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Marc Binninger
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2,5
Veröffentlicht am 15. März 2016
[...] „Der Admiral“ ist kein sonderlich guter Film, aber auch nicht schlecht. Dienen tut er insbesondere als kleinen Wachrüttler für die Filmindustrie der Niederlande und Umgebung, sich mal in einem anderen Genre zu versuchen. Denn „Der Admiral“ tut, was wohl kein Hollywoodfilm tun würde; er wirft einen Blick auf ein Stück niederländischer Geschichte, das garantiert in keinem amerikanischen Monumentalfilm einen Platz gefunden hätte. Somit dient dieser Film zumindest als kleine, wenn auch nicht vollständig korrekte Geschichtsstunde über den Volkshelden Michiel De Ruyter.
Wenn europäische Filme ordentlich Geld kosten, dann heißt es in den Pressetexten schnell "muss sich nicht hinter Hollywoodproduktionen verstecken". Hier stimmt es ausnahmsweise. Die filmische Größe von "Der Admiral" ist nicht nur Behauptung, sondern wird von Regisseur Roel Reiné, der bisher eher Direct-to-DVD-Fortsetzungen leidlich erfolgreicher Actionfilme wie "The Scorpion King 3" und "Death Race 2" drehen durfte, überzeugend umgesetzt. Und das bezieht sich nicht nur auf die atmosphärische Gestaltung, den Dreh mit funktionierenden Schiffsnachbauten, ausgewachsene Seeschlachten und die meistens überzeugende digitale Effekte. Auch die hierzulande größtenteils unbekannten niederländischen Darsteller verstehen es, ihre Rollen überzeugend zu spielen. Frank Lammers als Charakterkopf de Ruyter sticht dabei besonders hervor. Hier wurde nicht der hollywoodtypische Fehler begangen, einen laut Überlieferung nun einmal eher stämmigen Mann zu einem ansehlichen Schönling umzudeuten, sondern er darf, sogar hinsichtlich seines Benehmens, einige Ecken und Kanten behalten. Damit sind er und seine Landsleute in jedem Moment auf der selben Höhe wie die internationalen Gaststars Charles Dance und Rutger Hauer. Letzterer tritt offenbar gerne in europäischen Mittelalterfilmen auf, zuletzt unter anderem in "Barbarossa" und "Sein Name war Franziskus". Die Geschichte selbst wird wesentlich ausgewogener erzählt, als es der deutsche Titel andeutet. Nicht das Spektakel steht im Vordergrund, die Figuren dürfen sich vielmehr trotz aller spektakulären Momente (bei denen es Reiné zugegebenermaßen manchmal ein wenig mit Zeitlupen und dramatischer Chormusik übertreibt) nachvollziehbar entfalten. Gelegentlich scheint das Drehbuch sogar noch mehr unterbringen zu wollen, als es die Laufzeit des Films erlaubt, womit insbesondere die zweite Hälfte stellenweise an einen frühneuzeitlichen Politthriller erinnert. Die historischen Ereignisse wurden dabei angemessen eingeflochten, wenn auch hier keinesfalls ein "Kampf um Europa" stattfindet. Die noch recht jungen Niederlande müssen sich eher gegenüber den anderen Reichen behaupten, um zu überleben und überhaupt eine politische Rolle zu spielen. Wer also Seefahrerfilme im Stil von "Master and Commander" mag, der ist hier genau richtig. Klar könnten sich empfindliche Gemüter an der patriotischen Brandrede von Johan de Witt (Barry Atsma) entzünden, der mit vielleicht etwas zu viel Pathos seinen Einstand im Parlament feiert. Letztendlich ist es aber vor allem die Geschichte de Ruyters, die hier erzählt wird und der ist als zweifelnder Held alles andere als ein glühender Nationalist. Ein Fest fürs Auge ist der Film allemal und er beweist, dass großes Historienkino mit Inhalt eben auch diesseits des Atlantiks möglich ist.