Wie immer bei solchen Filmen, bleibt der Zuschauer sehr zweigespalten zurück. Selbstverständlich fühlt man mit den Opfern mit. Selbstverständlich hofft man, dass die Polizei die Täter schnellstmöglich findet und selbstverständlich ärgert man sich über so manch einen Knüppel, der einen von Behörden in den Weg gelegt wird (man hatte die Täter ja schon vorher im Visier). Leider mussten wir Berliner leidlich erfahren, dass selbiges auch bei uns passiert. Damit meine ich nicht nur den eigentlichen Anschlag, sondern eben auch, dass der Täter vom Berliner Weihnachtsmarkt schon im Fokus der Behörden stand, aber ähnlich wie in Boston, zu leichtfertig mit der weiteren Verfolgung umgegangen wurde. Auf der anderen Seite schwirrt einen bei solchen Filmen aber auch immer die Wut im Hinterkopf herum. Die Wut über die unsäglichen, von Sesselpupern im feinen Nadelzwirn losgetretenen Kriege, die ein aufs andere Mal eine Spirale der Gewalt lostreten. Die Schuldigen für den Terroranschlag in Boston werden hier klar benannt. Mich verwundert, dass man ihnen im Film das Statement über die angeblich wahren Schuldigen von 09/11 zugesteht. Wie auch immer, der Film, obwohl er ein wenig langatmig wirkt, verfehlt seine Wirkung keinesfalls. Das Gefühl einen Kloss im Hals zu haben wechselt sich phasenweise mit dem Gefühl ab, losheulen zu können. Das mitunter Original-Bilder mit einfließen ist geschickt. Die Szenen, wo der Polizist einsam und verlassen die Todesopfer bewacht, sind ergreifend. Schauspielerisch finde ich, ist der Film ein wenig überbesetzt. John Goodman, J.K.Simmons, Michelle Monaghan und Kevin Bacon kommen nicht so recht zur Geltung. Mark Wahlberg trägt den Film, ist aber für mich jetzt nicht die ultimative erste Wahl für die Rolle des Sergeants Tommy Saunders. Scheinbar sieht Regisseur Peter Berg das anders, ist „Boston“ nach „Lone Survivor“ und „Deepwater Horizon“ mittlerweile schon die dritte Zusammenarbeit der Beiden. Handwerklich ist der Film mehr als solide. Die Musik (meistens ja nur ein aufs Gemüt gehender gleichbleibender Ton) verfehlt seine Wirkung nicht. Lobenswert auch, dass der Film nicht nur von den Fakten, auch vom visuellen her, ziemlich detailgetreu zu sein scheint. Fazit: Der Film ist kein Kracher, aber durchaus sehenswert. Wie oben schon erwähnt, der Zuschauer bleibt ein wenig zweigepalten zurück.