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    Kung Fu Yoga - Der goldene Arm Gottes
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Kung Fu Yoga - Der goldene Arm Gottes
    Von David Herger

    Trotz seines stolzen Alters von mittlerweile 62 Jahren schlägt sich Action-Ikone Jackie Chan in seinen unverändert körperlich herausfordernden Filmen auch 2017 immer noch erstaunlich wacker. Über die filmische Qualität von hierzulande direkt auf DVD und Blu-ray erschienenen Genrevertretern wie zuletzt „Skiptrace“, „Dragon Blade“ oder „Police Story – Back For Law“ darf zwar gestritten werden, doch als charismatischer Kampf-Künstler und Slapstick-Akrobat beeindruckt Chan nach wie vor. Bei seinem neuesten Action-Abenteuer reicht das allerdings definitiv nicht aus, denn die chinesisch-indische Koproduktion „Kung Fu Yoga“, die nunmehr fünfte Zusammenarbeit des Ehrenoscarpreisträgers mit Regisseur Stanley Tong („Rumble In The Bronx“, „Jackie Chans Erstschlag“), überzeugt abgesehen von Chans Darbietung und seinen flotten Kampfchoreographien auf praktisch keiner Ebene: Die arg angestaubten Computertricks sehen aus, als kämen sie aus dem letzten Jahrhundert, die bemühte Besetzung um Chan herum könnte blasser kaum sein und das gezwungen wirkende Mischmasch aus Bollywood-Kitsch und Hongkong-Action ergibt nie eine harmonische Einheit.

    647 vor Christus: Der chinesische Krieger Wang Xuance (Jackie Chan) wird von der Tang-Dynastie nach Indien entsandt, um der Armee der gutherzigen Prinzessin Gitanjali (Disha Patani) im Kampf gegen den machthungrigen Arunasva (Sonu Sood) und seine zerstörerische Elefantenlegion beizustehen. Obwohl sie in der Unterzahl sind, bezwingen die Soldaten Gitanjalis unter Wangs Führung den tyrannischen Heerführer, der es auf den sagenumwobenen Schatz von Magadha abgesehen hatte. Heute: Der im chinesischen Terrakotta-Krieger-Museum von Xi'an arbeitende Archäologe, Professor und Kung-Fu-Veteran Jack (Chan) wird von der indischen Professorin Ashmita (Patani) damit beauftragt, den alten Schatz von Magadha zu suchen. Doch als Ashmita, Jack und dessen Zögling, der Grabräuber Jones (Aarif Rahman), in einer tibetischen Eishöhle kurz vor ihrem Ziel stehen, werden sie von Randall (Sood) überrascht, dem Nachfahren von Arunasva. Randall reißt das Auge von Shiva an sich. Einer Legende zufolge soll der Besitzer dieses einzigartigen Diamanten den Schlüssel zur Macht über die ganze Welt besitzen. Jack, Ashmita und ihre Mitstreiter setzen alles daran, Randall aufzuhalten, bevor er das Rätsel um den Diamanten entschlüsseln kann...

    Irgendwie ist die (Toll-)Kühnheit von Regisseur und Drehbuchautor Stanley Tong bewundernswert: In den ersten Minuten seines unausgegorenen Action-Abenteuers bombardiert er seine Zuschauer mit so vielen letztlich irrelevanten historischen Daten und Fakten, dass man schon nach den ersten, mit Informationen vollgestopften Sätzen des Erzählers aussteigt und sich resigniert in die kunterbunte CGI-Schlacht zwischen Arunasvas Elefantenlegion und den Kriegern um Wang Xuance (gespielt von einem per Weichzeichner irritierend verjüngten Jackie Chan) stürzt – doch auch dort bleibt nur Irritation. Denn das stilistisch eindeutig an „300“ erinnernde Gefecht überrascht mit Computer-Effekten, die glatt der Ära von „Die Mumie kehrt zurück“ (2001) und „Van Helsing“ (2004) entstammen könnten. Auch das von Tong angestimmte Hohelied auf Mutter Natur misslingt aufgrund der technischen Unzulänglichkeiten: Während Aufnahmen von einer spektakulären Eishöhle in Island oder von einem indischen Bergtempel uns durchaus ein paar majestätische Momente bescheren, sorgen die veraltet und extrem künstlich wirkenden Computeranimationen der Tiere höchstens für unfreiwillige Komik. So bleiben eine Schneeballattacke gegen ein Rudel Wölfe oder die Flucht aus einem Hyänengehege wegen der nicht einmal annähernd realistischen Darstellung der gefräßigen Räuber meilenweit vom offensichtlich angestrebten Eindruck eines spannungsgeladenen Überlebenskampfs entfernt.

    Haudegen Jackie Chan mag etwas vorsichtiger geworden sein, was seine einstmals so stuntlastigen Kampfchoreographien angeht, aber wenn der Verehrer der Slapstick-Legenden Buster Keaton und Charlie Chaplin seinen Gegenspielern mit Giftschlangen, Schriftrollen und anderen Kuriositäten den Garaus macht, vergisst  man das mittlerweile stolze Alter des Drunken Master. Umso bedauerlicher ist es, dass keiner von seinen Mitstreitern vor der Kamera dem charismatischen Chan auch nur annähernd das Wasser reichen kann – woran das mit Stereotypen nur so durchtränkte Drehbuch eine erhebliche Mitschuld trägt. So ist der nicht ganz zufällig auf den Namen Jones hörende Zögling von Jack ein ganz blasser Abklatsch des Namensvetters Indiana und die bezaubernde Disha Patani muss vor allem als Modepuppe herhalten und zahlreiche (zugegebenermaßen sehenswerte) Kostümvariationen vorführen, wobei sie von Chan immer wieder kunstvoll durch die Luft gewirbelt wird. Und der immerhin schön finster dreinschauende Randall wird als  Bösewicht vollkommen demontiert, wenn er in einer gänzlich unerwarteten Bollywood-Tanznummer plötzlich Seite an Seite mit Jack und Co. das Tanzbein schwingt und sämtliche Rachegelüste über Bord wirft. Auf dem Papier mag das wie eine augenzwinkernd-ironische Volte klingen, aber im Film ist die Szene nur ein weiterer irritierender und kaum amüsanter Fremdkörper.

    Fazit: Die bezaubernden Kulissen und der gut aufgelegte Jackie Chan mit seinen Slapstick-Einlagen reichen nicht aus, um die fade, unausgegorene Story, die laschen Jokes und die arg angestaubten Computertricks wettzumachen.

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