Als angekündigt wurde, dass "Sicario 2" ohne Denis Villeneuve als Regissuer gedreht werde, war ich skeptisch. Die Kritiken waren, vor allem beim Publikum, eher durchmischt.
Vielleicht bin ich dann mit den richtigen Erwartungen rein, doch der Film ist herausragend geworden.
Stefano Sollima liefert mit "Sicario 2" ein Sequel, welches zwar etwas anders ist, aber trotzdem auf dem Niveau des ersten bleibt. Auch dieser erzeugt eine Art Sog und fesselt von Anfang bis Ende. Der Film ist auch wie im ersten trotzdem noch an vielen Momenten so ruhig und intensiv, dass wenn es dann mal fetzt, man wortwörtlich erschreckt. Dass der Film so intensiv ist liegt an mehreren Faktoren.
Das Drehbuch verfasste wie beim ersten schon Taylor Sheridan. Es bleibt durchgängig spannend, hat gute Wendungen und bleibt vor allem realistisch, was das ganze noch brutaler und schockierender macht.
Denn das FSK 18 ist gerechtfertig. Der Film ist brutal, dreckig und ein Stück weit moralisch unter aller Sau.
Die Action ist sehr handgemacht und sehr spannend umgesetzt. Dazu trägt auch die starke Kamera. Diesmal ist nicht Roger Deakins von der Partie, sondern Dariusz Wolski. Er übernimmt visuelle Merkmale des ersten und lässt die Bilder lange genug wirken, auch wenn etwas kürzer als beim Vorgänger, was für ein etwas schnelleres Tempo sorgt.
Der Komponist des Vorgängers war der Isländer Johann Johannson. Dieser ist leider verstorben und es schlüpft Hildur Gudnadóttir in seine Fußstapfen. Sie macht ihre Sache klasse und führt den Stil Johannsons konsequent fort und übernimmt sogar seinen Track "The Beast". Der Soundtrack wirkt bedrohlich und ist sehr atmosphärisch.
Die Darsteller sind wieder einmal herausragend. Benicio del Toro und Josh Brolin werten den Film nochmal um einiges auf. Sie bieten diese Art von coolen, unmoralischen, dreckigen Anti-Helden, die man heute nicht mehr so oft sieht. Auch die junge Isabela Moner macht ihren Job stark!
Doch auch wenn der Film inhaltlich topaktuell ist und Wendungen hat, ist mir das Ende noch etwas zu offen. Klar, es wird einen dritten Teil geben, doch das bedeutet, dass der dritte es schwierig haben wird eigenständig für sich zu stehen und ein runderes Ende hätte dem Film gut getan. Auch im Mittelteil hätten sich ganz kleine Längen vermeiden können.
Fazit: Extrem intensiv, von Anfang bis Ende spannend, brutal, realistisch und mitreißend. Nur das Ende ist etwas zu offen.