Mit "Bad Boys - Ride or Die" reiht sich die nächste Filmreihe darin ein, zu einem überdimensionalen Franchise ausgebaut zu werden, worunter die Qualität allerdings wie schon bei vielen anderen vorher sichtlich leidet.
Mike und Marcus wollen parallel zu ihrem Dienst eigentlich nur ein ganz normales Leben führen. Doch schon bald erschüttert ein Korruptionsverdacht gegen ihren verstorbenen Captain die Welt der Bad Boys. Das können diese natürlich nicht einfach so hinnehmen und versuchen den Namen ihres ehemaligen Vorgesetzten reinzuwaschen. Blöd nur, dass die Drahtzieher hinter dem Komplott ihre Spuren gut verwischen können und die Jäger so zu Gejagten werden.
Insgesamt ist die Story eigentlich ganz okay und die Action sieht wirklich fantastisch aus. AAABER das große Problem dieses Films ist, dass er mit Figuren und Konflikten überladener ist als eine mexikanische Nachmittagstelenovela. Angefangen mit Mike und Marcus, die sich ja sowieso immer nur am zanken sind, wenn sie nicht gerade rumballern, kommt Mikes ultrakrimineller Sohn aus Teil 3 hinzu, der den Captain erschossen hat und zu dem er eine Bindung aufbauen muss. Dieser hat wieder ein Problem mit der Tochter vom Captain (Schrägstrich) Chefin der Marshalls, die blutige Rache geschworen hat. Diese hat wieder eine Tochter, die in die Sache irgendwie mit reingezogen wird. Und dann haben wir da noch Mike's Ex (Schrägstrich) Chefin,
die irgendwie so gar nicht glücklich darüber ist, dass er nun mit einer anderen Frau verheiratet ist und nicht mit ihr, obwohl sie mit dem amtierenden Staatsanwalt zusammen ist, der (und hier hat der Autor des Drehbuchs wieder das spannende Element für den ganz pfiffigen Zuschauer eingebaut) nach höheren Ämtern strebt. Mikes neue Frau und seine Hilflosigkeit beim Tod des Captains verursachen bei ihm nun auch Panikattacken, da er ja jetzt etwas zu verlieren hat und Schuldgefühle in sich trägt.
So, und das sind nur Mikes Probleme. Marcus Sachen spare ich mir jetzt, aber auch da kommt nochmal einiges hinzu
Ach so, und einen richtigen Antagonisten haben wir eigentlich auch noch, aber bei den ganzen Sachen, mit denen sich Mike und Marcus sowieso herumschlagen müssen, kann er sich wohl hinten anstellen.
Auch technisch fand ich den Film sehr anstrengend. So klebt die Kamera gefühlt den Großteil der Zeit auf der Nasenspitze der Protagonisten und ist viel zu nah dran. Dazu sind die Actionszenen sehr schnell geschnitten und wirkten auf mich überhastet. Ich hatte den Eindruck, dass die beiden Regisseure ihr Handwerk durchaus beherrschen, allerdings die Wirkung ihres Handelns nicht wirklich verstehen. Während man bei Blockbuster-Regisseuren wie z.b. Nolan oder Villeneuve merkt, dass sie sich der Bildsprache in ihren Einstellungen jederzeit bewusst sind, hatte man bei Adil El Arbi und Bilall Fallah den Eindruck, dass man bestimmte Sachen nur deshalb so gedreht hat, weil es cool aussah. Da war für mich mehr drin.
Natürlich waren auch ein paar gelungene Gags dabei, insbesondere alles in Bezug auf den Running Gag Reggie, der natürlich wieder mit von der Partie ist.
Und falls Marcus Begegnung mit dem Captain im Jenseits eine Anspielung auf Black Panther gewesen sein sollte, fand ich diese auch sehr gelungen
. Ein Gagfeuerwerk wie bei Bad Boys 2 war es dann aber doch nicht.
Daher schaut ihn euch gerne an, erwartet aber nicht zu viel.