„Süßes oder Saures!“ – Diesen Ausspruch kennt man von dem alljährlichen Brauch Halloween. Und für ein richtiges Halloween braucht man natürlich einen Horrorfilm! Was für ein Glück, dass zum Datum der Rezensionsverfassung ein neuer Streifen in den Kinos startet, der sogar den Namen des kurz bevorstehenden Festes trägt: „Halloween“. Wie mir dieser Film gefallen hat und welche weiteren visuellen Eindrücke aus ihm gewonnen werden können, das erfährst du in der folgenden Rezension.
Der Film fängt sein Publikum mit seinen erbarmungslosen Klauen ab der ersten Sekunde an und lässt ihn erst mit dem Abspann wieder los. Die starken Anfangssequenzen wecken stetig Neugierde, mit jeder neuen Szene werden Versprechungen gemacht. Schade nur, dass „Halloween“ diese nicht erfüllen kann.
Von der Figurenausarbeitung her kann ich über den Film nicht viele gute Worte verlieren. Zwar gefällt mir Jamie Lee Curtis in ihrer Rolle als taffe Großmutter sehr gut – und das kann ich sagen, ohne jegliche Vorgängerteile zu kennen –, jedoch schwächelt das restliche Charakterensemble merklich. Zum einen stört, und da kann ich jetzt auch über Reaktionen aus dem Kinopublikum berichten, das extrem dumme Verhalten der Hauptfiguren. Viele Handlungsgänge scheinen nicht einmal ansatzweise nachvollziehbar, sondern sorgen für große Empörung in der Zuschauerzahl. Identifikationspersonen weist „Halloween“ überhaupt keine auf.
Außerdem ist das Stärkenverhältnis zwischen Täter und Opfern nie ausgeglichen, sondern stets ist der Mörder Michael Myers, dessen Gesicht man im Übrigen kein einziges Mal sieht, im Vorteil. Zudem ist bei dieser Person kein eindeutiges Motiv erkennbar, nein, eigentlich lernt man so gut wie gar nichts über den Antagonisten, der Dreh- und Angelpunkt für den gesamten Film darstellt. Damit stellt er sich selbst ein K.O.-Kriterium. Auch habe ich während „Halloween“ so viel Tiefgang vermisst, der den Film auf einer psychischen Ebene interessant gemacht hätte und den Täter wenigstens halbwegs nachvollziehbar erscheinen lassen. Aber nein, genau diese Eigenschaft des Unmittelbaren, Unberechenbaren verwenden die Macher hier mehr als nur einmal, um Spannung aufzubauen.
Was ihnen erstaunlicherweise gelingt. Genau in diesem Punkt verbirgt sich die geheime Stärke von „Halloween“: Er schafft es, das Publikum zu fesseln und eine unterhaltsame Geschichte zu erzählen. Vor allem während der zweiten Hälfte wird eine dichte und spannende Atmosphäre aufgebaut, welcher durch einige gut getimte Witzen aufgelockert wird. Diese wechselnden Gemütszustände waren auch in der Aufmerksamkeit der Kinozuschauer ersichtlich. Zudem finde ich den ungebremsten Gebrauch von Brutalität gelungen, da sich dieses Stilmittel geschmeidig in die restliche Handlung und Atmosphäre einfügt.
Kommen wir zum größten Schwachpunkt, den der Film aufzuweisen hat: Die Vielzahl an Logikfehlern. Es grenzt schon fast an Frechheit, welches Maß an stumpfer Aufmerksamkeit uns die Filmemacher zumuten, um diese zu übersehen. Jedes von Michael Myers angegriffene Opfer stolpert über eine Wurzel, bleibt an seinem Mantel hängen, rutscht aus, etc., sodass es für ihn gar keine Herausforderung darstellt, diese zu töten. Er rennt in dem Film kein einziges Mal – und es gelingt ihm doch immer, zu entwischen. Auch scheint er, trotz seines schon fortgeschrittenen Alters, seiner zahlreichen Schnittwunden, einer Schusswunde, gefährlich nahe am Kopf, und körperlicher Anstrengung immer körperlich fitter als seine Gegenspieler.
Ich werde aus dem Film nicht schlau. Gut unterhalten, aber auch enttäuscht, habe ich den Kinosaal verlassen und hatte keineswegs das Gefühl, eine der Figuren wirklich näher kennengelernt zu haben. Sie bleiben austauschbare Puppen im großen Spiel des Mörders, über den man auch nichts erfährt. Es ist und bleibt ein Teufelskreis, aus welchem man, egal, wie man es dreht und wendet, nicht entkommt.
Rekapitulierend lässt sich feststellen, dass der Film mich trotz seiner unzähligen Schwächen in keiner Minute gelangweilt hat. Das starke Ende, welches den Ausgang der Geschichte teilweise offenlässt, kann überzeugen und Neugierde gegenüber den nächsten Teilen wecken. Auch das immer wiederkehrende und bekannte Motiv von Michael Myers sorgte für gruselige Stimmung. Als Horrorfilm geht er daher okay, im Vergleich mit anderen Filmen hat er nicht die geringste Chance.
„Halloween“ ist ein atmosphärischer Streifen, welcher Horrorfans gefallen dürfte, darüber hinaus jedoch nicht viel hergibt, als dass ich eine große Empfehlung aussprechen kann.