Warum mir Netflix diesen Streifen als Science Fiction vorschlägt... ich konnte hier nichts in dieser Richtung ausmachen. Oder sollten hinter den Katastrophen Alien Invasoren stecken? Also, Katastrophenfilm passt schon eher, wobei es hier nicht um Emmerich-hat-Lust-am-Zerstören geht, sondern eher um die kleinen Menschlein wie Du und Ich, die von irgendeiner beliebigen nationalen Katastrophe sehr betroffen sind. Das Startszenario ist ganz schön dramatisch an den Haaren herbeigezogen, man fragt sich als aller Erstes, warum mal wieder die (schwangere) Frau in Not gerät/verschwindet und der Mann (Bürohengst) sie retten kommen muss. Lahm. Dass die Katastrophe im Film nur ein mysteriöses aber heftiges Phänomen ist, finde ich weniger problematisch. Die Andeutungen, dass könne nichts "Normales" sein, sind fast schon kontraproduktiv, eine solide natürliche Katastrophe hätte auch gereicht. Aufgeklärt wird es jedenfalls nicht, viel Sinn macht es auch nicht, denn was man erfährt, passt nicht so richtig zusammen. Pyroklastische Ströme in Nordkalifornien, zuvor Tsunamis die Seattle zerstören, extreme Gewitter über Minnesota, Ausfall der GPS Satelliten (was nicht mal den Ex-Marine zu verwundern scheint), na ja. Hauptsache es wirkt dramatisch. Ebenso wenig überzeugen die Hauptdarsteller und ihre Figuren, bzw. deren Animositäten und Probleme miteinander. Das wirkt alles steif runter geschrieben. Der Hauptaspekt der Story scheint der radikale Verfall der Zivilisation zu sein (manche würden sagen, wieso Verfall, so ist es in manchen Gegenden der USA doch bereits im Normalzustand) sowie die Verwandlung vom Weichei-Großstadt-Anwalt zum Survivor. Leider werden die Situationen auf der Reise durch die USA im Auto nicht sehr überzeugend präsentiert. Kaum geht's los, sind sofort alle Menschen auf Aggro und Raub/Mord/Diebstahl getuned. Wobei man auch hier nur Männer sieht, Frauen und Kinder kommen nur gelegentlich als Zurückgelassene/Flüchtende vor.
Die raue-verzweifelte Indianerin verschwindet ab der Hälfte des Films auch wieder einfach so im Nirgendwo.
Also weiter durchfahren/sich durchschießen, an dem üblichen Redneck-Gunslinger Gesocks vorbei, dass man so aus allerlei US-Filmen kennt und dass einen erheblichen Anteil der ländlichen Bevölkerung darstellen müsste - würde man Filmen glauben.
Ansonsten ist Amerika ziemlich ausgestorben und erst am Ende, genau als die Hauptfigur nicht mehr alleine weiter weiß, da taucht tatsächlich zufällig jemand auf, der hilfsbereit ist. Dank dieser glücklichen Wendung kommt unser "Held" dann doch irgendwie, all seinen dämlichen Fehlern, Zaudereien und Versäumnissen zum Trotz, im völlig zerstörten Seattle an. Seine kluge Frau hat noch schnell eine Nachricht über ihren Verbleib auf die Hotelzimmerwand geschrieben, die dank göttlicher Fügung stehen geblieben ist (der Rest vom Hotel liegt derweil zu großen Teilen in Trümmern). So ist es dann kein Kunststück mehr sie zu finden und in die Arme zu schließen. Leider hat sie die letzten 5 Tage beim Nachbarn (hä? das Haus liegt außerhalb der Stadt im Wald?) verbracht, der auch gleich mal klar stellt was er vom Auftauchen ihres Freundes hält und losballert. Missverständnis hin oder her, es stimmt was nicht und der gute Mann hat, neben wirren Verschwörungstheorien, noch Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft mit der Dame, der er Obdach gewährt hat. Da passt es dann auch gut, dass ihr Freund, nach all den Strapazen ziemlich gereizt, den Konflikt austragen möchte und solange röhrt, bis es zum Shootout kommen muss. Natürlich bricht genau in diesem Moment dann auch wieder die Hölle los und er muss zum zweiten Mal Frauchen retten, ins Auto hechten und wie der Teufel davonfahren.
Und dann - zack - ist der Film auch schon aus. Potzblitz! Na dann hoffen wir mal, dass es im schönen Kanada oder Alaska bessere Überlebenschancen gibt. Sehen möchten wir dies keinesfalls.
Fazit: Hätte eine gute Studie über den Verfall der Zivilisation und die Bestie im Menschen im Großkatastrophenfall werden können, dafür aber waren die einzelnen Begegnungen zu grobkörnig und gleichförmig. Eher Hills Have Eyes (ohne Mutanten) denn Jericho (die Serie). Nuancen und interessantere Situationen mit Menschen wären gefragt gewesen, schwierigere Entscheidungen als "erschieße ich ihn oder er mich". Anfang und Ende sind völlig konstruiert, in der Mitte passiert dann mehrmals immer wieder Gleiche: lange nix, dann Kontakt mit Menschen was auf eine Schießerei und Tote hinausläuft, weiterfahren. Einen End Twist wie in Monsters (bei dem die lange nicht gezeigten Gegner gezeigt werden UND einem klar wird, dass die Menschen die eigentlichen Monster aus dem Titel sind) gibt es nicht. Äußerst unbefriedigend und auch für schmales Budget einfach zu wenig. CGI usw. ist absolut OK, aber eine gute Story kostet keine 20 Millionen. Nur eben Mühe und wächst auch nicht auf Bäumen.