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Michael S.
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3,5
Veröffentlicht am 18. Februar 2017
Es sind vor allem die berauschend schönen Bilder, die man nach dem Film im Gedächtnis behält. Viele der zentralen Fragen und Probleme wurden in der Vergangenheit wiederholt populärwissenschaftlich oder in fiktionalen Formaten diskutiert, die interviewten Protagonisten von "The Visit" nehmen das Thema allerdings durchaus ernst. Das kann mitunter unfreiwillig komisch wirken, etwa wenn Interviews im Schutzanzug gegeben werden oder ein Forscher mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen den Erstkontakt zu "erfühlen" versucht. Die hypnotischen Ultra-Zeitlupenaufnahmen alltäglicher Szenen und möglicher Reaktionen seitens der Sicherheitskräfte verdeutlichen jedoch die Ausnahmesituation, die eine tatsächliche Begegnung der dritten Art bedeuten würde.
Erstaunlich ist, dass man sich offenbar sowohl bei den Vereinten Nationen als auch in der Ethik und Soziologie bereits durchaus mit entsprechenden Szenarien befasst hat. Hier treten keine selbsternannten Ufologen vor die Kamera sondern durchaus seriöses Personal, etwa die Direktorin des UNO-Büros fürs Weltraumfragen oder ein pensionierter Anwalt, die sich vor allem mit der rechtlichen Seite eines außerirdischen Besuchs auseinandersetzen. Immer wieder betont man die Fremdartigkeit potentieller Außerirdischer, was sich filmisch in der ätherischen Musikuntermalung und einer kinoreifen, wenn auch immer wieder abstrakten Bildgestaltung niederschlägt. Ton und Bild zitieren in solchen Momenten wiederholt Kubricks "2001", was dem Film mehr philosophische als wissenschaftlich greifbare Untertöne verpasst.
Auch die trotz aller Maßnahmen immer noch vorhandene Unsicherheit von Bürgern und Behörden ist Thema, zugleich verleiht Madsen der Sehnsucht des Menschen nach Erkenntnis und Sinn im Leben Ausdruck. Sätze wie "Wir mobilisieren oft unser Militär im Streben nach Frieden" zeigen den Widerspruch menschlichen Verhaltens und lassen die Hoffnung erahnen, dass es auch anders geht. Viele Interviewpartner sprechen direkt in die Kamera, als würden sie sich mit den außerirdischen Besuchern unterhalten, Antworten bleiben jedoch aus. Damit ist "The Visit" vor allem eine künstlerisch anspruchsvolle Selbstreflexion und weniger der angekündigte "Dokumentarfilm über ein Ereignis, das nie stattgefunden hat".
Wer filmischen Experimenten gegenüber aufgeschlossen ist, dürfte damit dennoch seine Freude haben. Abgesehen von einigen Längen bei den Spielszenen ziehen die berauschenden Bilder den Zuschauer in ihren Bann und lassen das für eine Dokumentation ungewöhnliche Gedankenspiel umso faszinierender erscheinen.
Ein äußerst merkwürdiger Versuch der Herangehensweise an die Frage nach dem Umgang und dem Versuch des Verstehens einer bewussten außerirdischen Lebensform.
Vor allem, das ist gut: Das österreichische Bundesheer soll‘s richten.
Stellt sich wirklich jemand ernsthaft so den Kontakt eines Wesens, dem es gelingt, für uns unendliche Entfernungen durch Raum und Zeit zu überbrücken, mit uns vor?
Denk das Ganze noch mal neu durch.
Ist das ein Film von Gymnasiasten für einen Wettbewerb zu einem Nachwuchs-Filmfestival?
Hast du Filmmacher, du Drehbuchschreiber, du Regisseur, denn zur Übung wenigstens erfolgreich die Kommunikation mit einer unseren heimischen fremden Zivilisationen, den großen Reichen der staatenbildenden, kollektiven Gemeinschaften erfolgreich durchgeführt?
Wie willst du denn da, wenn du es noch nicht mal zu Stande bringst, dich mit den uns seit Jahrtausenden als Nachbarn begleitenden Zivilisationen zu unterhalten, da einen wahrscheinlich absolut vielfältig schwierigeren Akt einer Verständigung beschreiben können?
Hast du zu viel Hollywood gekuckt? Denk das Ganze noch mal neu durch.
Vieleicht hilft es dir auch weiter, wenn du ein paar Semester Geschichte belegen könntest. Weltgeschichte. Geschichte der Zivilisationen. Dann natürlich Neurobiologie. Und möglichst viel darüber, wie es ist, als eine Existenz ein Leben von nur wenigen Tagen zu haben, oder eines von hunderttausenden von Jahren. Wie es denn sei, mit dem Vielfachen der Inhalte deiner Sinnesorgane zu leben, zu denken, zu fühlen. Und auch darüber zu reflektieren, wie denn deine Aufnahme bei der Landung auf einem Planeten ist, auf dem äußerst fremde, kaum wahrnehmbare Wesen dir mit unbekannten Bewegungen und dir unbekannten Gerüchen, mit dir unbekannten Lauten und dir bedrohlich erscheinenden Körpersprache besprechen wollen?
Denk das Ganze noch mal neu durch.
Ja, es ist schwer. Nein, es ist nicht möglich. Ja, es ist notwendig. Nein, es ist vergeblich..