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Kinobengel
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3,5
Veröffentlicht am 16. Januar 2018
Immer wieder Woody Allen. „Wonder Wheel“ heißt sein neuer Film.
Coney Island, Brooklyn, in den 1950ern: Ginny (Kate Winslet), ehemalige Schauspielerin, verheiratet mit Karussellbetreiber Humpty (James Belushi) und Mutter eines pyromanischen Sohnes (Jack Gore) aus erster Ehe, verliebt sich in den um einiges jüngeren Rettungsschwimmer Mickey (Justin Timberlake). Unerwartet taucht Carolina (Juno Temple) auf, die verhasste Tochter aus Humpty‘s erster Ehe. Sie bittet um Unterschlupf, denn sie wird von Gangstern verfolgt.
Mit einem Jazz-Score im Vorspann lässt der Altmeister es angehen. Das klingt auch zum soundsovielten Male nett. Allens Schöpfungen mit neurotischen Figuren in Dreiecks- oder Vierecksbeziehungen sind allzu bekannt und die letzten Filme dieser Manier nicht gerade komplex. Aber der olle Woody hat seine Fans, die den Jazz und die von ihm geschaffenen, oft überdrehten Gestalten mögen.
Irgendwie zieht der in Brooklyn geborene Regisseur immer einen Trumpf aus der Tasche. Hier ist es die begeisternd aufspielende Kate Winslet, die der stets nach Erfüllung suchenden Ginny eine gewaltige Erscheinung verpasst. Der bekennende Neurotiker Allen färbt stets auf mindestens eine Rolle selber ab, falls er nicht zum Cast gehört; das ist für seine Werke kennzeichnend. Und wenn es sich um Frauen handelt, werden hervorragende Schauspielerinnen engagiert, die dann, von ihm angeleitet, als Ginny oder trübsinnige Jasmine in Verzweiflung geraten.
Das Set ist schön bunt, die Location auf Coney Island begrenzt, der begleitende Score leidenschaftslos und die Geschichte: Einfallsreichtum geht anders. Der simpel gehaltene Plot bietet einiges Amüsantes und unterhält ohne Langeweile, die erzählerische Raffinesse fehlt jedoch. Der auf Komödie angelegte Film ist auch kein Beobachtungskino. Nichtsdestotrotz zeichnet er einen gelungenen Fokus auf eine bedrückte und hoffende Frau. An der Performance von Kate Winslet kann sich der Zuschauer satt sehen. Sie trägt diesen Film, bis Ginny‘s Wonder Wheel des Lebens die Runde beendet hat.
„Wonder Wheel“ wird vor allem die Anhänger Woody Allens erfreuen.
Bedrückendes Drama um fragile Beziehungen und enttäuschte Hoffnungen. Dabei folgt Woody Allen den Figuren nicht nur in den gewohnt geschliffenen Dialogen durch ihre jeweiligen Kämpfe hindurch, sondern bleibt auch zugegen, wenn deutlich wird, dass die Figuren, auf eine Katastrophe zusteuernd, nichts mehr tun können, als sich mit ihrer misslichen Lage abzufinden. Diese analytische Herangehensweise wirkt allerdings sehr starr, und die Figuren leblos. Zudem erscheint Storraros inszenatorische Konterkarierung des Ganzen, das Auffahren aller erdenklicher Belichtungen und Kamerabewegungen sehr aufgesetzt. Nicht nur nimmt Storraro dem Geschehen somit auf eine recht bizarre, oberflächliche Weise die Ernsthaftigkeit, indem er durch Nostalgie punkten will. Außerdem passt die extrem dynamische, bisweilen geradezu stylische Kameraarbeit einfach nicht zur Geschichte geschweige denn zur Epoche.
Es ist ein Woody Allen Film – reicht das nicht? Der Mann klopft einmal pro Jahr einen neuen Titel raus, sie sind nie wirklich schlecht, aber eben auch schon lange nicht mehr so gut wie manche Werke von früher. Für mich unterscheiden sich die Titel zwar von Darstellern, Personen und Orten, sind aber sehr wohl identisch in der Farbgebung und der Stimmung. Daher ging ich an dieses Drama mit leichtem Comedyeinschlag nicht mit Vorfreude, sondern mit Wissen ran: ich wußte was kommt und bekam auch wirklich das. Ein paar nette Darsteller, viele Szenen in denen viel geredet und geschauspielert wird und mit der Kombi aus Gangsterelementen und Liebesverwirrungen gibt’s ein paar Schmunzler, aber gleichzeitig kam mir die Nummer unfassbar träge, langsam und gebremst vor. Mal ehrlich: Allens beste Zeit ist durch. Mit Titeln wie diesen wird er sein Lebenswerk nicht runinieren, aber auch nicht entscheidend verbessern.
Fazit: Der jährliche Woody Allen Streifen der in keinem Zusammenhang erwähnenswert ausfällt!