Sagen wir mal so, „Verschwörung“ ist besser als von mir erwartet. Hatte ein wenig Sorge, da ja diesmal David Lagercrantz die Vorlage lieferte und keiner so Recht wusste, ob er Stieg Larssons Erbe gerecht wird. Ausschlaggebend für mich, Lagercrantz‘ Biographie über Zlatan Ibrahimovic, die mich sehr begeisterte. Auch das die Hauptprotagonisten Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander diesmal nicht von Michael Nyquist und Noomi Rapace gespielt wurden bereitete mir Sorge. Die „Millenium-Trilogie“ von Stieg Larsson fortzuführen ist Lagercrantz nur bedingt gelungen. Ich würde eher vermuten, dass er eine „neue“ Salander/Blomkvist-Saga erschaffen will, die allerdings auf die bekannten drei Teile aufbauen soll. Witzig das „Verschwörung“ als 4.(!) Teil und „Verfolgung“ als 5.(!) Teil einer Trilogie vermarktet wird. Filmisch hat „Verschwörung“ mich größtenteils überzeugt. Vor allem Claire Foy als Lisbeth Salander kann nach kurzer anfänglicher Eingewöhnungsphase- schließlich haben Noomi Rapace und die Oscarnominierte Rooney Mara Maßstäbe gesetzt- absolut überzeugen. Sverrir Guonason als Mikael Blomkvist ist dagegen ein Totalausfall, was allerdings auch auf seine arg durch’s Drehbuch dezimierte Präsenz zurückzuführen ist. „Verschwörung“ ist ganz klar auf Lisbeth Salander ausgerichtet. Visuell ist der Film absolut bemerkenswert, allein der Vorspann ist schon sehenswert. Tatsächlich glaubt man die meiste Zeit im eiskalten Schweden zu sein, allerdings wurde nur in Stockholm gedreht, der Rest wohl in Hamburg, Berlin und im Studio Babelsberg. Wobei sich gleichzeitig die Frage stellt, wieso ein finanziell dermaßen erfolgreiches Projekt wie die Verfilmungen der „Millenium-Trilogie“ von gleich 5(!) deutschen Filmförderungen mit sagenghaften 2,35Mio.€ unterstützt werden musste? Was gibt’s außer dem Visuellen den Locations und dem Schauspiel von Claire Foy noch hervorzuheben? Ganz klar, das Action-Paket. Solide, handwerklich gekonnt, nicht zu sehr übertrieben, auffallend mehr als in allen anderen Verfilmungen. Auch Christopher Convery als der kleine August Balder macht das ganz ordentlich. Was gibt’s zu meckern? Na klar, so manche Ungereimtheit. Ob das technisch nun alles soooo einfach geht, wie es Lisbeth Salander uns vorführt, keine Ahnung. Ich will mal hoffen nicht, aber wer hätte zu Jules Verne Zeiten gedacht, dass es mal U-Boote gibt? Störte mich ehrlicher Weise auch alles nicht so richtig, so ein bisschen „James Bond-Feeling“ tut jedem Action-Film ganz gut. Das ein geklauter „Lambo“ zwei Tage nicht aufgefunden wird…, hm…, also meiner ;-)) hat GPS. Aber vermutlich hat das Technik-Genie Salander das deaktiviert und keiner hat‘s bemerkt, oder aber der Besitzer hat’s nicht bemerkt. Was ebenfalls nicht zu übersehen ist, gerade die familiären Szenen der Salanders wären nach skandinavischer Film-Machart drastischer ausgefallen. Man kommt nicht drum herum „Verschwörung“ einen leicht amerikanisierten Touch anzuhängen. Das Blut spritzt zwar an allen Ecken, aber die innere psychische Brutalität von familiären Kindesmissbrauch und Inzest wird doch nur oberflächlich dargestellt, verfehlt demzufolge ein wenig seine Wirkung. Aber gut, muss vielleicht auch nicht unbedingt sein. Fazit: Ja, das Warten hat sich, wie ich meine, auf alle Fälle gelohnt und ich bin größtenteils positiv überrascht. Schade nur, dass Mikael Blomkvist‘s Rolle dermaßen gestutzt wurde und somit gerademal noch so als Nebenrolle wahrgenommen wird. Warte gespannt auf den 5. Teil „Verfolgung“, da landet Lisbeth Salander ja bekanntlich im Frauenknast.