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Kinobengel
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3,0
Veröffentlicht am 30. Dezember 2017
Die Dramödie „Eine Bretonische Liebe“ ist der dritte Langfilm von Carine Tardieu.
Sprengmittelräumer und Witwer Erwan (François Damiens) erfährt, dass er mit seinem Vater (Guy Marchand) nicht blutsverwandt ist und engagiert für die Suche nach seinem leiblichen Altvorderen eine Privatdetektivin.
Carine Tardieu päsentiert ihren Zuschauern einen sympathischen Erwan. François Damiens („Das brandneue Testament“), der so herrlich stoffelig und hilflos durch seine Situation schaut, erinnert mit seiner Darbietung an die Figur Markus Lundell („Nathalie küsst“, 2011 von David und Stéphane Foenkinos). Diese Rollen liegen dem belgischen Schauspieler offensichtlich und er erreicht mit seinem Spiel das Publikum. Erwan setzt sich mit den Vätern auseinander, auch mit seiner schwangeren Tochter Juliette (Alice de Lencquesaing), die den Erzeuger ihres Kindes scheinbar nicht kennt, und die attraktive Anna (Cécile de France) tritt in Erwans Leben.
Das sind viele persönliche Verhältnisse, leider zu viele für 100 Minuten. Die französische Regisseurin versucht, alle Konflikte annähernd gleichberechtigt in den Fokus zu rücken. Sie möchte auf humorige Art hervorheben, dass der Mann, der mit Präzision und Konzentration in seinem so sehr mit Sicherheitsvorschriften bedachten Beruf arbeitet, plötzlich in einer Welt voller Unwägbarkeiten steht, die von allen Seiten auf ihn einstürzt. Die Vermittlung dieses Eindrucks unter dem Thema Kuckuckskinder gelingt zwar, aber in dem groß angelegten Beziehungskuddelmuddel bleibt jede der Baustellen ohne große ergreifende Intensität.
Ein paar wenige lustige Szenen, die von Damiens‘ Ausstrahlung und dem trotteligen Ex-Knacki Didier (Estéban) getragen werden, machen noch keine stilvolle Komödie. Auch die Erzählzeit bleibt ungreifbar, denn während Juliette dem Ende ihrer Schwangerschaft entgegen geht, passiert nicht viel Schlüssiges. So plätschert Tardieus Film dem Finale mit einer der Komödie geschuldeten, herzigen Wendung entgegen.
„Eine bretonische Liebe“ lebt von der liebenswerten Hauptfigur und einigen gelungenen Passagen.
Mit lockerer Hand hat Regisseurin Carine Tardieu eine vielseitig verschlungene Familiengeschichte inszeniert, in der Witwer Erwan (Francois Damiens) erkennt, dass Bastien (Guy Marchand), sein bisheriger Vater nicht sein leiblicher ist. Das ist anscheinend Joseph (André Wilms). Parallel dazu verläuft die Suche nach dem Vater von Juliettes (Alice de Lencquesaig) Baby, Erwans Tochter. Der findet sogar Didier (Estéban) einen jungen Mann, der sich bereit erklärt, Juliette zu heiraten. Erwan trifft Anna (Cécile de France), die Tochter von Joseph und es bleibt lange Zeit offen, ob sie Geschwister sind oder nicht. Mit der sprichwörtlichen Leichtigkeit der Bretagne laufen sich alle Beteiligten immer wieder über den Weg: die zwei optionalen Väter von Erwan: Bastien und Joseph. Und auch Erwan trifft sich mal mit jedem einzelnen, mal mit allen gemeinsam. Dabei werden nach der bekannten Salami-Taktik immer weitere Details der möglichen Vaterschaften enthüllt. Dabei trifft doch der Originaltitel genau ins Schwarze ‘Befreit mich vom Zweifel‘. Kleine spaßige Asides treffen z.B. auf eine Patientin von Anna zu: eine ältere Dame (Anna Gaylor) könnte fast eine Verschwörungstheoretikerin sein. Selbst als das Kuvert von Annas Vaterschaftstest vorliegt, macht es Tardieu nochmal kurz spannend, weil alle um den heißen Brei herumreden, bis das Drehbuch den Wünschen des Publikums nachkommt und wir wissen, wie eine bretonische Liebe tickt. Das gesamte Promi-Team bringt’s bis zum Schluss in dieser herrlichen Komödie um einen eigentlich ernsten Hintergrund.
Sympatischer Film, der in jeder Minute gut unterhält. Kein Getöse, keine Gewalt, nur leider etwas nah am Fernsehen, etwas mehr an "Kino" hätte dem Werk gut getan.