Mal wieder was Tolles aus Spanien. Es scheint, dass gerade aus Spanien vermehrt gerne mal Filme kommen, die einem klassischen Grundkonzept nachgehen und dies allemal angenehm modern aufhübschen. Für den unsichtbaren Gast wird als Vergleich Hitchcock herangezogen, was mir jedoch ein bisschen zu weit geht, denn hier wissen definitiv die Figuren mehr, als der Zuschauer, wenn auch nicht mehr als ihr jeweiliges Gegenüber. Dieses „Der Zuschauer weiß was, was du nicht weißt“ ist ja eines der liebsten Mittel Hichtcocks gewesen und das findet man im unsichtbaren Gast nicht wirklich deutlich vor.
Das tut dem Film aber keinen Abbruch, denn er weiß auf andere Art die Spannung aufrecht zu erhalten. So hat man bei den beiden Protagonisten (einem des Mordes an seiner Geliebten verdächtigtem erfolgreichen Geschäftsmann und dessen Verteidigerin, eine Staranwältin, die nach diesem Fall eigentlich ihre Karriere beenden wollte) das Gefühl, dass in beiden ein bisschen von Jekyll und Hyde steckt. Dies liegt vor allem an der sehr guten idee, das ganze wie eine Art Kammerspiel aufzuziehen, das eigentlich wirklich nur in zwei Räumen spielt: dem Tatort Hotelzimmer und dem „Verhörraum“, in dem Angeklagter und Verteidiger miteinander reden. Alles Übrige, alle anderen Orte und auch Personen werden lediglich durch die Überlegungen, Beschreibungen, Vermutungen, etc. der beiden in Rückblenden dargestellt.
Für mich ein Film, den man sich unbedingt zwei Mal anschauen sollte, denn neben der Auflösung ist vor allem interessant, wie es dazu kommt und da kann man grad beim zweiten Mal, wenn man nicht mehr so auf die Lösung hinfiebert, noch viel mehr spannende und gut gemachte Details in der Story erkennen.