Irgendwo in Südkorea, in der Nähe von Seoul. Ein Autotunnel stürzt ein. Pfusch am Bau. Ein Autoverkäufer und eine junge Studentin sowie ein kleiner Mops sind unter den Trümmern begraben, überleben aber zunächst.
Aber wie wollen die Rettungsmannschaften die Opfer bergen? Sie sind unter Tausenden Tonnen Geröll begraben. In unwirtlichem Gelände wird bei extrem schlechtem Wetter mit großem Gerät gegraben, was das Zeug hält, aber die Rettung kann Tage, gar Wochen dauern.
Währenddessen kämpfen Autoverkäufer und Familienvater Jeong-Su und Studentin Mi-Na sowie der kleine Mops um jeden Tag Leben. Schwere erlittene Verletzungen, nur wenig Wasser, so gut wie nichts zu essen, Kälte und Depression machen ihnen in klaustrophobischer Umgebung extrem zu schaffen. Das tödliche Drama im unbarmherzigen Kampf gegen die Zeit nimmt seinen Lauf.
Der Film ist spannend. Die Hauptfiguren, Opfer, Retter, Politiker und Journalisten, spielen ihre Rollen mit angenehmer südkoreanischer Zurückhaltung. Hier wird nicht Zeter und Mordio geflucht, hier schwingt sich keiner zum Supermann auf und hier werden auch keine ganzen Gebirge weggesprengt.
Es ist ein angenehm zurückhaltender Katastrophenfilm, der normale Menschen in ihren normalen gesellschaftlichen Rollen in einer extremen Situation zeigt. Es werden politische Machenschaften kritisch hinterfragt, der Sensations-Journalismus bekommt anständig was auf die Mütze, die extreme Situation der Verschütteten wird gut rübergebracht, die Rettungsaktionen wirken authentisch, die Liebesgeschichte zwischen Heong-Su und seiner Frau außerhalb des Tunnels zündet, alle Protagonisten verharren in ihren südkoreanischen traditionellen Verhaltensformen, erliegen nicht dem typischen Bombast westlicher Katastrophenfilme und es gibt einen süssen Mops. Ob der wohl überlebt, der süße Fratz?
Was den Film alleine schon sehenswert macht, ist der spürbare Bruch mit unseren Sehgewohnheiten wenn es in Filmen um den Kampf gegen Katastrophen geht. Da würde Sly Stallone sich am Ende mit bloßen Händen zu den Verschütteten graben. Jeder Tod würde mit Pathos verklärt. Berge würden explodieren. Schuld hat der Präsident. In Tunnel gibt es diesen Helden-Klamauk nicht, aber genau das macht diesen Film ja unter anderem so interessant, spannend und sehenswert.
Ich wusste gar nicht dass es durchaus möglich ist, 35 Tage mit sehr wenigen Nahrungsmitteln durchzustehen. Zum Glück konnte hinterher zumindest noch regelmässig etwas Wasser aufgefangen werden, das an einer Stange heruntertropfte. Sonst wäre es wohl doch etwas eng geworden, 35 Tage unter dem Geröll zu verbringen und vielleicht zu überleben.
Ich kann den Film zur einmaligen Ansicht wärmstens empfehlen. Versaut auf keinen Fall den Filmabend. Ganz im Gegenteil.