Die Vorfreude auf den 2016 erschienenen "Suicide Squad" war groß, endlich mal ein raffer, dunkler und zynischer Super Helden Film, und nicht der immer gleiche Einheitsbrei. Der Soundtrack versammelte dann auch jeden der im Hip Hop Rang und Namen hat und war nahezu perfekt, der Film leider nicht. Die Story wirkte arg zusammen geschustert, von der Brutalität und dem Zynismus war weit und breit nichts zu sehen, und auch die Regie von David Ayer wirkte inspiriert wie das lächerliche "Ghostbusters für Arme" Ende. Da konnte nicht mal der launige Will Smith und die quirlige Margot Robbie etwas sinnvolles bei steuern, wobei ihre Charaktere und ihre Lust darauf noch die besten Szenen des Films darstellten,
Fünf Jahre später macht es ein Zank zwischen Disney und "Guardians of the Galaxy" Mastermind James Gunn möglich, zum "Klassenfeind" zu wechseln und praktisch einen Blanko Scheck von Warner zu bekommen. Besagter Gunn durfte sich nämlich wie ein kleines Kind im Süßwaren Laden so richtig austoben und einen harten, den Comics gerechten R-Rated Splatter Film inszenieren, der wohl von keinem der bei Disney auch nur ansatzweise etwas zu sagen hat, grünes Licht bekommen hätte. Das Ergebnis ist ein völliger Gaga Film, der komplett auf irgendwelche Konventionen verzichtet und eine wahre Armada an schrillen Figuren, Splatter Gewalt und Farbtupfern besteht die auch direkt aus einem LSD Trip kommen könnten.
Die Figuren reichen von einem sprechenden Hai (ein mega Highlight Sylvester Stallones Stimme im Original), über ein paar Muckie Typen, einem laufenden Wiesel (!), einem typen der Farbe tödlich verschießen kann weil er sonst stirbt, bis hin zu einer launigen, nie besser gewesen Harley Quinn und dem Anführer Bloodshot. Das kennt man von Gunn ja, aber ein Gruppengefühl kommt bei diesem Wirrwarr an cräzy Charakteren nicht auf. Es ist viel mehr eine Nummern Revue und Show, jeder bekommt mal kürzer und mal länger einen richtigen Motherfucker Bad Ass Moment, und dem Einfallsreichtum wie hier Menschen teilweise bestialisch sterben sind keine Grenzen gesetzt.
Immer wieder werden kreativ Texttafeln in den Hintergrund des Films eingebaut, mal um Zeitsprünge und mal um Missionen zu erläutern, die dann zwei Minuten später doch keine Rolle mehr spielen. Mit der Gewalt läuft Gunn schier Amok und braucht sich vor Vorbildern wie "Phantom Kommando" oder "Rambo" nicht zu verstecken. Einige Szenen entspringen eher dem Animationsfilm "Rattatouille" oder erinnern an "Mark Twain", in jedem anderen Film würde das maximal deplatziert wirken, doch Gunn baut solche Elemente eher spielerisch und visuell beeindruckend mit ein. Außerdem erhält ein Charakter dadurch eine nicht unerwartete emotionale Tiefe.
Optisch ist der Film sehr in dunklen Farben gehalten, die an einen Kriegsfilm erinnern. Es geht ja immerhin um ein Todeskommando von Söldnern, und so ist es angenehm mal kein CGI Blitzlicht Gewitter wie bei anderen DC-Filmen zu bekommen, gerade Polka Dot Man und Harley Quinn sorgen aber für den einen oder anderen "Farbtupfer" der ebenso unerwartet daher kommt. Überhaupt ist es die beste Performance von Margot Robbie als wankelmütige Psychopathin, die endlich mal so richtig von der Leine gelassen wird und einfach nur schön Irre sein darf.
Die Story ist hingegen ziemlich lahm und dient nur dazu den Plot und die Figuren irgendwie in Bewegung zu halten. Böse Regierung wird von noch böseren Rebellen gestürzt gab es schließlich schon mehr als genug in der Film Geschichte. Trotzdem hält Gunn mit seinen schrulligen Einfällen und einer wahren Blut Orgie das Publikum immer wieder bei Laune und sorgt für Abwechslung, wenn der Plot mal wieder etwas stockt.
Los gelöst vom DCEU darf sich James Gunn hier mal so richtig austoben und eine brutale, unerwartet bunte und schrille Version abzuliefern, die sicherlich deutlich besser ist als das meiste was in den letzten zehn Jahren aus dem Super Helden Kosmos von Warner kam. Das Finale schießt dabei noch einmal den Vogel ab, bietet teilweise cartoonige Szenen die gepaart mit vielen Toden von Figuren und schier unendlicher Gewalt ein bonbonfarbener und Irrer Trip wird.
Ich kann aber auch nachvollziehen wenn einige sich etwas verloren fühlen. Die Story ist wie gesagt sehr einfach und vorhersehbar, es bietet auch nicht jeder Charakter genug Potential um heraus zu stechen, und so bleibt es doch ein kleiner Kern an abgefuckten Figuren die sich untereinander die Bälle (oder Farben, manchmal auch Vögel) zuschmeißen. Auch nutzt sich das Brechen von Erwartungen und plötzlich kommende Gewalt Orgien bei 132 Minuten irgendwann mal ab und blendet etwas bzw kaschiert die Story Löcher. Spass macht das ganze trotzdem. Man ist tierisch gut unterhalten, sofern man sich auf den Stil von Gunn einlässt und Gewalt nicht abgeneigt ist. Die Behörde rund um Viola Davis kommt leider gerade im Mittelteil viel zu kurz. Da waren schon erste "The Office" Vibes zu spüren, was ein weiterer interessanter Aspekt gewesen wäre.
Fazit: James Gunn's "The suicide Squad" ist ein bunter, lauter, schrulliger, gewalttätiger Kriegs Trip, der sich in Sachen Ideen, Figuren und Inszenierung deutlich von seinem schwachen Vorgänger abhebt. Nicht frei von Fehlern und einer austauschbaren Story bietet der Film genug Kreativität und Überraschungen, um köstlich zu unterhalten.