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Das Kulturblog
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3,5
Veröffentlicht am 21. Mai 2017
In den knapp zwei Stunden entfalten die beiden Drehbuchautoren Krausser und Montag das Neurosen-Panorama ihrer zappelnden Versuchskanichen. Das Ergebnis polarisiert: Kino-zeit.de feierte „Einsamkeit und Sex und Mitleid“ als „ziemlich großen Film“, „voll Witz und Pointen, mit dem richtigen Schuss Absurdität, mit der passenden Dosis Grenzüberschreitung, die die Figuren hinüberführt ins Reich von Pein und Peinlichkeit. Er bietet eine prägnante Zeitanalyse mit all den Selbstoptimierern, die von einer Smartwatch ihre Fitness diktieren lassen, mit Silent Partys, bei denen die Leute ganz für sich mit Kopfhörer tanzen, mit den diversen Deals um Sex und Geld, mit Anger Rooms, in denen zahlende Kunden mal so richtig die Sau rauslassen können, indem sie das Ambiente, das sie mit Hass erfüllt, zertrümmern.“ Das ist präzise beschrieben und gut begründet, aber leider trifft auch die FAZ mit ihrer Kritik einige wunde Punkte. Sie bemängelte, dass „die Handlungsfäden nirgendwo zusammenlaufen“. Der Episodenfilm läuft Gefahr, dass er „weder ein Ganzes noch ein Nichtganzes ist, sondern ein Zwischending, halb Jüngstes Gericht, halb Sketchparade, ein Kinomuskelspiel, das keine Geduld mit seinen Zuschauern hat und keine Gnade für seine Figuren.“
Auf jeden Fall hat mit Lars Montag ein nicht mehr ganz junger Regisseur sein Kinodebüt gegeben, der frischen Wind in die deutsche, oft zu beschauliche Filmlandschaft bringt und über dessen sarkastische Tragikomödie sich trefflich streiten lässt. Kein sanft hinplätschernder Film, sondern bissige Miniaturen, mit einer flüsternden, raunenden Erzählerstimme, die sich manchmal als Überleitung einmischt, wenn wieder mal eine Figur in einer emotionalen Sackgasse gelandet ist.
Toller Humor, facettenreiche Stories. Einer der besten deutschen Komödien seit Langem. Die Figuren spielen durchweg grandios. Ein toller Beweis, dass deutsche Komödien doch auch funktionieren können. Absolut empfehlenswert.
Immerhin: für deutsche Verhältnisse eine gewagte, mutige Satire, die nicht auf halbem Weg stehenbleibt. Wenn auch letzten Endes die Figuren wenig Möglichkeit zur Entfaltung haben, sie sind wütend, hungrig und versaut, wie man es hierzulande selten bei deutschen Schauspielern erleben darf. Unbedingt bis zu Ende ansehen: die Maffay-Parodie am Schluss ist göttlich!