Wie soll man einen Film bewerten, der eigentlich über jeden Zweifel erhaben ist? Eine Legende auf dem Regiestuhl, die zwei wahrscheinlich besten Schauspieler unserer Generation vor der Kamera, und dazu eine Geschichte, die noch nicht komplett abgemolken wurde. Nein, eigentlich darf man kein schlechtes Wort über diesen Film verlieren.
Nach dem ersten Weltkrieg kehrt Ernest, der Neffe des hochangesehenden Ranchers William Hale, in seine Heimat nach Oklahoma zurück. Dort angekommen, stellt er fest, dass durch die Erschließung der riesigen Erdölfelder die Besitzer des Landes, der Osage-Stamm, im unvorstellbaren Reichtum baden. Anfänglich unfähig, das gesamte Ausmaß der Situation zu begreifen, gerät Ernest schnell in die Intrigen des kleinen Ortes hinein, die sogar vor zahlreichen Todesfällen nicht halt machen.
Bevor man sich diesen Film im Kino ansieht, muss man sich einer Tatsache bewusst sein: Der Film geht 206 Minuten. ZWEI-HUNDERT-UND-SECHS Minuten. Dagegen waren Avatar, Titanic und die Rückkehr des Königs echte Kurzfilme. Während ich schon Stimmen gehört habe wie "Das muss bei einem solchen Film auch so sein"...ist meine Einschätzung dazu, dass sich die erste Stunde eeewig zieht, man dann einen hervorragenden Mittelteil erlebt, der dann leider wieder von einer eeeeewig langen letzten Stunde abgeholt wird. Ohne Frage, man sieht einen hervorragenden Film, der grandios ausgestattet ist und sein Thema mit Respekt und der nötigen Kritik behandelt, aber aus meiner Sicht hätte man das Ganze locker um mindestens eine halbe Stunde kürzen können. Es werden teilweise unnötige Figuren eingeführt, die keinen Text haben und nur dazu dienen, dass ganze Ausmaß des Verbrechens noch ausführlicher darzustellen. Aber hätte es das gebraucht, um die Thematik zu verstehen? Ich sage Nein.
Die schauspielerische Leistung ist genau die, die man bei den Namen DiCaprio und De Niro erwartet, wobei DiCaprio mir an der einen oder anderen Stelle fast schon over-acted. De Niro widerrum liefert pure Perfektion. Eiskalt, Skrupellos, und dennoch durchweg mit einer Ausstrahlung, dass er ja eigentlich die ganze Zeit nur helfen will, die Morde aufzuklären. Sollte Ryan Gosling tatsächlich auf den Oscar für die beste Nebenrolle geschielt haben, muss er an De Niro vorbei.
Ebenso großartig war Lily Gladstone als DiCaprios Osage-Ehefrau Mollie. Ihr Leid und ihre Unfähigkeit, gegen das Unrecht anzukämpfen, obwohl Sie und ihr Volk von Anfang an wissen, was vor sich geht, ist zu jeder Zeit spürbar. Auch Sie darf man bei einer Nominierung auf keinen Fall übergehen!
Aber wie gesagt, 206 Minuten, dass muss man aushalten Es wirkt ein wenig so, als hört man sich eine alte Kriegsgeschichte von Opa an. Ein extrem interessanten Thema, aber viel zu detailliert und teilweise unnötig abschweifend. Daher gibt es bei mir den Punktabzug. Abgesehen davon, sieht man sich einen hervorragenden Film an.