett untergegangen ist. Völlig zu unrecht. Zur Handlung: Thelma zieht aus den Einöden Norwegens nach Oslo, wo sie studieren will. Bald darauf häufen sich Anfälle, die zunächst als Epilepsie abgetan werden, sich aber als etwas anderes herausstellen sollen. Und dann verliebt sie sich noch in Anja, eine Studentin. "Thelma" ist endlich mal wieder ein Film, der Platz zum Spekulieren liefert. Viel wird nur angedeutet und der Zuschauer muss sich am Ende selbst Überlegen was es den nun mit Thelmas Fähigkeiten auf sich hat. Dabei ist der Hintergrund doch sehr Interessant. So kann man "Thelma" doch als ein Film der Unterdrückung durch Religion sehen. Thelma ist extrem Christlich und lebt die Werte und Normen, die ihr der Glaube und ihre Familie auftragen. Doch nun verlässt die Jungfrau das Elternhaus und zieht aus dem Nichts in eine Großstadt, wo sie beginnt nach und nach zu sündigen. Thelma beginnt all das zu leben was ihr verboten war und so ist es am Ende auch nicht verwunderlich, dass sie sich in eine Frau verliebt. Der Film hat starke christliche Züge und spielt sowohl mit biblischen Aspekten, wie auch mit dem Bild von Gott und Satan. Dabei spickt Trier die Geschichte mit den Anfällen, die Thelma mehrfach erleidet, diese sind eigentlich fast vollständig ein Mysterium und werden nie genau erzählt. Auch diese kann man nur Interpretieren und so können sie zB als Symbol der tiefsten menschlichen Bedürfnisse stehen und wie Gierig und Verdorben wir doch im Innersten sind. Doch möchte ich dazu nicht weiter spoilern. Hauptdarstellerin Eili Harboe zeigt sich als perfekte Wahl und kann den interessanten Charakter unter der schüchternen Maske perfekt spielen. Sie trägt den Film auf Händen. Auch ansonsten ist der Cast sehr gut gewählt. Handwerklich gibt es nichts zu meckern. Gerade die Kameraarbeit ist absolut herausragend. Die Bilder sind eine wahre Wucht, in jeder Sekunde. Ob die gigantischen Landschaftsaufnahmen, die tollen Aufnahmen in der Stadt, eine optisch großartige Szene in der Osloer Oper oder eine wahnsinnig eindrucksvolle Szene in einem Krankenhaus. Alles ist perfekt gefilmt. Wobei gerade letztere Szene auch eine wahnsinnige Arbeit mit dem Licht darstellt, die fantastisch aussieht, aber durch die Lichteffekte einigen Übel aufstoßen wird. Die Effekte sind sehr reduziert und dienen, im Vergleich zu Hollywoodfilmen, nicht dem Selbstzweck. Und auch musikalisch ist es ein Genuss. Kurz: "Thelma" ist ein optisch perfekter und sehr atmosphärischer Film, mit großartiger Massage, die viel Platz zum spekulieren gibt. Darstellerisch gibt Eili Haboe eine großartige Vorstellung und trägt Triers Film auf Händen.
    Kino:
    Anonymer User
    1,0
    Veröffentlicht am 13. November 2021
    Früher traf der Sponti-Spruch den Nagel der Ratlosigkeit auf dem Kopf ‘Wenn du nicht mehr weiterweißt, bilde einen Arbeitskreis.‘ Wenn heutige Autoren vor diesem Problem stehen kramen sie zwei stilbestimmende Begriffe hervor ‘Mystery‘ und ‘Horror‘, eventuell noch Psi aus der Metaebene. Das hat Joachim Trier hier ebenfalls praktiziert: die Titelfigur ist ein spätpubertierendes Landei, das in die Stadt zum Studieren kommt (Biologie sic!). Eine lesbische Liebe zur Kommilitonin Anja (Okay Kaya) bestimmt ihre erwachende Sexualität. Epileptische Anfälle machen aus Thelma etwas Besonders. In Retros friert sie ihren kleinen Bruder in der Eisfläche des Sees ein, ihr Vater fängt Feuer und verbrennt, Mutter erhebt sich aus dem Rollstuhl und erspart sich eine Fahrt nach Lourdes oder Fatima. Eine Schlange kriecht in Thelmas Mund…
    Als Ursachen für diese wundersame Horrorshow bietet uns der Regisseur unterdrückte Sexualität und tiefe Religiosität an. Die Auswirkungen kann man sehen, muss sie aber nicht glauben. Wieso regt sich da der Widerstand des gesunden Menschenverstandes?
    K. V.
    Christian Alexander Z.
    Christian Alexander Z.

    149 Follower 784 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 14. Februar 2021
    Einmal mehr Filmkunst aus Norwegen! Ein Psycho- Sozial- Familien- Drama, so würde ich über eine Klassifizierung versuchen, den Film zu charakterisieren. Das sind 110 Minuten Unterhaltung auf höchstem Niveau. Unverbrauchte Schauspieler, originelle und realistische Geschichte, einige wenige geschickte Zeitversetze und last but not least eine wunderbare Musik. Selbst die Szenen erotischer Inhalte kommen ohne die omnipräsenten immer gleichen Bilder der Nacktheit aus. Viel Vergnügen!
    grondolfderpinke
    grondolfderpinke

    15 Follower 87 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 13. Dezember 2018
    Sehr interessanter Streifen aus der europäischen Filmeküche. Ein Mix aus Carrie ohne Blut und Twilight ohne Vampire und in gut. Ein ruhiger, man möchte fast sagen nüchterner, Mystery-Film mit einem exzellentem Cast und einem richtig guten Drehbuch. Sehr sehenswert, dieser Film wird garantiert in Hollywood in den Fleischwolf geworfen.
    reichtoch!
    reichtoch!

    8 Follower 67 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 21. Oktober 2021
    Ein spannender Mystery-Thriller exzellenter Machart mit einer herausragend guten Hauptdarstellerin. Eigentlich merkt man dem Film das "Nordische" gar nicht so richtig an. Könnte gut und gerne auch aus Hollywood stammen. Sehr feinfühlig setzt der Regisseur Akzente die diese gewisse mysteriöse Grundstimmung erzeugen. Die junge Hauptdarstellerin (Studentin) spielt unglaublich ausdrucksvoll, meistert jede Gefühlslage souverän - ein großes Talent. Die Geschichte entwickelt sich sehr gekonnt in kleinen Schüben und macht Spaß. Die Produktion von Bild u. Ton ist tadellos, auch wenn der Klang eher zurückhaltend ist (Blu-ray: DTS-MA 5.1) - da erzeugen andere Filme dieses Genres deutlich mehr Spannung und Atmosphäre. Trotzdem insgesamt ein sehr gelungener Film.
    Le_Maitre
    Le_Maitre

    10 Follower 86 Kritiken User folgen

    0,5
    Veröffentlicht am 19. Mai 2021
    Bin nach 30 Minuten ausgestiegen, die Scheinheiligkeit , der Eltern von Thelma ging leider nicht mehr! Es ist ziemlich lahm, bietet ziemliches Einschlaf Potenzial !
    Kino:
    Anonymer User
    2,5
    Veröffentlicht am 2. April 2020
    Sorry, aber für die hohe Kunst hinter diesem Stück war ich nicht empfänglichm Habe mich gelangweilt...
    Mika Schäfer
    Mika Schäfer

    4 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 29. Februar 2024
    Sehr überrascht auf diese Perle im WDR gestossen zufällig. Ganz großes Kino das den besten Thrills aus den USA der 80er und 90er Hochzeit in nichts nachsteht. Mystery Gänsehaut .... Top.
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