Ich fang mal etwas banal an, was wäre Julia Roberts ohne ihre Synchronstimme (Daniela Hoffmann)? Ja klar, immer noch eine der Besten, aber mal ehrlich, das schallende Lachen von Julia Roberts in der Kombination mit Daniela Hoffmanns Stimme, das hat uns doch schon 1990 in „Pretty Woman“ vom Hocker gehauen. Der Film ist ein klein wenig kitschig, ein bisschen aufgesetzt, ehrlich gesagt ziemlich unrealistisch- kurz gesagt, überhaupt kein Vergleich zu „Die Maske“ mit der überragenden Cher aus dem Jahre 1985, die die Thematik ein bisschen tiefgründiger angegangen ist. Sollte man vielleicht auch nicht so direkt vergleichen, aber Ähnlichkeiten sind durchaus vorhanden und vielleicht sogar gewollt. August „Auggie“ Pullmann allerdings lebt nicht nur mit seinen wohlsituierten Eltern in Upper Manhattan, er ist auch dank Mutti’s Privatunterricht total schlau und natürlich auch lustig und sowieso, hat eine total tolle Familie. Das ist schon alles ziemlich „speziell“ und für Auggies’s Situation nicht unbedingt von Nachteil. Auch lassen sich seine berechtigten Sorgen und Ängste auf einer Privat-Schule wahrscheinlich doch ein bisschen leichter austragen, als vielleicht auf einer mit Lehrern unterbesetzten Grundschule in Berlin-Kreuzberg. Vielleicht sollte man sich auch in Deutschland mal wieder ein wenig mehr den Privat-Schulen zuwenden. Allein die Cafeteria war ja mehr als bemerkenswert. Das aber nur am Rande und ändert natürlich alles nichts daran, dass der Film mehr als solide, um nicht sogar zu sagen, gut ist! Jacob Tremblay als „Auggie“ spielt hervorragend und liefert mit noch nicht einmal 12 Jahren, nach „Raum“, „Before I Wake“, „Shut in“, „The Book of Henry“ nun mit „Wunder“ erneut eine schauspielerische Leistung ab, die sich mehr als sehen lassen kann. Julia Roberts als „Auggies“ Mutter…, ja was soll man zu Julia Roberts noch sagen? Sie hat schon längst ihren Frieden in Hollywood gefunden und das sieht man ihr auch an. Sie muss nicht spielen, sie kann es sich aussuchen und das beschränkt sie auch auf durchschnittlich einen Film pro Jahr. Nicht immer großes Kino, aber Julia Roberts zuzusehen (und wie am Anfang beschrieben, auch zuzuhören) ist ein einziger Genuss. Schön auch, ab und an mal ihre wallende Lockenmähne in voller Pracht zu sehen. Bemerkenswert auch Izabela Vidovic als „Auggies“ Schwester Olivia, kurz „Via“ genannt. Sie ist relativ unbekannt, letzter bekannter Auftritt 2013 in Stallones „Homefront“, wo sie Jason Stathams Tochter Maddy spielt. Anderes Kaliber, wahrlich anderes Genre, aber in „Wunder“ spielt sie sehr überzeugend und macht das sehr einfühlsam. „Schwächstes Glied“ der Familie ganz klar Owen Wilson als Vater, aber das ist total ungerecht, weil das Buch bzw. das Drehbuch ihm gar nicht mehr Raum zur Entfaltung gibt. Das was er spielt ist grundsolide. Gleiches gilt für so ziemlich alle Nebenrollen. Alles in allem ist das schon ziemlich ordentliches Filmhandwerk und trotz einer nicht zu vermeidenden amerikanischen Oberflächlichkeit ist der Film mehr als zu empfehlen, denn was um alles auf der Welt spricht gegen ein Feel-Good-Movie.