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Michael S.
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4,0
Veröffentlicht am 9. Februar 2018
Ein Film der vieles will. Soviel, dass es manchmal ein wenig zu viel auf einmal ist. Gerade in der mit prinzipiell versiertem Dialog überladenen ersten Hälfte gibt es viele ausgezeichnete Momente, in denen Henry als Ersatzvater, Hausverwalter und Retter kleiner Brüder brillieren darf. Die meisten dieser Szenen werden allerdings allzu atemlos abgehakt, denn der große Plan im titelgebenden Buch muss schließlich irgendwann beginnen. Erst nach einer großen Prüfung für die meisten Figuren darf ein wenig Ruhe einkehren.
Schade, denn gerne hätte man Henry, der jetzt nur noch als Stimme aus dem Off auftaucht, gerne noch besser kennengelernt. Dafür gibt es nun für Naomi Watts die Gelegenheit die Mutter zu spielen, die sie vorher nie sein konnte. Ein Wandel, der entgegen aller Vermutungen recht gut funktioniert, denn mit Henrys Notizbuch hat sie einen Sinn im Leben gefunden und der Film nimmt schon bald wieder Fahrt auf.
Wie in einem gut geölten Getriebe greifen Henrys Vorbereitungen und der Genrewechsel mitten im Film ineinander. Ein mutiger Schritt, das Familiendrama dann zumindest kurzzeitig zum potentiellen Thriller werden zu lassen. Die scheinbar unmoralischen Komponenten von Henrys Plan haben so manchen Kritikerkollegen arg schlucken lassen, doch wenn man die Klimax erst einmal auf sich wirken lässt und noch dazu aufmerksam der Handlung folgt, dann kommt man womöglich zu dem Schluss, dass Henry die ganze Zeit über vor allem auf die Kraft von Familie und Zusammenhalt gesetzt hat.
Dafür sprechen auch die märchenhaften Elemente der letzten großen Szene, bei der eine mal witzige und mal poetisch arrangierte Schullaufführung mit einer gnadenlosen Hetzjagd auf den Übeltäter des Film gegengeschnitten wird. Zusammen mit dem Retro-Design, erinnert das ein wenig an die Verspieltheit von Jean-Pierre Jeunets "Die Karte meiner Träume". Nur ist "The Book of Henry" zwar ein Film über Kinder aber nicht unbedingt für Kinder. Eher für erwachsene Spielberg-Fans wie Colin Trevorrow, die verspielte Kinderzimmer und herbstliche Farben auf analogem Filmmaterial zu schätzen wissen.
Trotz kleinerer Schwächen bleibt "The Book of Henry" ein meist gleichermaßen unterhaltsamer wie berührender Film, für den man sich Zeit nehmen sollte. Denn unter den ganzen gewitzten Sprüchen und schicken Dekorationen liegt eine warmherzige Familiengeschichte verborgen, die in der Regel ganz ohne Kitsch auskommt. Und eine Welt, in der Erwachsene hilfloser als manches Kind sind und sich von gutem Ruf und Alltagsproblemen blenden lassen ist gar nicht mal so unrealistisch.
Ich freue mich immer wenn mich ein Film überrascht, das hat dieser hier auch geschafft, wenn auch mit einer traurigen Wendung. Ich kannte die genaue Handlung im Vorfeld nicht, wußte daher nicht welche Richtung der Film ab etwas der Mitte einschlägt und war dementsprechend überrascht. Aber auch angetan, es wirkte wie eine verdrehte Auslegung der „PS Ich liebe dich“ Thematik. Und trotz der Schwere die der Sache eigentlich inne wohnt ist die Sache unterhalsam, nicht federleicht, aber auch nicht betrüblich oder runterziehend. Nur emotional. D.H. wer ein Drama jenseits der üblichen Verläufe schauen mag kann mal einen Blick risikieren, es fällt ganz anders aus als man es erwarten darf.
Fazit: Mehrere Handlungsverläufe in einem die einen ungewöhnlichen, aber zu Herzen gehenden Film ergeben!
Erst tendiert der Film zur seichten Komödie, dann herzzerreißendes Familiendrama, letztendlich fast ein bisschen Thriller. Ja, mit ein wenig Fantasy hätte man daraus durchaus auch drei Filme machen können. So wirkt das alles ein wenig wild zusammengeschustert. Aber was soll‘s, Schauspielerisch gibt es durch die Bank weg nichts zu meckern. Jaeden Lieberher als Henry Carpenter sehr überzeugend, in der zweiten Filmhälfte auch Jacob Tremblay als sein Bruder Peter. Naomi Watts wird dieses Jahr 50, sieht immer noch toll aus und wie es scheint, steht sie zu ihren Fältchen. Mal sehen wie lange sie „gegen den Trend zu sein“ noch durchhält. Meine Unterstützung hat sie. Watts und Tremblay spielen übrigens nach „Shut In“ das zweite Mal Mutter und Sohn. Die Geschichte ist, so wie es vielerorts bemängelt wird, tatsächlich ein wenig holperig und mitunter vielleicht auch ein wenig grotesk. Ich muss aber zugeben, umso länger ich drüber nachgedacht habe, umso mehr frag ich mich: warum eigentlich? Musik passt auch, vor allem im dramatischen Mittelteil dem Film sehr förderlich. Alles in Allem kann ich den Film eigentlich nur empfehlen, schauspielerisch auf alle Fälle top!
Der Film lässt sich für mich nicht so ganz eindeutig bewerten. Zum Positiven: Die Geschichte an sich ist schon sehr herzzerreissend. Emotionen en masse. Auch die angesprochenen Themen: Tod des eigenen Kindes, Kindesmissbrauch sind nun mal Themen, welche kaum einen kalt lassen kann. Aber zum Negativen: Die Geschichte ist extrem oberflächlich und plakativ. Die Figuren und ihre Handlungen sind in keinster Weise realistisch und glaubhaft. Es fühlt sich so an, als hätte man einzig um einen emotionalen Film zu erschaffen, eine Geschichte ausgedacht, welche möglichst viele Menschen ansprechen sollte. Dabei kratzt man aber nur ganz oberflächlich bei den Personen im Gemüt, ohne sich tatsächlich für die Figuren zu interessieren. Eine Auflistung mit allen gekünstelten Gegebenheiten wäre hier verdammt lang. ABER: Es ist halt ein Film über Tod und Mißbrauch, was nun mal einen nicht kalt lassen kann.
Der Start vom Film ist echt mega cool aber spoiler: ab der Hälfte des Films stirbt die Hauptrolle auf tragische Weise, was meiner Meinung nach nicht in einen Film hinein gehört!!!!