Als die umtriebige B-Movie-Legende Roger Corman 1975 den von Paul Bartel inszenierten blutigen Sci-Fi-Actioner „Frankensteins Todesrennen“ aka „Death Race 2000“ ins Kino brachte, ahnte wohl kaum einer, dass die bitterböse Satire zum Kultfilm aufsteigen würde. Nach dem 1978er-Sequel „Giganten mit stählernen Fäusten“ inszenierte der „Resident Evil“-Macher Paul W.S. Anderson 2008 ein Quasi-Remake mit Jason Statham und entschärfte die Blutrünstigkeit des Originals in mancherlei Hinsicht. Andersons Variante der Todesrennen um den Rennchampion Frankenstein zog die Direct-to-DVD-Produktionen „Death Race 2“ und „Death Race: Inferno“ nach sich. Nun legt Regisseur G.J. Echternkamp („Frank & Cindy“) mit „Death Race 2050“ einen weiteren Ableger der Kultreihe vor, der wiederum stark an Cormans Original angelehnt ist. Nach dem spaßigen Auftakt zerbröckelt der mit sichtlich geringem Budget produzierte und mit selbstironischer Geste in Szene gesetzte Film allerdings bald in eine Abfolge von mehr oder minder gut kopierten Einzelszenen.
Im Jahr 2050 regieren kapitalistische Großkonzerne und die USA heißen UCA für United Corporations of America. Nach dem Motto „Brot und Spiele für das Volk“ lullen die Konzernchefs ihre Untertanen mit Virtual-Reality-Entertainment ein. Das Highlight des Unterhaltungsprogramms ist das jährlich stattfindende „Todesrennen“, bei dem die Teilnehmer als Antwort auf Überbevölkerung und Massenarbeitslosigkeit möglichst viele Passanten überfahren müssen, um Punkte zu erhalten (wobei Kinder und Rentner besonders viel einbringen). Als Favorit beim aktuellen Rennspektakel tritt der Titelverteidiger Frankenstein (Manu Bennett) an, dessen attraktive Co-Pilotin Annie (Marci Miller) insgeheim für den Widerstand spioniert...
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, diese Worte erweisen sich auch hier als wahr: Die überspannte Inszenierung von „Death Race 2050“ überzeugt zumindest zu Beginn. Echternkamps überspitzte Herangehensweise lässt an die ähnlich satirisch aufgeputschten „Running Man“ oder „Starship Troopers“ denken und die Präsentation der Rennteilnehmer erinnert an die großspurigen Kampfansagen aus der Wrestlingwelt. Die holzschnittartige Dystopie rund um böse Megakonzerne und gute Rebellen bietet Gelegenheit zu einigen kreativen, allerdings wenig überzeugend mit CGI-Blut aufgepeppten Splattereffekten, wenn die Passanten à la „Grand Theft Auto“ über den Haufen gefahren werden: Von Köpfungen bis zu Körperzerteilungen wird hier kaum eine Möglichkeit auslassen, die Brutalität des Wettbewerbs (und der Verhältnisse) zu unterstreichen.
Die begrenzten Mittel der Produktion sind jedoch vor allem in den Actionszenen nicht zu übersehen. Die animierten Hintergründe fallen sofort als solche auffallen und in den Greenscreen-Szenen aus dem Fahrzeuginneren wirken die Piloten vom Umfeld isoliert statt mittendrin im Rennen. Die Vehikel selbst sind liebevoll gestaltet, aber wenn hier zwei Fahrer gegeneinander antreten, wirkt das nie wie ein Hochgeschwindigkeitsrausch, sondern eher wie ein ambitioniertes Seifenkistenrennen. Also sorgt Regisseur Echternkamp auf andere Weise für Testosteron-Schübe: Er drapiert regelmäßig barbusige Frauen oder solche mit knallengen Wetlook-Leggings am Straßenrand und garniert seine düstere „Speed Racer“-Variante mit Zeitlupen und Splitscreens, Heavy Metal-Musik und markigen Sprüchen („You just pissed in the wrong pool“). Nur bei den gesellschaftskritischen Elementen hat Echternkamp etwa im Vergleich zur „The Purge“-Reihe die Handbremse angezogen – sie bekommen hier weder inhaltliche Prägnanz noch emotionale Sprengkraft.
Abgesehen von der zentralen Hauptfigur Frankenstein sind die verschiedenen „Death Race“-Filme nur lose miteinander verbunden und Echternkamps Beitrag ist eine kuriose Mischung aus Sequel, Remake und Reboot, wobei der Regisseur dem Namen seines Protagonisten alle Ehre macht und sich aus Versatzstücken des Sci-Fi- und Dystopie-Genres ein eigenes Frankenstein-Werk bastelt. So erinnert der markige neue Hauptdarsteller Manu Bennett („Arrow“, „Hobbit“-Trilogie) als einsamer Kämpfer in einer kaputten Welt optisch und vom Gestus her sehr an Tom Hardy aus „Mad Max: Fury Road“, freilich ohne dass „Death Race 2050“ je die Klasse von George Millers Erfolgsfilm erreicht. Eine ähnliche Rolle wie zuletzt in „31 - A Rob Zombie Film“ übernimmt zudem Malcolm McDowell („Uhrwerk Orange“) als Chairman der blutigen Show, der mit seinen weißen Haaren zugleich auch an Donald Sutherlands durchtriebenen President Snow aus „Die Tribute von Panem“ erinnert. Allerdings bekommt keine der Figuren ein über eine bloße funktionale Typisierung hinausgehendes Profil. Ärgerlich ist das insbesondere bei den Rebellen, die mit ihren schwerfälligen Martial Arts-Fuchteleien ebenso harmlos wie austauschbar wirken.
Fazit: Der krass überdrehte insgesamt sechste „Death Race“-Film ist streckenweise durchaus reizvoll, aber unterwegs geht ihm irgendwann der erzählerische Sprit aus.