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Michael S.
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4,0
Veröffentlicht am 10. November 2016
Seit zwanzig Jahren im Geschäft und gerade mal vier veröffentlichte Studioalben - das hat das französische House-Duo Daft Punk nicht davon abgehalten sich zu einer der größten Bands dieses Genres zu mausern. Zeit für einen Rückblick. Hervé Martin Delpierres Dokumentation wirft zudem einen Blick hinter die Kulissen eines musikalischen Phänomens.
Aber wie porträtiert man gesichtslose Künstler? Delpierre nähert sich dem Phänomen Daft Punk vor allem über ihr Umfeld und wesentliche Schlüsselmomente der Bandgeschichte. Aufnahmen der beiden Musiker ohne ihre typischen Masken, die sie seit 2001 in der Öffentlichkeit tragen, finden sich höchstens in gröbkörnigem Archivmaterial aus der Frühzeit der Formation. Vor die Kamera treten deshalb in erster Linie Weggefährten, Kollegen und sonstige Größen der Musikszene, sogar ein betont lässiger Kanye West gibt zu, von Daft Punk beeinflusst worden zu sein. Seine Musik spiegelt im Rahmen dieses Films zwar nur wenig davon wieder, die Begeisterung von Kollege Skrillex kann man da schon eher nachvollziehen. Spannend, dass sich gerade ein auf Äußerlichkeiten fixierter Künstler wie er mit den beiden hinter ihre Musik zurücktretenden Franzosen identifizieren kann.
Persönliche Äußerungen des Duos finden sich im Film nur anhand von Radiointerviews, die immer wieder eingestreut werden. Doch schon anhand des übrigen Materials entsteht ein rundes Bild, das auch Fans anderer Musikrichtungen nachvollziehen lässt, was den Hype um Daft Punk ausmacht. Besonders die "manuellen" Effekte der Frühzeit zeigen eindrucksvoll, dass elektronische Musik auch Handarbeit sein kann. Die knackige Lauflänge von 84 Minuten macht die Dokumentation kinotauglich, strapaziert die Nerven andersweitig Interessierter aber auch nicht mehr als nötig.
Zusätzlich enthält diese Ausgabe mehr Bonusmaterial als mancher Spielfilm. Zwar paraphrasiert das knapp einhundertseitige Booklet lediglich die groben Inhalte des Films, doch die beiden Featurettes, von denen eines die Ursprünge von Daft Punk noch ausführlicher beleuchtet und ein weiteres frühe Entwürfe der Robotermasken zeigt, geben einen tieferen Einblick in Themen, die im Rahmen eines Dokumentarfilms mit Spielfilmlänge eben nur angerissen werden können.