Julien Rambaldi hat die Komödie „Ein Dorf sieht schwarz“ nach einer wahren Geschichte inszeniert.
Seyolo Zantoko (Marc Zinga) feiert 1975 den Abschluss seines in Frankreich absolvierten Medizinstudiums. Dem Angebot, eine länger nicht mehr besetzte Arztpraxis in dem nördlich von Paris gelegenen Dorf Marly-Gomont zu betreiben, kann er wegen dem möglichen Erwerb der französischen Staatsbürgerschaft nicht widerstehen. Seine Familie reist aus Zaire (heute Demokratische Republik Kongo) an. Hauptsächlich Argwohn, aber auch aktive Ablehnung schlägt den Neuankömmlingen entgegen.
Nach den Angaben von Kamini Zantoko, Sohn des Seyolo, ist das Drehbuch entstanden.
Humor ist eine verdammt ernste Sache. Komödie ist eben schwierig. Und wer auf die Idee kommt, das Thema Fremdenfeindlichkeit unter einen lustigen Stern zu stellen, sollte seine Sache sehr gut machen. Leider ist Rambaldi weit weg davon geblieben. Der Spaß lässt kaum eine Linie erkennen. Entweder zu albern oder zu sehr Mann-Frau oder zu sehr Ich-kenne-dich-nicht-ich mag-dich-nicht. Seicht und vorhersehbar sind die Dialoge und Szenen angelegt. Das bewirkt unterm Strich bei den wenigen gelungenen Gags und Phasen irreparable Schäden bei der Zeichnung der Charaktere, auf die bei der Verfilmung von Tatsachen ein besonderes Augenmerk liegen sollte. „Monsieur Claude und seine Töchter“ von Philippe de Chauveron und mit Christian Clavier steht straight albern und turbulent schräg etwas besser da.
Die erfahrene Schauspielern Aïssa Maïga („Caché“, „Der Schaum der Tage“) verkörpert Anne Zatonko, die Ehefrau des Mediziners. Mit außerordentlicher Ausstrahlungsstärke kämpft sie gegen ihre flache Figur an. Auch Marc Zinga gibt seiner Rolle eine gewisse Kraft. Doch zu sehr geht das für die Lachmuskelmassage Angelegte mit Ideenlosigkeit einher. Der Versuch, das Entstehen von Beziehungen subtil einzuweben, torpediert sich selbst mit plump eingefügten Wendungen, die eher den Zufall preisen.
Dass der dunkelhäutige und der französischen Sprache mächtige Mediziner einen vorteilhafteren Bildungsstand gegenüber den Landleuten hat, ist von vornherein klar. Mit zu wenig Engagement werden einige Einheimische mit Dummheit und grob klingenden, mundartlichen Ausdrücken versehen. Das mag dieser wackeligen Komödie geschuldet sein, bringt aber nur noch mehr Schlingern und schmarotzt ein bisschen an „Willkommen bei den Sch’tis“.
Gegen Ende ist dann Kindertheater. Ein netter, herzerwärmend tragikomischer Einfall, der Rambaldis Werk aus der drohenden Belanglosigkeit rettet.
Die Geschichte des Seyolo Zantoko, der sich Mitte der 1970er das Vertrauen der Mitmenschen in Marly-Gomont hart erkämpfen muss, ist sicherlich mitreißend und politisch immer aktuell. Der Regisseur hat jedoch nicht bewiesen, dass sie für einen abendfüllenden Film ausreicht.
„Ein Dorf sieht schwarz“ ist ein mäßig zusammengebauter, strukturschwacher Film, der durch schauspielerische Stärken ein gewisses Gewicht erhält.