Schon als der Film angekündigt wurde war ich voller Vorfreude. Als der erste Trailer dann schließlich kam, stand für mich fest, hier kommt wohl einer der besten Filme, die ich in den letzten Jahren gesehen hab. Dies ist aber auch nicht sonderlich verwunderlich, schließlich ist der Mann hinter der Kamera Martin McDonagh, den ich alleine für sein Meisterwerk "Brügge sehen...und sterben" liebe. Ebenso für seinen Nachfolgefilm "7 Psychos". Nun hat es wieder fünf Jahre gebraucht bis eben sein neuster Film "Three Billbords Outside Ebbing", Missouri" in die Kinos kommt, aber das warten hat sich mehr als gelohnt. Der Film handelt von Mildred Hayes, die drei Billbords aufkauft und auf diesen klar die Arbeit der Polizei in Frage stellt, die es noch immer nicht geschafft hat den brutalen Mord und die Vergewaltigung an ihrer Tochter Angela aufzuklären. Leider werden gute Drehbücher in den letzten Jahren ja immer mehr zur Mangelware, allerdings ist eben genau das etwas was diesen großartigen Film ausmacht. "Three Billbords Outside Ebbing" ist grandios geschrieben, verbindet tiefgründige und facettenreiche Figuren, mit bitterbösem Humor und zahlreichen Wendungen. Es würde mich wundern, wenn diese Leistung von McDonagh nicht ausreichend wertgeschätzt und ausgezeichnet wird. Ein großer Teil des Filmes macht aber auch die darstellerische Leistung aus. Allen voran die großartige Frances McDormand, eine der größten Schauspielerinnen unserer Zeit, die leider viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt. Aber die "Fargo" und "Kaltes Land" Darstellerin spielt die Mutter Mildred mit so viel Herzblut. Überzeugend schafft sie den Spagat zwischen absoluter Wut, innerer Gebrochenheit und tiefstem Schmerz. Gleiches gilt für Woody Harrelson (7 Psychos, True Detective). Sein Sheriff Bill Willoughby wirkt auf den ersten Blick wie ein plumper und inkompetenter Polizist, hinter dem aber so viel mehr steckt. Ein Mensch mit Moral, Anstand, Mitgefühl und Vater von zwei Töchtern. Perfektioniert wird das Hauptgespann von Sam Rockwell (7Psychos, Moon), der seine beste Leistung aller Zeiten hinlegt und mit einer solchen Inbrunst den rassistischen und aggressiven Cop Jason Dickson verkörpert. Auch in weiteren Nebenrollen wurde das Fass nicht anbrennen gelassen. So sehen wir in einer kleinen aber feinen Rolle "Game Of Thrones" Star Peter Dinklage, der einen sehr moralischen Charakter namens James verkörpert. Lucas Hedges mimt Mildreds Sohn Robbie, der zum Einen ein liebender Sohn ist, der seine Mutter unterstützt, sie aber auch für ihre Taten aus tiefster Seele hassen kann.Hedges wird wohl nach "Manchester by the Sea" keine Eintagsfliege bleiben. Caleb Landy Jones (Get Out) überzeugt in diesem Jahr gleich mehrfach und mimt eben jenen, der die Billbords aufstellen lässt. Abbie Conish (7 Psyhos) ist noch zu finden als Willoughbys Frau und dann hat auch noch John Hawks (Everest) eine kleine Rolle als MIldreds Ex-Mann. Der Cast und ihre Figuren sind schlicht grandios und in jedem Nebencharakter steckt mehr leben und Persönlichkeit als in dem Cast eines Blockbusters. Hinzu kommt, dass es keine klare Linie gibt zwischen gut und böse. Die Figuren befinden sich alle in einer Grauzone, die von guten wie schlechten Seiten durchdrängt sind. So kann man sie lieben, wie auch Hassen. Sie machen die Figuren greifbarer und authentisch. Es steht nie außer Frage warum ein Charakter handelt wie er handelt. Die Figuren spiegeln im Grunde die gesamte Thematik des Filmes gut wieder: Liebe und Gewalt. Zwar der stärksten Antriebe des Menschen, die hier komplett aus dem Gleichgewicht gefallen sind. Diese Balance ist im gesamten Verlauf nur schwer zu finden zeigt sich aber erstmals nach nicht einmal knapp einer Stunde, in einer sehr unglaublichen Wendung. "Die ganze Wut, erzeugt nur noch mehr Wut" ja so kann man die Thematik zusammenfassen, die sich auch gut auf aktuelle weltpolitische Geschehen übertragen lässt. Dramaturgisch verläuft der Film auch eher ungewöhnlich und das Drehbuch ist gespickt mit vielen Wendungen, die man einfach nicht kommen sieht. Nichts in diesem Film passiert aus reinem Zufall. Jede noch so kleine Nuance und jedes noch so kleine Detail hat seine Bedeutung und seinen Platz in diesem Meisterwerk. Der schwarze Humor ist so verdammt böse, dass er zum Lachen anregt, aber manchmal so über die Stränge schlägt, dass einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Dabei sollte man den Film keines Falls als Komödie sehen, sondern eher als rabenschwarzes Drama. Selten hat ein Film so gefesselt, weil er so unvorhersehbar ist. Der Zuschauer muss nur bereit sein sich auf ein tiefes Spiel der Gefühle einzulassen, die keine schwarz(weiß Malerei ist. Drehbuch: Top! Dramaturgie: Top!, Darsteller: Top! Handwerklich ebenfalls Top. Carter Buwell schafft einen wunderschönen Soundtrack für diesen, man kann schon sagen Spätwestern. Sein unverkennbarer Stil passt großartig in diesen Film. Schade dass seine Arbeit an "Brügge" nicht angemessen gewürdigt wurde. Das Szenebild passt und fügt sich, wie bereits gesagt, gut in das Westerfeeling ein. Die Kameraarbeit passt, wenn gleich sie distanzierter ist, als zunächst angenommen. Rund um gibt es nichts, was ich an diesem Film bemängeln könnte. Kurz: "Three Billbords Outisde Ebbing, Missouri" ist ein wahres Meisterwerk rund um Liebe und Hass. Die Darsteller rund um überragende Mimen wie McDormand, Rockwell und Harrelson trumpfen groß auf und tragen McDonaghs geniales Drehbuch auf Händen. Sie spielen so großartige Figuren, die immer in einer Grauzone bleiben und den Schmerz der Gemeinde, rund im Ebbing, perfekt transportieren. In diesen zwei Stunden Film steckt mehr Leben, Herzblut, Drama, Gefühl und großartige Figuren, als im gesamten MCU.