Auslöschung - Spiegelfechterei der Debütanten
Wenn man Dilettantismus zum bevorzugten Stilmerkmal eines Horrorschockers erheben würde, müsste man "Auslöschung" zum besten Science Fiction Film aller Zeiten küren.
Dabei hatte Regisseur Alex Garland beim Verfassen des löchrigen Drehbuchs sicher noch Grosses im Sinn. Immerhin bediente er sich beim Intro von HP Lovecrafts Kurzgeschichte "Die Farbe aus dem Weltall", entnahm die Idee einer unbetretbaren Zone Tarkowskis "Stalker", bediente sich beim Science Fiction Shocker "Event Horizon". Unbestritten immerwährende Klassiker der Science Fiction. Allein - Gute Vorlagen bedingen nicht zwingend ein Meisterwerk.
Cheapness
Während sich in genannten Vorlagen, das Grauen ganz allmählich, Schritt für Schritt von ersten Anzeichen bis zum blanken Terror steigert, stürmt im Hollywood Film "Auslöschung" ohne jede Vorwarnung der computergenerierte Mutantenbär aus dem Gestrüpp, splattert ziellos rum. Ein Albinoalligator mit Haizähnen lässt sich per Maschinengewehr problemlos umnieten. Soviel zur allgemeinen Bedrohungslage.
Horror Cheapness auf C-Movie Level. Das macht im Popcorn Home-Kino zeitweilig Laune, kann aber auf den zweiten Blick eklatante Mängel des Plots nicht verbergen.
Horror oder Mystery?
Mystery? Grusel? Suspense? Terror? Nunja. Von Allem ein bisschen. Aber bitte nicht zu dolle. Echte Spannung kann daher nicht wirklich aufkommen.
Auch mangelt es an Aufbau und daher fehlt auch eine echte Klimax.
In guten Horrormovies verfolgt die Kreatur unbarmherzig den Menschen, fordert Opfer, verlangt dem Mutigsten das Äusserste ab. - Erfordert jedoch auch sichtbare Angstreaktionen der Protagonisten. Kann man in "Auslöschung" beim besten Willen nicht ausmachen. Die Kreatur tritt hier nach Zufallsmuster auf den Plan, lässt sich teils problemfrei umnieten, teils ist sie schlichtweg mysteriös-unfeindlich. Die Kamera hält sich weitgehend von den Protagonistinnen fern, sprich durchgängige Halbtotale. Angst kann man daher von den Gesichtern der Darsteller nicht ablesen. Merke: Nahschüsse sind und bleiben das A und O des Mystery/Horrorfilms.....
Zicken-Expedition
Die ausschliesslich aus Frauen bestehende Expedition scheitert unspektakulär an ihrer eigenen Undiszipliniertheit und der daraus resultierenden Zersplitterung der Gruppe und der Handlung.
Eventuell Symptomatisch für die Generation des Jung-Regisseurs.
Keine Solidarität unter Millenials. Zickenterror bis zur Meuterei, jede brät ihr eigenes Ding. Zehn kleine Negerlein/innen. Die Chraktäre incl Hauptdarstellerin bleiben leider von vorne bis hinten fahl bis gesichtslos. Böse Zungen könnten sogar behaupten, einige sind von hinten hübscher anzuschauen als von vorne. Natalie Portmann, Star des Films, eher zu letzer Kategorie zählend, gibt äusserst lustlos eine Biologin, deren Ehemann, als einziger Überlebender einer Expedition aus "dem Shimmer" zurückkehrte.
Kaputte Beziehung
Innere Blutungen, Organversagen, er ist dem Tode nahe. Anstatt ihrem Mann im kritischsten Stadium seiner Krankheit mit all ihrem Können beizustehen, meldet sie sich freiwillig für die nächste Expedition. In Rückblenden wird ihre zerrüttete Ehe beleuchtet. Wenn er ihr mit leerem Blick sagt, dass er sie liebt, kommt der leise Wunsch auf, der Regisseur hätte ihre Rolle vielleicht besser mit einem Mann besetzt? Auch spürt der Betrachter die körperliche Abneigung des "Ehemanns" seine ihm Angetraute zu umarmen. Sie wiederum umklammert ihn mechanisch, wie ein dressiertes Rhesusäffchen.
Später dann, während seiner Abwesenheit, betrügt sie ihn mit einem Arbeitskollegen. Die Portman wirkt selbst beim Liebesakt hölzern, als habe sie einen Stock im Arsch. Weder Schauspielerin, noch die Biologin, die sie verkörpern soll, sind offenbar dazu in der Lage, ihr Bestes zu geben.
Verschenkte Hauptdarstellerin
Da erscheint es nur stringent, wenn die "Biologieprofessorin (!)", in der Zone kaum zu Erkenntnissen gelangt, Mutationen von Flora und Fauna werden begafft, aber kaum analysiert. Die Suche nach der Quelle der Mutation findet nicht nach dem Prinzip These und Antithese statt, Phenomene werden wahlweise beschossen oder ignoriert, die Story baut nicht auf, sondern eher ab, das Monster tritt zunehmend in immer harmloseren Vegetations-Mutationen zutage. Kristalline Bäume, hübsche Deko.
Die mangelnde berufliche Ambition der Biologin steht gewissermassen in vollem Einklang zu ihrem kaputten private Life. So peinlich, dass man geradezu erleichtert ist, als eine Videoaufzeichnung gefunden wird, die zweifelsfrei belegt, dass die Teilnehmer der vorigen Expedition sich gegenseitig bestialisch abschlachteten. Das lässt für den Plot hoffen, erfüllt sich jedoch im Film ebensowenig, wie das Erscheinen einer bösartig - fremden Intelligenz. Mangel an Intelligenz scheint allgemein das Problem des Buchs. Man wünscht sich um des Filmes willen, man hätte die Vorgänger- Expedition begleitet.
CG und Schockmomente
Der Computergrafikbär wird mehrmals in die Szenerie geschubst, gut für ein paar hirnentleerte Splattereffekte. Im Showdown steht Portmann später einem durch Mutation ausgelösten Spiegelbild ihrer selbst gegenüber. Aber auch diese Chance zur Läuterung der Protagonistin wird vom Regisseur nicht wahrgenommen, sprich verschenkt.
Verpasste Chancen
Oberflächlichkeit in der Anlage der Charaktäre, gepaart mit Schwächen bei Fotografie UND Inszenierung, ein Regisseur sollte doch eigentlich wissen, dass dickbusige Physikerinnen nicht mit 21 promovieren um dann ohne Wimpernzucken die Automatikwaffe auf extraterrestrische Mutantenkroks abzufeuern, da stimmt einfach gar nichts. Wenn ich mir eine Akademikerin vorstelle, die der brachialen Kraft eines zähnefletschenden Monsters ausgeliefert ist, meine ich doch, sie würde vor Angst zittern, schwitzen, die Waffe in Todesangst fallen lassen, kläglich versagen.... Nichts dergleichen.
Selbst wenn man den Mangel an Lebenserfahrung der Macher als schuldmildernd annimmt..... die im Showdown angedeutete Selbstreflektion, der Hauptdarstellerin und ihres Drehbuchautors findet schlichtweg nicht statt. Der Showdown löst sich dermassen dummdreist oberflächlich, dass man Popkorn samt Rootbeer standepede im Strahl erbrechen möchte. Nichts ist ärgerlicher als verpasste Chancen. Aber knapp daneben ist auch daneben.
Trashmovie
So nebenbei: Die Qualität der CG erreicht mit knapper Not die höchsten Höhen von "vintage 3-D Gamedesign der 90er. Sagen wir, knapp unter Niveau von I Robot - sprich zwanzig Jahre zurück. Das Setdesign erinnert zeitweilig an Raumschiff Enterprise, erste Staffel. Nach heutigen Massstäben Cheapness pur, unfreiwillig komisch. Mit einer einzigen Ausnahme. Die Mutation der vorletzten Expeditionsteilnehmerin ist erstaunlicherweise ein Augenschmaus. Zwar bedient sich die CG schamlos bei "Das fünfte Element" (Plasmastrahl aus nach oben gerecktem Mund) aber das sich hieraus entwickelnde Lichtwesen ist doch überaus hübsch anzusehen. Das macht die Portman dann auch ausgiebig, und mit offenem Mund.
Keine Spannung
Weil Regisseur Garland die kampferprobten Stimittel des Suspense Kinos entweder aus reinem Unvermögen oder aus Arroganz nicht einsetzte, ist man insgeheim dankbar, dass "Auslöschung" nicht hochkarätiger besetzt wurde. Wär schade um die lädierten Schauspieler-Karrieren.
Weil Natalie Portman seit "Leon der Profi" eh keine respektable Leistung mehr ablieferte, bleibt der Schaden Alles in Allem überschaubar.
Rezeption
Wie wird ein Film rezipiert, der vor Diletantismen strotzt, dennoch weltweite Verbreitung durch einen Streamingriesen geniesst? Erstaunlich gut! Will sagen verdächtig gut. Weil weder Story, Look, Leistung der Darsteller, noch Inszenierung / Regie zu überzeugen vermögen, war es anfänglich wohl nötig, positive Rezensionen zu lancieren. Zugegeben entzieht sich das vage Machwert teilweise der Bewertbarkeit, geniesst daher eventuell bei Liebhabern von Mysteryfilmen einen gewissen "Kultcharakter". "Auslöschung" spricht vielleicht am ehesten weibliche Zuschauer an, die ebenso unfertig sind, wie die Macher des Films.
Zielgruppe?
Versuch einer Zielgruppenbeschreibung: Junge Frauen denen Soziale Kompetenz ein Fremdwort ist, denen Freundschaft / Treue / Teamgeist in Gänze abgeht. Frauen, die ihre Männer bei Gelegenheit betrügen. Weibliche Egomanen, die sich selber als emanzipiert bezeichnen würden, ohne den Preis der Emanzipation entrichten zu wollen? Vielleicht aber gefällt der Film auch Machos, die Bestätigung ihres Weltbildes benötigen, die es lieben, Frauen beim Scheitern zuzusehen?
Emanzipation gestern und heute
Es drängt sich ein unfairer Vergleich auf: In "Alien" kämpfte erstmals eine Frau gegen ein übermächtiges Monster. Die Hauptdarstellerin überlebt, weil sie cleverer und mutiger ist, als die Männer der Crew, schlussendlich auch cleverer als das Alien. Ripley verfügte über den Mut der Verzweiflung, überwand die Schwäche ihres Geschlechts. - Blaupause für die erfolgreich emanzipierte Frau im Job. Eine mutige Kämpferin.
Ganz anders hingegen der Showdown in "Auslöschung": Die Biologin ficht einen Kampf gegen ihr formlos mutiertes Alter Ego. Mir fällt dabei auf, wie wenig clever die Protagonistin und ihr Spiegelbild agieren. Es ist so einfach, drück der nervigen Konkurrentin' die genau so hohl ist wie Du .... eine scharf gemachte Phosphorgranate in die Hand, geh hurtig ab zur Tür. Bumm!
Im Ernst, war das jetze der Showdown? Wirklich? Äh?
Fast wünscht man dem Alien, auf die gleiche Idee zu kommen. Aber auch hier ist es wie im wahren Leben: Das Plagiat ist immer schlechter als das Original. Aber wer hat jetzt wen ausgelöscht?
Einzige Überlebende?
Das Outro, nochmals fahler Nachgeschmack. Nach überstandenem Showdown, kehrt sie, einzige Überlebende zum betrogenen Ehemann zurück. Keine Reue, keine Aussprache. Sie kehrt zu ihm zurück, ohne aktiv zu seiner Gesundung beigetragen zu haben. Sie hat im Prinzip nur um ihr eigenes Überleben gefürchtet, Kampfgeist und Mut eher vorgetäuscht als bewiesen. Genau betrachtet übernahm sie nur seinen Job, um sich vor der eigenen Verantwortung zu drücken? Im Schlussdialog gestehen sich die Protagonisten dann auch noch gegenseitig ihre völlige Entfremdung - und umarmen einander.
Manifest der Millenials?
Könnte es sein ..... dass ausgerechnet dieses hirnlose Stückwerk als filmisches Manifest einer neuen Emanzipationsbewegung durchgeht? Bei abschliessendem Interview der einzigen Überlebenden stellt man ihr die Frage: "Alle sind gestorben, einer nach dem Anderen, sie kehren als einzige Überlebende zurück. Wie erklären sie das?" Ihre schwache Antwort: "Ist das etwas, das ich erklären muss?"
Würde sagen: Falsche Antwort Baby. Falsche Antwort.
Unvermögen durchzieht zwar den gesamten Film. Aber Diletantismus gepaart mit Egomanie sind weder schick, noch in irgendeiner Weise erfolgreich. Lediglich das unfassbar schwache Umfeld sorgt auf Netflix für halbwegs nennenswerte Quote.
Regie ein Stern
Hauptdasteller/innen null Sterne
Drehbuch ein Stern
Computergrafik ein Stern
Soundtrack drei Sterne
Plagiatsfaktor zehn von fünf Sternen