Die Unterschiede zu den Vorgänger-Filmen sind ein gigantisches Budget von Milliarden von Dollar, eine neue Generation an HeldInnen und AntiheldInnen neben den längst etablierten Figuren - zur Befriedigung alter und neuer Fans sowie ein großes Paket an so genannten Schauwerten. Dass die "Alten" auch nach rund drei Jahrzehnten noch aussehen, wie sie aussehen, scheint schonmal eine erwähnenswerte Leistung zu sein ("Du hast dich nicht verändert"). - Inzwischen, so die Story - leben diverse Urviecher über den gesamten Globus verteilt, teils in geschützten Arealen, auf Inseln, zwischen Bergen usw. Was zur Folge hat, dass die Erzählung permanent den Schauplatz wechseln kann.
Die meisten Figuren sind hier wohl meinend, also auf der "guten" Seite zu verorten. Im Fokus der Story steht ein geklontes (!) Mädchen, das wie Dornröschen in einer Waldhütte versteckt werden muss, damit mit seinem wervollen Genpool kein Schindluder getrieben wird. Logisch, dass das Mädchen dann doch entführt wird und das Chaos seinen Lauf nimmt. Außerdem gibt es eine Plage durch Schwärme gigantischer Heuschrecken, die nur ganz bestimmte Felder verwüsten, andere aber verschonen... Wer hier böse ist, wird recht bald klar, und ab diesem Zeitpunkt können wir uns entspannt zurückgelehnt auf das Popkorn-Kino der Verfolgungen und Kämpfe einlassen. Die Dinos dürfen natürlich auch mitspielen; einige friedlich, einige blutrünstig - wie die Menschen.
Und schon sind wir bei den Schwächen dieser Produktion. Die größte scheint mir der unbedingte Wille, allen im Kinosaal alles recht zu machen und das dann noch zu toppen. Der arme, eigentlich geniale Komponist Giacchino schrieb unter diesem Leistungsdruck einen farblosen Mischmasch aus John Williams-Zitaten und eigenen Partituren, die gemessen an dem, was wir bislang von ihm erleben durften, erstaunlich unkonturiert klingen und also kaum ins Gewicht fallen.
Ruhelosigkeit ist ein weiteres, großes Manko! Spannung (und die erwarten wir hier doch) entsteht eben aus der Ruhe heraus und aus einer qualvollen Zeitspanne der Erwartung (Hitchcock beherrschte das, erinnern wir uns). Hier werden wir derart früh und konsequent beballert mit Hektik, Action und Lautstärke, dass schnell eine Art reflexartiger Taubheit (bei mir: Widerwillen) einsetzt. Derweil die Kadrierung (Bildkomposition) sträflich profan bleibt (Abfilmen nenne ich das) - was wohl der 3D Kompatibilität geschuldet ist. - 3D wird meiner Meinung nach eh überbewertet.
Stuntsequenzen, die einem James Bond-Film entstammen könnten, wirken hier wie Fremdkörper und nehmen den Fokus von den armen Dinos! Und wenn diese auftreten, kommen sie - Horror! - nicht so impressionant rüber wie wir es erwartet hätten. Werden - dem Pferdeflüsterer gleich - von einem Dinoflüsterer mit einem Lasso (!) eingefangen und mittels einer simplen Handgeste besänftigt ("ruhig, Grauer").
Die Brennweiten stimmen nicht; die Dinos wirken dadurch in ihrer Größe gern mal überschaubar und dank der immer gleichen Art von Animation wieder einmal wie gewichtslos, wie schwebend. Abgesehen davon dürfen sie nichtmal so richtig grausam sein, denn um die Kassen zu füllen, gibt es die FSK 12. Damit wäre der Splatter-Aspekt auch dahin. Allein, dem Sound Department möchte ich Respekt zollen: die guturalen Laute der Tiere sind virtuos und top designt!
Ansonsten lebt hier nicht viel. Alles ist aalglatt, das Bild erzittert nie, die SchauspielerInnen auch nicht wirklich. Routiniertes Abwickeln von so genanntem Abenteuer, kein Angstschweiß auf der Leinwand, keine Panik im Kinosessel.
So sieht es also aus, wenn eine Produktion um jeden Preis und in jedem Aspekt einer Gewinnmaximierung unterworfen wird: überladen, fad, dem baldigen Vergessen vorbestimmt.
(Ein beruhigender Gedanke: da dies angeblich das Finale ist, sollte uns Jurassic Universe erspart bleiben)
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