Guillermo del Toro gehört noch zu einer Hand voll Regisseuren, die es wirklich schaffen ihre Vision auf die Kinoleinwand zu bringen und uns immer wieder magische Momente zu liefern. Gibt es eigentlich noch Regisseure, die auf eine atemberaubende Astethik setzen ? Wohl sehr wenige. Del Toros Handschrift ist allerdings immer sofort zu erkennen und auch sein neuster Film "Shape Of Water" bildet da keine Ausnahme. Nun worum geht es ? Die Geschichte handelt von der Stummen Elisa, die als Putzfrau in einem Labor arbeitet. Eines Tages bekommen sie ein besonderes "Objekt", dass sich als Fischmensch herausstellt. Während man versucht das Wesen zu erforschen kommt dieses und Elisa sich näher. Shape Of Water ist auf gewisse Art und Weise wieder einmal ein typischer Film von Guillermo del Toro. Die Bildsprache ist typisch für ihn und gerade die echten Sets, die leichte Comiceinflüsse aufweisen, wie auch in Del Toros "Hellboy" sehen gewohnt fantastisch aus. Stilistisch läuft dies gewohnt einwandfrei und auch was die Kostüme angeht wurde wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Doug Jones, der bei so ziemlich jedem Film von Del Toro mitwirkt mimt das Fischwesen und sein Kostüm sieht großartig aus. Doug Jones macht seine Sache aber auch wieder einmal gewohnt gut, auch wenn er keinen Sprechtext hat. Alleine das Design der Kostüme hat sich den Oscar verdient. Ähnlich stark fällt die Kameraarbeit auf. Dan Laustsen hat hier ganze Arbeit geliefert und fängt die unterschiedlichsten Szenarien großartig ein, ob an Land, im Wasser oder einer Traumsequenz. Was ebenfalls positiv auffällt ist die Musik von Alexandre Desplat. Dieser hatte gerade in den letzten Jahren mit "Grand Budapest Hotel", "The Imitation Game" oder "The Danish Girl" herausragende Werke geschaffen und auch "Shape Of Water" bekommt einen ausgezeichneten Soundtrack verfasst. Handwerklich ist der Film in ganzer Hinsicht perfekt. Seine schwächen finden sich im Drehbuch. Zwar schafft es der Film Grundthemen wie die Individualität des Einzelnen gekonnt aufzugreifen und auch Themen wie Sexualität werden gut in der Geschichte verpackt, dennoch trifft der Film an einzelnen stellen zu stark ab und hat einen Hang zum Kitsch. Gerade eine Traumsequenz, die man einzig als Hommage an die 50er verstehen kann, wirkt wie ein Fremdkörper im Gesamtkonzept und wirkt befremdlich, auch wenn sie natürlich ihren Zweck erfüllt, hätte man dies auch auf eine andere Art vermitteln können. Auch die Beziehung des Fischmenschen zu Elisa ist nicht ganz nachvollziehbar erzählt. Anders herum funktioniert dies großartig. Allerdings ist die Geschichte gut strukturiert und zu jeder Zeit offen, da man nicht wirklich erahnen kann in welche Richtung sich der Film entwickeln kann. Stärken und Schwächen finden sich auch in der Charakterzeichnung. So ist beispielsweise Sally Hawkins eine wunderbare Besetzung für Elisa. Deren Aufgabe besteht darin, den gesamten Film über ihre Gefühle einzig über ihre Gestik und Mimik zu transportieren. DIes macht sie hervorragend. So mal auch ihre Figur großartig geschrieben ist. Sie wirkt authentisch und echt. Stark, aber auch Zerbrechlich. Trotz der Schwächen zu Beginn ist auch der Fischmensch großartig gezeichnet und es entwickelt sich dadurch noch eine sehr ergreifende Liebesgeschichte zwischen zwei verschiedenen Wesen, die im Kern aber sich ähnlicher sind als Mensch und Mensch. Gerade über diese Beiden werden die Grundthemen, der Akzeptanz und Sexualität gut transportiert. Auch Octavia Spencer, gibt sich als Elisas beste Freundin zum Besten. Auch ihre Figur ist hervorragend geschrieben und transportiert wichtige Inhalte. Sie ist das Bild einer starken Frau in einem vom Rassismus zerfressenen Amerika. Etwas schwerfällig fällt dagegen der Part von Richard Jenkins aus, der den Homosexuellen, Nachbar und Freund von Elisa mimt. Dieser schließt man zwar sofort ins Herz und auch er hat für die Thematik einen wichtigen Platz inne, aber sein Charakter ist letztlich etwas zu schwarz-weiß Gezeichnet. Am schlimmsten trifft es aber Michael Shannon, der als Schurke eine etwas blöde Rolle aufgebrummt bekommt. Der Großartige Mime, den man in Werken wie "Nocturnal Animals", "Midnight Special" oder "Take Shalter" bewundern durfte hat hier einfach nur die Aufgabe Böse und unsympathisch zu sein. Natürlich kann Shannon dies, allerdings ist es letztlich Verschwendung, da man die Figur auch etwas authentischer hätte schreiben können. In keiner Sekunde kommt etwas menschliches in ihm zum Vorschein. Er tyrannisiert von Beginn an und schafft es auch dem Zuschauer Angst zu machen, aber letztlich sind die besten Schurken immer die, mit denen man mitfiebert und deren Motive man nachvollziehen kann. Das fehlt hier allerdings. Auch Michael Stuhlbarg hat es da etwas schwer, der als Doc. Hoffstetler einen Wissenschaftler mimt, der zwar etwas komplexer geschrieben ist, aber auch am Ende in seiner Moralformstellung etwas dem Kitsch verfällt. Er ist zwar sympathisch, aber stellenweise auch nicht genug charakterisiert. Kurz: "Shape Of Water" ist ein handwerklich perfekter Film, der durch seine starke Botschaft rund um Akzeptanz, Toleranz und Sexualität punkten kann. Auch die darstellerische Leistungen sind hervorzuheben. Allerdings sind es dann am Ende vereinzelnde Schwächen im Drehbuch, besonders im Hinblick auf zu viel Kitsch und eine stellenweise etwas schwache Charaktereichung, die das Gesamtergebnis etwas schmälern. Del Toro schafft aber ein weiteres ästhetisches Gesamtwerk, dass zwar nicht an sein Meisterwerk "Pan´s Labyrinth" herankommt, aber den inhaltsschwachen "Crimson Peak" locker überbietet und so am Ende einen noch sehr starken Film hervorbringt.