Get Out
Rassismus ist das zentrale Motiv dieses Prototyp-Kultfilms. Doch auf dieses Thema, dass in den Medien und in sämtlichen Rezessionen zu diesem Streifen so ausufernd besprochen wird dass die filmischen Stärken in Get Out kaum noch erwähnung finden, möchte ich hier garnicht groß eingehen. Eines sei hier nur kurz erwähnt: dieser Film ist der erste überhaupt, der mir als weissen, nicht jüdischem Mann ein Gefühl dafür vermittelt hat, was Rassismus wirklich bedeutet! Soviel dazu.
Die Handlung wurde hier nun zum brechen oft angedeutet oder zusammen gefasst also haken wir das nun auch ab!
Kommen wir zum punkt: Obwohl Get Out kein reinrassiger Gruselfilm ist, empfand ich ihn stellenweise als unfassbar unheimlich. Vorallem die erste Nacht die Chris auf dem Anwesen seiner zukünftigen Schwiegereltern verbringt, hat sich tief in mein Hirn gebort.
Da gibt es zwei so intensive und unheimliche Begegnungen mit den farbigen Bediensteten, die in meinen Augen Filmen wie It Follows ernsthafte Konkurrenz machen und äußerst verstörend nachwirken.
Es ist im allgemeinen eine bisher selten erwähnte Glanzleistung des Filmes, dass die eigentlichen Opfer hier die schaurigsten Gestalten abgeben: bis auf Chris (und sein kultiger Kumpel) sind sämtliche Afro-Amerikaner in diesem Streifen gruselige Wesen, die sich gegenseitig mit seltsamen Auftritten die Show stehlen. Das ist eine bemerkenswerte Eigenheit in einem Horrorfilm, die Gleichzeitig auf Filme wie "Die Körperfresser" und pure Zombie-Filme verweist, in denen die eigentlichen Opfer des Terrors zu gruseligen Monstern mutieren. Die Ambivalenz mit der hier gespielt wird, der Tanz um Gut und Böse, Schwarz und Weiss, ist ein Genuss.
Der einzige Charakter, der von Anfang an als wirklich Bösartig eingeschätzt werden kann, ist der wiederlich unangenehme Bruder von Chris' wunderschöner Freundin.
Desweiteren ist das Spiel von Daniel Kaluuya, der den bemitleidenswerten Chris verkörpert, eine weitere große Stärke des Films, die all zu oft in den poltisch gehaltenen Kritiken zu Get out viel zu kurz kommt: dieser Mann spielt seine Rolle weltklasse und vermittelt dem Zuschauer, welcher Hautfarbe er auch immer angehören mag, ein intensives Gefühl für die absurden und grauenhaften Situationen, in die er hineingerät. Wenn dieser Mann in Panik gerät, vibriert der Bildschirm! Selten habe ich mit einer Hauptfigur in einem Horrorfilm so mitgelitten, wie mit Chris aus Get Out. Ein weiterer auffälliger Aspekt in Get Out ist ohnehin, dass das Spiel der Farbigen viel intensiver wirkt, als die routinierte Verlogenheit der weissen Darsteller, die durch weg die Bank wie Parodien aus good old Hollywood wirken.
Und obwohl man versuchen könnte Get Out als unpolitischen Thriller zu sehen führt er dem Zuschauer in genau zwei Szenen vor, wie tief die rassischen Konflikte in der Gesellschaft immer noch verankert sind: nämlich jedes mal wenn ein Polizeiauto zu sehen ist und man sich um den symphatischen Chris sofort sorgen macht.
Get Out ist ein Klassiker. Eine absolute Glanzleistung!