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    Licht
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    Kinobengel
    Kinobengel

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    4,0
    Veröffentlicht am 10. Februar 2018
    Die erfahrene österreichische Regisseurin Barbara Albert hat „Licht“ nach wahren Begebenheiten geschaffen und am Drehbuch mitgearbeitet.

    Im Alter von drei Jahren erblindet Maria Theresia Paradis (Maria Dragus). Die 1759 in Wien geborene Tochter eines Hofbeamten ist eine talentierte Pianistin und wird mit Strenge erzogen. Nach mehreren erfolglosen wie qualvollen Versuchen, der bereits prominenten „Resi“ das Augenlicht zurückzugeben, wird 1777 der umstrittene Arzt Franz Anton Mesmer (Devid Striesow) engagiert. Er hat Erfolg und möchte sich geehrt wissen, doch die „Jungfer Paradis“ verliert gleichzeitig ihre künstlerische Gabe.

    In Filmen wie „Whiplash“ (2014 von Damien Chazelle) werden Musikerkarrieren mit Aufstieg, Übermut, Fall und Läuterung mit tosendem Finale beschrieben. Nicht so das Werk von Barbara Albert. Mit einem oscarwürdigen Kostümdesign und wuchtigen Szenenbildern trumpft „Licht“ auf. Darin ein hässliches Entlein, welches all das Schöne nicht erblicken kann und ihre Zuhörer mit Ohrenschmaus auf sich lenkt.

    Der Fokus von „Licht“ ist auf Reputation und Standesdünkel gerichtet, daneben steht etwas weniger zentral die Leidenschaft zur Musik. Den größten Anteil der 97 Minuten nimmt jedoch Mesmers Heilbehandlung in Anspruch. Das ist eine verwunderliche Konstruktion, die aber erstaunlich gut funktioniert, wenn man das als Regeldrama ausgestaltete Werk wie Beobachtungskino akzeptiert, denn während Resis Verbleib bei Mesmer werden die Werte Begabung und Sinne diskutiert sowie der Charakter der Hauptfigur sorgfältig entblättert. Ihre Jugend bekommt dadurch in der Erwachsenensphäre einen besonderen Ausdruck. Dieser wird zudem durch die brillante Maria Dragus verstärkt.

    Stichelig und sarkastisch mit Hang zur Persiflage sind die geführten Unterhaltungen und abgegebenen Statements eingefangen. Um das Wohl der jungen Pianistin wird ordentlich gemännert. Deutlich ist ihr nicht vorhandenes Selbstbestimmungsrecht herausgearbeitet. Die Regisseurin stellt den Umständen Temperamente der 18-Jährigen entgegen. Diese ergeben sich überwiegend aus Resis Gesprächen mit dem Arzt, anderen Patienten und ihrer Magd Agnes (stark: Maresi Riegner), die zwar sehen, aber aufgrund der schlechten Bildung ihr Sehvermögen nur für einfache Dienste nutzen kann; noch viele weitere Szenen zeugen von beeindruckender Dialogsicherheit und Gesellschaftskritik. Zu einfach ist die Verschwörung gegen Mesmer dargestellt. Aber folgerichtig lässt Albert die Krankheit und das Heilverfahren geheimnisumwoben zurück.

    Im Ergebnis soll eine mit Leidenschaft ausgelebte Begabung mehr Wert sein als das Vorhandensein aller dem Menschen gegebenen Sinne. Zur Not mit elterlicher Gewalt durchsetzbar. Das ist zwischen den Oppositionen recht getrennt gehalten. Fein ausgearbeitet hat Barbara Albert die Komponenten dennoch. Maria Theresia Paradis hätte gern Augenlicht und musikalisches Können. Sie lernt letztendlich Entscheidendes hinzu.

    „Licht“ ist ein pompös ausgestatteter und vor allem aussagekräftiger, sehr sehenswerter Kinofilm, der sich vom üblichen Musiker-Drama abhebt.
    Michael K.
    Michael K.

    49 Follower 258 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 19. November 2017
    Mit diesem Film ist dem Team um Barbara Albert ein wirklich erstaunlich gutes Biopic gelungen, das nicht nur die relativ unbekannte Maria Theresia Paradis vorstellt, sondern auch eine subtile und bisweilen komische, aber eindrucksvolle Gesellschaftskritik darstellt und einen sehr originellen philosophischen Blick auf die Realität vermittelt. Das ist wirklich viel für einen Kinofilm, aber 'Licht' hat das alles. Bis auf den läppischen Abspann, in dem manchmal einfach nur die weibliche Form der Berufe genannt wird, ist 'Licht' auch nicht, wie bisweilen angedeutet, von einer feministischen Schlagseite geprägt. Maria Theresia wird nicht als makellose Heldin dargestellt, sondern spoiler: als Suchende und bisweilen auch im wahrsten Sinne des Wortes Herumirrende (unabhängig von ihrer Blindheit)
    . Insbesondere suggeriert spoiler: der Film sehr stark, dass sie ihre 'Heilung' nur vortäuschen wollte, um Herrn Mesmer zu gefallen
    . Wirklich gut und originell dargestellt ist die philosophische Frage, was Sehen eigentlich wirklich ist, auch die Zuschauer spoiler: als Sehende können nur vermuten, was es mit Maria Theresias 'Heilung' auf sich hat, aber es nicht mit letzter Sicherheit wissen
    .
    Die Hauptdarstellerin Maria Dragus spielt brillant und empfiehlt sich mit diesem Film für weitere große Rollen.
    Eine klare Empfehlung, und es ist zu hoffen, dass dieser Film den Weg mindestens in die Programmkinos macht.
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