„Du musst Eier aus Stahl haben“, hat eine Freundin zu Emily Blunt gesagt, als diese von ihrer Zusage für „Mary Poppins’ Rückkehr“ erzählte.
Ja, die Latte ist hoch, möchte man antworten. Allein die Entstehungsgeschichte des Originalfilms von 1964 bot später genug Stoff für einen eigenen abendfüllenden Spielfilm („Saving Mr. Banks“). Spätestens dann ist klar, mit welchem ikonischen Leinwand-Erfolg es Regisseur Rob Marshall („Into the Woods“) hier aufgenommen hat, und dass man mit dem Versuch einer Fortsetzung eigentlich nur scheiten kann.
Und zwar nicht, weil das Ziel zu hoch gesteckt ist, sondern weil man es nicht allen recht machen kann. Dreht man nahezu die Kopie eines Disney-Klassikers, meckern diejenigen, denen der neue Film zu wenig eigenständig ist – oder umgekehrt.
Nun ist es Ersteres geworden, eine Hommage an alles, wofür wir "Mary Poppins" lieben. Und das ist durchaus gelungen. Mehr noch: Erst jetzt fällt zum Beispiel auf, wie schlecht vor 54 Jahren im Vergleich die Darsteller der Kinder waren, oder dass Julie Andrews viel mehr Zucker in ihre Rolle gelegt hat, als nötig gewesen wäre. Autorin P.L. Travers, aus deren Feder das tollste Kindermädchen der Welt stammt, wäre mit Emily Blunts etwas strengeren Verkörperung sicher zufriedener gewesen als mit der Leistung Andrews’.
Einiges in "Mary Poppins' Rückkehr" ist damit tatsächlich besser als im Original. Denn seien wir ehrlich: Einen Großteil seines Erfolgs bezog der Vorgängerfilm womöglich aus dem, was man heute einen Hype nennt, also etwas, das man auf der Leinwand selbst gar nicht sieht.
Vieles im neuen Film ist ebenbürtig, manches erscheint aber auch überflüssig, wie etwa der Auftritt Meryl Streeps (im wahrsten Sinn läuft die Handlung hier in eine Sackgasse). Auch die Schluss-Nummer ist verzichtbar, denn wenn alle schweben, steht Mary Poppins mit all ihrem Zauber auf einmal im Abseits.
Fazit: Ein Löffelchen Zucker weniger hätte es auch getan, aber dennoch hat es gut geschmeckt.