Wie man aus Kindheitsträumen Geld drucken kann!
Ein Film über Mario? Ein Traum wird wahr… Hatte ich zumindest gedacht. Seit ich klein war, habe ich „Mario“-Spiele gezockt. Ich bin ein Riesen-Fan des Klempners und die Spiele mit ihm haben mich geprägt. Und seit ich diese Spiele gezockt habe, habe ich auch über Serien oder eben Filme nachgedacht. Wie könnte so ein Film über Mario und Luigi aussehen? Mit echten Menschen? Nun den Versuch startete Nintendo selbst im Jahre 1993 mit „Super Mario Bros.“. Der Film war der Grund dafür, dass Big N bis heute keine Filme mehr gedreht hat, autsch! Also dann doch lieber animiert, das passt besser. Und tatsächlich: Der neue, große „Mario“-Film ist animiert. Als die erste Ankündigung in einem Nintendo Direct kam, war ich begeistert. Aber die Begeisterung schwand sehr schnell als ich das Logo von Illumination Studios sah. Das Studio hinter den nervigen Minions ist nicht gerade für gute Filme bekannt. Sie produzieren ihre Produkte sehr billig und bauen die vorhersehbarsten Trends und Storylines in diese Dinger. Ich hatte wenig Hoffnung für den „Mario“-Film. Nun, 2023 war es endlich soweit und natürlich musste ich diesen Film sehen. Wie unfassbar einfach man die Leute doch ins Kino bekommt… Es braucht einfach nur eine berühmte Marke wie „Mario“ und schon hat man über eine halbe Milliarde Dollar eingespielt. Interessiert sich jemand für die Story? Nö, warum auch?
Kommen wir damit zur Story: Mario und sein Bruder Luigi sind Klempner in Brooklyn und wollen ganz groß hinaus. Bei einem großen Rohrbruch in der Innenstadt gelangen beide jedoch durch eine mysteriöse Röhre in das Pilzkönigreich, das von Prinzessin Peach regiert und vom bösen Bowser terrorisiert wird…
Ja ja, die Storys in den „Mario“-Sielen waren nie sehr komplex, wobei es in den RPG-Spielen der Reihe („Mario & Luigi“) doch schon einiges an Story gab. Gucken wir uns nun aber mal etwas wie den „Lego“-Film an, sieht man wie gut man auch mit einer vermeintlich simplen Geschichte einen wirklich tollen und facettenreichen Animations-Film schaffen kann. Und wenn man ein derart simples Spielprinzip wie „Mario“ auf die große Leinwand bringt, muss man das auch irgendwie füllen können. Sprich: Man braucht Gründe, warum es magische Pilze, böse Schildkröten, Items, die einen stärker machen oder auch eine menschliche Prinzessin gibt. Man sollte dieser skurrilen Welt Leben einhauchen, die Figuren real wirken lassen (so gut es eben geht in so einem Film), Geschichten erzählen, die Hand und Fuß haben. Aber bekommen haben wir das hier… Einen Film, der vor allem eins kann: Referenzen an alte „Mario“- und/oder Nintendospiele zeigen. Zugegeben, die sind oftmals ganz charmant verpackt und ich als Fan der Videospielreihe hatte meinen Spaß mit all den kleinen Easter Eggs. Betrachtet man das Ganze aber ohne die rosarote Virtual Boy-Brille, dann bleibt ein Film, der gar kein wirklicher Film ist, sondern mehr ein Produkt. Die „Story“ ist vorhersehbar und vor allem „safe“. Nintendo und Illumination wollten ja kein Risiko eingehen, denn das Endergebnis soll ja viel Cash machen (hat hier etwa Disney mitproduziert?). Also gibt es die typischste Helden-Klischee-Story, die man sich nur denken kann. Und wieder: „The Lego Movie“ hat gezeigt, was man mit dieser Idee machen kann. „The Super Mario Bros. Movie“ hingegen bettet sich in die bekannten Klischees ein und fühlt sich dort wohl. Und ja, es verkauft sich gut, die Leute (und gerade die Kinder) lieben das.
Ich persönlich hatte so viele Ideen, wie man den roten Klempner auf den Bildschirm kriegt. Warum nicht eine Animationsserie, die in jeder Staffel eins der großen Spiele behandelt (zum Beispiel „Mario 64“)? Und in einer Staffel könnte man trotzdem viele Brücken zu anderen Serien schlagen, wie zum Beispiel eine Show zu „Zelda“ oder „Metroid“. Und am Ende fügt man das alles zusammen zu einem „Smash Bros.“-Film (oder auch eine Serie). Mir kann keiner erzählen, dass das nicht ziehen und rentabel sein würde. Und gerade heute sind Serien doch voll im Trend. Hier jedoch wollte man ganz viel in einen relativ kleinen Film packen. Und dass das nicht gut aufgeht, sollte jedem klar sein. Es passiert viel und ich persönlich war nie gelangweilt, aber all die knalligen Schnitte und hektischen Handlungsstränge haben einfach keine Substanz. Es ist für mich auch kein Vergleich zu den Videospielen, denn die sind einfach ein ganz anderes Medium. Bei einem Spiel kann man sich Zeit nehmen und selbst bestimmten, hier hingegen werden wir gezwungen in die nächste Szene zu springen, egal wie kurz die vorherige auch war.
Ich wollte den Film unbedingt im Original sehen und hatte mit den Stimmen auch meinen Spaß. Chris Pratt ist nach wie vor eine kuriose Wahl, aber er ist ok. Der Rest war ebenfalls ok (wie eigentlich der gesamte Film), nur Jack Black hatte besonders viel Spaß mit seiner Rolle, der sich auch auf den Zuschauer überträgt.
Kommen wir zu ein paar weiteren positiven Dingen, denn die gibt es in meinen Augen auch. Die „Mario Kart“-Sequenz war trotz der hektischen Story doch sehr unterhaltsam und stellenweise episch. Immer wieder blitzte das Potential eines „Mario“-Films auf, wenn die Musik und coole Ideen hinzu kamen (wie der Blue Shell!). Auch optisch ist der Film erstaunlich gut geraten. Für Illumination ist das Endergebnis dann doch sehr beeindruckend, auch wenn ich mir im Design der Figuren etwas mehr Kreativität gewünscht hätte.
Der Score von Brian Tyler war zu Beginn ebenfalls stark. Wenn die verschiedenen Melodien aus all den „Mario“-Spielen erklingen, dann hat mich das begeistert. Irgendwann wurde es dann aber ziemich nervig, weil es eben so offensichtlich und stumpfsinnig war. Die Musik hatte am Ende nur eine Aufgabe: So viele Zitate wie möglich in den Film zu packen. Thematisches Material gibt es dahingehend kaum, Hauptsache jemand erkennt diese eine Melodie. Und auch hier frage ich mich: Was wäre der Soundtrack ohne diese ganzen Referenzen? Die Antwort ist ein schmerzliches: Nichts.
Und als wäre das nicht genug, kommen kuriose Songs hinzu, die hauptsächlich aus den 80ern stammen. Warum? Ich habe keine Ahnung. Weil man die Zeit bedienen wollte, in der das erste Spiel heraus kam? Vielleicht, aber gepasst hat es in meinen Auge und Ohren überhaupt nicht. Als „Take On Me“ gespielt wurde, musste ich mir doch stark an den Kopf fassen.
Fazit: Puh, das musste raus! „The Super Mario Bros. Movie“ hätte die Erfüllung der Träume von so vielen Menschen werden können. Und ich freue mich, wenn jemand hier auch genau das bekommen hat, einen wahr gewordenen Traum. Aber ich habe genau das bekommen, was ich auch seit der ersten Ankündigung erwartet habe: Einen mehr als mittelmäßigen Kinderfilm ohne Anspruch und auf Tik Tok-Niveau. Der „Mario“-Film ist mehr ein Produkt als ein wirklicher Film. Das Ganze hat seine Momente, aber wenn 90% des Inhalts sich auf Referenzen stützt, dann kann das einfach nichts Gutes bedeuten. Ein Film muss mehr können als zu sagen „Guck mal, kennt ihr das?“. Ein Film soll eine Geschichte erzählen, ein Erlebnis sein und uns Figuren schenken, die man lieben kann. Das alles schafft dieses Produkt leider nicht. Es ist Fast Food von Hollywood, das für den Moment sättigt, aber dann ein ungesundes Gefühl der Leere hinterlässt...