Die Eiskönigin 2 (2D)
Heute im Kino geschaut, inkl. einer satten halben Stunde Vorwerbung und das obwohl es während eben jener zu zwei Pannen kam - zuerst war nur Ton da und kein Bild, später gingen bei laufender Werbung die Vorhänge zu.
Der Film selbst ist in vielen Aspekten eine einzige Enttäuschung, gerade im Vergleich zum ersten Teil.
Über jeden Zweifel erhaben ist die Animation an sich, alleine das Wasser sah schon im Trailer sehr stark aus. Wer daran etwas auszusetzen hat, für den dürfte das Animationsfilmgenre generell schlichtweg nichts sein. Dabei wirkt die bombastische Szenerie noch nicht mal effekthascherisch. Auch bekommt man nicht das Gefühl, dass man einfach nur nochmal schnell die Kasse klingeln lassen wollte, weil der Elsa-Hype nach sechs Jahren dann doch ziemlich eingeschlafen ist, sondern dass das hier wirklich gemacht wurde, weil man sich sicher war, noch etwas zu erzählen zu haben. Das mag auch stimmen, dennoch springt der Funke erst im dritten Viertel für einige Zeit über, um dann aber nach höchstens 20 Minuten schon wieder zu erlischen. Das hat diverse Gründe:
- Die Handlung spielt nicht im Winter, sondern im Herbst, der Schnee spielt somit eine deutlich kleinere Rolle als im ersten Teil. Leider geht alleine dadurch schon zu viel Atmosphäre verloren. Teil 1 war trotz eher fehlendem / wenig präsentem Antagonisten ein spannendes, unterhaltsames, witziges Wintermärchen. Teil 2 kommt da überhaupt nicht hinterher.
- Der Humor ist im Gegensatz zum ersten Teil nicht nur deutlich reduzierter, sondern meistens auch viel platter. Die kleinen Kinder vor mir hatten ihren Spaß, mich und meine 2, bzw. 4 Jahre älteren Schwestern hat der Film an maximal 4-5 Stellen zum Lachen gebracht, die sehr kindlichen Humoreinlagen sind aber zahlreicher vertreten.
- Die Songs sind zwar nicht schlecht, aber vor allem überhaupt nicht einprägsam. Kein einziges Lied kommt auch nur im Ansatz an „Let it Go“ ran und auch an andere Songs des ersten Teils eher nicht. Nebenbei bemerkt hat Elsas deutsche Stimme in den Gesangsparts irgendwie massiv an Kraft und Talent verloren.
- Die Handlung zieht sich vor allem in der ersten Hälfte sehr stark. Man kommt nie so richtig in Fahrt. Ich bin sogar kurzzeitig fast eingeschlafen. Gerade als ich dann zum bereits erwähnten Zeitpunkt mal wirklich drin war, passierte etwas Unerwartetes ...
- ... denn eine Songeinlage hat mich wieder rausgerissen und den Fluss der Geschichte an einer wichtigen Stelle unterbrochen (Anna wacht alleine in der Höhle auf). Das kam absolut unpassend.
- Der Film führt keine einzige neue Figur ein, die sich wirklich behaupten kann. Der allergrößte Teil des Films gehört Elsa, Anna, Olaf und Kristoff, von den neuen Nebencharakteren behält man nicht mal die Namen, falls sie denn genannt werden.
- Die Figur Olaf wurde relativ stark umgeschrieben (die anderen Figuren glücklicherweise nicht). Der größte Teil des Humors gehört ihm, das ist auch okay, aber sein Verhalten, seine Art, ist einfach anders als im ersten Teil.
- Der zweite Teil ist deutlich komplexer und anspruchsvoller als der erste und in diesem Fall ist das problematisch, Animationsfilme sind meistens erfolgreich, gerade weil sie so einfach gestrickt und genießbar sind, ohne zu viel Schnickschnack, das funktioniert in diesem Genre einfach viel besser. Es ist wohl der Laufzeit zu verdanken, dass Teil 2 am Ende nicht allzu überladen erscheint.
Dass Elsa anders als geplant nun doch nicht lesbisch geschrieben wurde, was einige stark kritisieren, sehe ich weder positiv noch negativ, wie soll man an etwas nörgeln, was im Film nicht vorkommt (aber zumindest ganz zart schon mal angedeutet wird)? Kritisieren kann man höchstens, wenn Disney es wirklich rein aus finanziellen Gründen nicht gemacht hat, weil der Film sonst in einigen Ländern boykottiert worden wäre.
Ich würde gerne noch etwas Positives sagen, mir fällt aber leider gar nicht wirklich etwas ein. Am Ende würde ich 4/10 Punkten geben, wobei selbst das in Anbetracht der stark überwiegenden Kritikpunkte schon viel zu großzügig erscheint. Aber ja, man sieht einfach, trotz allem steckt in diesem Film eine Mordsarbeit und zudem hat mir die Storyidee an sich absolut nicht missfallen. Die Umsetzung ist dann aber eben nur optisch top, akustisch und inhaltlich jedoch ernüchternd. Jetzt könnte man sagen, dass es unfair ist, einen Film auf Augenhöhe mit dem ersten Teil zu erwarten - und vielleicht ist genau das das Problem. Hätte man die Charaktere umbenannt, etwas an den Konstellationen und Eigenschaften geschraubt und den Handlungshintergrund verändert, sodass ein für sich stehendes Werk herausgekommen wäre, dann sähe die Sache vielleicht wieder anders aus. Als Fortsetzung des Mega-Erfolgs „Die Eiskönigin - Völlig unverfroren“ taugt dieser Streifen aber absolut nicht. Dafür sind beide Filme einfach zu gegensätzlich, zu wenig zusammenpassend, zu verschieden. Schade. Vielleicht kehrt man im dritten Teil dann ja eher zu den Wurzeln zurück. Weniger ist manchmal mehr.