Dass Science Fiction nicht immer mit maximalem Budget und direkt aus Hollywood daherkommen muss ist schon lange kein Geheimnis mehr. Der Australier Shane Abbess bleibt auch in seinem zweiten Film der Heimat treu und beschert uns mit "Infini" ein Genrestück aus Down Under. Dieses baut auf Vertrautes und wagt ein wenig Neues. Manches davon gelingt, anderes nicht.
Im 23. Jahrhundert bekommt man die lukrativsten Jobs beim intergalaktischen Bergbau. Gefährlich ist das auch, aber wenigstens die Anreise ist kurz: Die Mitarbeiter werden per "Slipstreaming" auf die Oberfläche gebeamt, was aber manchmal auch mit Datenübertragungsfehlern verbunden ist. Auf der Station Infini kommt es noch härter. Ein Teil der Mannschaft ist plötzlich unverhofft blutrünstig über einander hergefallen, nur ein Überlebender namens Whit Carmichael (Daniel MacPherson) wird an die Erde gemeldet. Ein Rettungsteam wird auf die Station geschickt um nach dem Rechten zu sehen und Carmichael aus seiner prekären Lage zu retten. Bei ihrer Ankunft finden die Soldaten ein Bild der Verwüstung vor. Von dem Vermissten gibt es zunächst keine Spur, doch etwas anderes, bösartiges lauert auf der Station und scheint nur auf die Neuankömmlinge gewartet zu haben.
Ein Plot, wie er schon umgesetzt wurde. Filme wie Pandorum, Doom und nicht zuletzt der Genreklassiker Alien setzen auf dunkle Korridore mit Industrieflair, mutierte Wesen und die unbekannten Gefahren des tiefsten Weltraums, wo einen keiner schreien hört. Viele dieser Versatzstücke finden sich auch in Infini. Da schleichen die Figuren mit gezückter Waffe durch die Schatten, werden plötzlich von wilden Wesen attackiert oder bekämpfen sich auch mal gegenseitig, sei es aus Versehen, oder weil sie nicht sie selbst sind. Gerade der Anfang des Films gerät ein wenig zu typisch. Carmichael wird in einer Balkonszene eingeführt, die glatt aus Bladerunner stammen könnte. Seine ruppige Einführung in das Team, die Reise zur Station und die hastigen Erklärungsversuche der Bodenstation an die Rettungseinheit geraten dann mitunter etwas konfus, der Überblick geht stellenweise verloren.
Mit der Zeit kommt aber die Qualität. Die ersten Szenen auf Infini erinnern noch stark an die bekannteren Genrevorbilder, aber je mehr sich abzeichnet was die Männer und Frauen da eigentlich verfolgt und warum es das tut, zeigt sich, dass der Film im Prinzip auf keiner schlechten Idee beruht. Hat man es durch die erste Dreiviertelstunde und ein paar kompliziertere Szenen geschafft, dann entfaltet sich eine Geschichte, die nicht zuletzt aufgrund von Daniel MacPhersons Spiel zunehmend an Faszination gewinnt. Das Ende überrascht und macht vor allem dann Sinn, wenn man bereit ist, das Geschehen noch einmal zu überdenken. Man hätte sich vielleicht noch eine schlüssigere Erklärung gewünscht, aber der Gedanke dahinter kommt zur Geltung. Auch ein paar flotte Sprüche zum Thema schwarze Löcher und Zeitdilatation gibt es, die auch einen "großen" Film wie Interstellar bereichert und nahbarer gemacht hätten.
In manchen Effekteinstellungen fällt das geringe Budget ein wenig auf, Shane Abbess versteht es aber diesen Umstand in die Handlung einzubetten. Schon bei Star Trek wurde das Beamen ursprünglich eingeführt, um keine kostspieligen Aufnahmen mit landenden Raumschiffen drehen zu müssen. Die wenigen Außenansichten der Station überzeugen zwar, bleiben aber die Ausnahme. Optisch und handwerklich ist hier ohnehin fast alles gelungen, was gelingen kann. Die dreckige, düstere Atmosphäre mit ein wenig Retro-Optik weiß ebenso zu gefallen wie Schnitt und Kameraführung.
Die kürzlich erschienene DVD-Ausgabe enthält als Bonusmaterial noch eine Handvoll geschnittener Szenen und selbstverständlich den Film in deutscher und englischer Fassung.
Darsteller: Daniel MacPherson, Luke Hemsworth, Grace Huang, Kevin Copeland uvwm.
Regie: Shane Abbess
Jahr: 2015
Label: capelight pictures
Laufzeit: 106 min
FSK: ab 16 Jahren