Die Ausgangsposition ist nicht gerade neu: Frau findet heraus, dass Mann Affäre mit ihrer besten Freundin hat und steht vor den Trümmern ihrer Existenz. So ergeht es Sandra Abbott in dieser mit Imelda Staunton, die als blöde Ziege Dolores Umbridge in "Harry Potter und der Orden des Phönix" weltberühmt wurde, und Timothy Spall ("Turner -Meister des Lichts") prominent besetzten britischen Komödie. Die zeichnen sich, vor allem, wenn sie den Sprung auf den Kontinent schaffen und dann auch in deutschen Kinos zu sehen sind, ja oft dadurch aus, dass vom Leben stiefmütterlich behandelte Außenseiter durch ein extravagantes Wagnis eine Lebenskrise auf verblüffende und zum Nachmachen anregende Weise meistern. Bei "Calendar Girls" und "Ganz oder gar nicht" waren es Striptease-Auftritte, bei "The Committments" die Musik, bei "Billy Elliot" und jetzt in "Tanz ins Leben" ist es der Tanz, der das bisherige Mauerblümchen ganz groß rauskommen lässt.
Animiert zu einem Senioren-Tanztreff als Möglichkeit, auf andere Gedanken zu kommen, wird die betrogene Sandra (Staunton) von ihrer Schwester Bif, bei der sie nach dem Ehe-Eklat Unterschlupf gefunden hat. Rasch kommt sie ihrem charmanten Tanzpartner Charlie (Spall) näher und am grauen englischen Horizont wird die Morgenröte einer zarten Romanze erkennbar. Als der ganze Tanzverein wegen seines wachsenden Erfolgs schließlich nach Rom eingeladen wird, scheint auch für Sandra nichts mehr unmöglich. Doch dann besinnt sich ihr Ehemann Mike darauf, was er an seinen 35 Jahren Ehe mit Sandra hatte, und versucht sich als Saulus, der zum Paulus wird. Lässt sich Sandra etwa erneut einwickeln von dem alten Schlawiner?!?
Erwartungsgemäß geht es nicht ohne Klischees zu in dieser britischen Komödie, die auch den einen oder anderen ernsten Ton gekonnt anschlägt. Die Darsteller holen aus dem eher durchschnittlichen Drehbuch allerdings das Maximum heraus und der typisch britische Humor sorgt für eine Reihe von herrlich sarkastischen Dialogen. Es ist aber vor allem das atemberaubende Finale, welches es mit jeder romantischen Komödie aus Hollywood aufnehmen kann, das für so manche Vorhersehbarkeit entschädigt. In ihm entfaltet sich auch die positive Moral von der Geschicht', die die letzte Einstellung des Films trefflich illustriert und das Zeug hat, von Jung und Alt als den Kinobesuch überdauernde Lebensweisheit mit nach Hause genommen zu werden. Sie lautet (frei nach Kierkegaard): Wer wagt, springt!