Eigentlich hat P. Bateman alles, wovon viele träumen und was viele gern hätten. Eine durchgestylte Wohnung (Die für meinen Geschmack etwas zu unkünstlerisch ausgestaltet wurde), einen sicheren Job mit anscheinend hohem Verdienst, soziale Macht über andere (z.B. über seine Sekretärin), einen Chauffeur, Designer- und Markenklamotten vom Feinsten und er bewegt sich in den oberen Gesellschaftsschichten und hat Zugang zu exklusiven Restaurants. So kann er immer, jederzeit und wann er nur will fürstlich speisen. Was er aber nicht hat, das sind echte Freunde. Leider erfährt man im Laufe des Filmes zu wenig über Batemans Vergangenheit. Es mangelt doch etwas an psychologischer Tiefe, denn es wird einfach nicht die simpelste und offensichtlichste Frage beantwortet: Wieso und weshalb zum Geier hat Bateman diese Gier- und Mordgelüste, woher kommt dieser Todestrieb und diese Blutrünstigkeit? Er meint selbst, das er nur dadurch Befriedigung erfahren würde. Man sieht aber im Film, das ihm Sex auch wichtig ist und er ihn auch arg geniesst. Und wenn er sich nur mit Hilfe der Frauen an sich selbst aufgeilt, indem er sich beim Sex im Spiegel beobachtet. Diese Szenen erinnern z.B. an "Before the Devil knows you re dead", was die Filmemacher sich bestimmt von American Psycho abgeguckt haben. Ich denke, das die Frage nach seiner Mordlust nur durch einen Blick in seine Biografie zu beantworten wäre. Es wirkt schon manchmal unglaubwürdig, das ein 27 jähriger Mann, der in Harvard studiert hat so drauf ist. Aber es ist ja auch nur ein Film und nicht die Realität, genau wie der Roman auch nur relativ fiktiv ist, obwohl der Schriftsteller Bret Easton Ellis meint, er hätte das alles wirklich erlebt, siehe das folgende Interview in der Zeit: http://zeus.zeit.de/text/2006/02/Titel_2fEaston_Ellis . Jedenfalls erinnert mich der Film stark an das Äquivalent mit Kevin Costner: Mr. Brooks - Der Mörder in dir aus dem Jahre 2007, wo es sich um einen ähnlich gestalteten karrieristischen Charakter handelt, der eine absolut parallele Mordlust zu American Psycho aufweist. Oder was sagt ihr dazu? Die beiden Filme sind vergleichbar. Nur das Mr. Brooks seine Opfer eher immer erschießt, während Bateman brutalere Methoden anwendet und auch schon mal zur Axt oder zum Messer greift. Trotzdem wirkt MR. Brooks etwas schlüssiger erzählt, während hier doch viele Fragen offen bleiben. Bei Filmstarts.de hat Mr Brooks auch 2 Punkte mehr erhalten als American Psycho, was auch ein Indiz als Beweis für meine These wäre. Denn so richtig schlau wird man aus dem Charakter des Bateman nicht. Auch finde ich es störend, das der Vater, der ja gleichzeitig sein Chef ist im Film zwar mehrmals erwähnt wird, aber niemals auftaucht. Was ist eigentlich mit Batemans Eltern? Das er keine Freunde hat, ist aufgrund der Normen und des Umgangs miteinander in der oberen Schicht begründet: Niemand interessiert sich wirklich für einen, niemand interessiert sich also wirklich für die Innerlichkeit eines Menschen. Alle blocken Bateman ab, wenn er sich ihnen offenbaren will. Ebenso blockt er selbst aber auch ab, als er mit seiner Freundin Schluss macht oder als seine Affäre mal mit ihm gern reden wollen würde und er aber nur genervt endlich gehen will, nachdem er mit ihr geschlafen hat. Die Dialoge finde ich überhaupt nicht hohl, sondern schon intelligent konstruiert. Es herrscht unheimlich viel Konkurrenz zwischen diesen Börsenmaklern oder was sie auch immer sind. Das ist auch etwas unglaubwürdig, das jemand und sei es auch der Sohn, ein Büro mit samt Sekretärin bei solch einem renommierten Unternehmen inne hat und dann den ganzen Tag nur Musik hört, essen geht oder rum hockt und sich obsessive Gewaltphantasien macht. Bei dem Film stimmt eigentlich vieles vorne und hinten nicht und doch ist er in seiner Machart sympathisch. Solche Philosophierungen über berühmte Musikhits der 80er hat es in keinem anderen Film gegeben. Diese Monologe von Bateman sind wirklich amüsant. Auch das er Pornos nebenbei herlaufen lässt oder sich Gewaltfilme ansieht, während er sit ups macht ist kritisch gemeint, aber irgendwo sympathisch. Vor allem, wenn man sowas aus eigener Erfahrung kennt. Ich denke, obwohl Bateman im Film sicherlich so ganz anders ist als viele Leute dort draußen in der Realität, können sich viele männliche Zuschauer auf alle Fälle in vielen Punkten mit Bateman identifizieren. Er bietet schon mit manchen Verhaltensweisen viel Spielraum zur Identifikation: Sein Fitnessbedürfnis, sein Bedürfnis gut gekleidet zu sein und gut auszugehen, seine Frauen mit denen er schläft, die Prostituierten zu denen er geht und die Musik die er hört. All das sind solche Faktoren. Und doch sind gerade die Leute die sich mit ihm identifizieren wahrscheinlich ganz anders im wahren Leben und bilden sich nur ein so zu sein. Die psychologische Auflösung am Ende des Filmes ist zweideutig: Entweder, der Anwalt hat seine Geschichte gehört auf seinem Telefon, hat daraufhin die Wohnung räumen lassen oder selbst geräumt, denn es stehen ja wirklich viele Putzeimer und Farbeimer an den Stellen, wo Bateman Leichen gebunkert hatte, und deshalb sagt der Anwalt auch, das er den besagten Typen in London gesehen hat und mit ihm aus war, um Bateman zu decken und zu schützen vor sich selbst und deshalb ignoriert er auh sein Geständnis oder aber Bateman hat wirklich alles nur quasi geträumt, ist schizoid oder leidet unter Gedächtnisschwund. Es gibt diese Möglichkeiten und doch ziehe ich die erste vor: Ich denke, das ihn sein Anwalt aus dem ganzen Schlamassel rausgehauen hat. Der wirkt viel zu abgeklärt in dem Gespräch am Ende, zu souverän und er ist gar nicht frappant darüber, das Bateman ihm ernsthaft gesteht, all diese Morde begangen zu haben. Da stimmt doch was nicht? Es wäre einfach zu unglaubwürdig und würde auch den Sinn des Filmes verfehlen, wenn Bateman derlei psychisch gestört gewesen wäre. Es ist ja kein Film wie "Fight Club", obwohl es bestimmt auch zwischen diesen beiden Filme sozialkritische Parallelen gibt. Na jedenfalls ist der Film so steril inszeniert und brilliert mit einem perfekten Christian Bale, der immer besser schauspielert (z.B. in Prestige - Die Meister der Magie oder The Machinist - Unbedingt schauen!) und auch mit dem nebenbei ablaufenden inneren Monolog harmoniert. Man sieht ihm sichtlich den Spaß an, den er gehabt hat an dieser Rolle - vor allem auch durch die überzeugenden Mordszenen, in denen er wirklich authentisch wahnsinnig rüber kommt. Manch einer dürfte sich aufgrund dieses Charismas von Bale dabei ertappen, das er sich mit P. Bateman freut, wenn dieser die Kettensäge auf sein Opfer hinuntersausen lässt. Denn irgendwo kann man den Standpunkt, die Wut, den Zorn und den Hass von Bateman auf diese gelackte Welt verstehen. Einerseits aber bringt er die Wallstreet Yuppies voller Hass um, andererseits ebenso Studentinnen und Straßenpenner. Er grast das ganze gesellschaftliche Spektrum ab und ermordet so auch Prostituierte. Er scheint wahllos zu morden: Die da unten ermordert er, weil sie Nieten und Schlampen sind und die da oben, weil sie arrogant sind, ihm Konkurrenz machen und eine bessere Visitenkarte haben als er. Nur, was will Bateman eigentlich? Er sucht den Exzess, was er sucht ist der Kick in einer gefühlskalten Welt, die gar nicht so gefühlskalt ist. Derjenige der gefühlskalt ist, das ist am Ende er selbst. Damit er noch merkt das er noch lebt, reichen ihm körperliche Fitness und anderweitige Vergnügungen nicht aus, Nein, er muss morden um zu fühlen das er fühlt. Was sind das für Gefühle, die da in ihm aufsteigen? Eigentlich ziemlich primitive und archaische Gefühle, so wie wenn man seine Konkurrenten im Sport besiegt und über sie obsiegt, so in etwa muss das sein. Das sind niedere Instinkte und Gefühle mit denen der Film spielt. Bateman soll doch froh sein, das er nicht soviel fühlt! Es gibt so empfindsame und sensible Gemüter dort draußen, die solch tiefe Angst in sich fühlen, die er niemals fühlen wird. Denn darunter kann man immens leiden. Viele würden sich die Härte, den Glanz und die Perfektheit eines Bateman wünschen. Vernünftig zu sein scheint er, aber seine niedersten Instinkte, ja fast pubertäre Bedürfnisse kann er nicht unterdrücken oder beherrschen. Das ist das große Paradoxon in American Psycho. Wie kann das sein, das solch ein intelligenter, leider aber lebensgesättigter junger Mann sich sowas von nicht unter Kontrolle hat? Und da hätte ich mir mehr psychologische Tiefgründigkeit in diesem Psycho-Drama gewünscht. Denn der Film kratzt in vielem nur an der Oberfläche. Eigentlich muss man sich viel selbst zusammen reimen. Und eins sei noch gesagt: Dieser Film ist Fiktion, so eine Welt existiert zwar, aber das mal so jemand so austickt (Denn eigentlich sind die zivilisierten Subjekte in den oberen Schichten dafür bekannt, das sie eben durch Verstand, Moral und Vernunft ihre niederen Triebe kontrollieren und beherrschen können), ist wohl die absolute Seltenheit. Und gerade diese Extremität und Radikalität macht den Film auf alle Fälle kontrovers und sehenswert. Auch die Nebendarsteller bringen durchschnittlich gute Leistungen und optisch ist das ganze schön trist und grau, so wie es sein soll in dieser scheinbaren Glanz und Glamourwelt. Doch es fehlen einfach zuviele Komponenten und es fehlt an Tiefe, so das der Film bei Filmstarts.de verdientermaßen 6/10 erhalten hat. Ich gebe mal 8/10, weil Bale wirklich zu meinen Lieblingsschauspielern zählt und er, auch wenn es erzählerisch und im Plot mir an Fülle mangelt, trotzdem diesen Film durch seine Performance rettet. Um den Film noch besser zu verstehen, sollte man anscheinend wirklich das Buch gelesen haben. Gleich mal bei Ebay ersteigern...