"A Cure for Wellness" von Gore Verbinski glänzt mit tollen Bildern und enttäuscht mit einer mauen, wirr erzählten Story. Das ist schon wieder so ein Film, der nicht für normale Zuschauer, sondern für Filmstudenten gemacht ist, die ein Hausarbeitsthema brauchen. Zu analysieren und interpretieren gibt es viel: die Symbolkraft der Bilder und Motive, die intertextuellen Verweise auf Thomas Manns "Der Zauberberg" (unerträglicher Schinken, nebenbei bemerkt) und Franz Kafkas "Das Schloss" (merkwürdig und rätselhaft, bricht mittendrin ab und hinterlässt den Leser ratlos). Man kann auch das Genre Gothic Novel darin wiederfinden und einen Bezug zur schwarzen Romantik und den "Nachtstücken" von E. T. A. Hoffmann herstellen, wenn man es drauf anlegt. Nicht zuletzt ist der Film außerdem eine Coming-of-Age-Geschichte und enthält etwas Sozialkritik, da der junge Lockhart das seelenlose Karrierestreben verkörpert, das die ganze Welt 2008 in die Finanzkrise stürzte und immer noch besteht. Durch die Konfrontation mit den Patienten des Sanatoriums erkennt er dann aber, was wirklich zählt, wächst über sich hinaus, lernt wieder zu leben und bla.
Das alles ist ja ganz hübsch. Aber es ist auch prätentiös, überambitioniert, eitel und selbstverliebt. Die Handlung und Logik der Erzählung und erzählten Welt bleiben dabei genauso auf der Strecke wie Spannung und Unterhaltung. Und nein, Unterhaltung und Anspruch schließen sich nicht zwingend aus, wie zum Beispiel der atmosphärisch und in Grundzügen der Geschichte ähnliche Film "Shutter Island" gezeigt hat. In diesem Fall aber sieht man den Anspruch und die Mühe der Macher, aber es gibt immer wieder Szenen, die für die Handlung keine Rolle spielen und von der Folgerichtigkeit der erzählten Welt her widersprüchlich sind. Wahrscheinlich wollte man das Unheimliche der Geschichte betonen und deswegen ein paar ambivalente Bilder mittenhinein klatschen, aber gerade wenn man Ambivalenz herstellen will, muss man auf Logik achten.
Wenn eine Interpretationsmöglichkeit (z. B. "war alles nur geträumt") genauso viel Sinn ergibt, wie eine dem entgegengesetzte Interpretationsmöglichkeit (z. B. "war alles Realität"), dann entsteht Ambivalenz, das Unheimliche, und das ist spannend. In diesem Fall aber gab es zum Ende nur eine schlüssige Interpretationsmöglichkeit und dass da zwischendurch noch ganz plump versucht wurde, eine weitere Interpretation zu ermöglichen, wirkte einfach nur gewollt und konstruiert.
Fazit: Kann man sich sparen. Es sei denn, man ist Filmstudent und auf der Suche nach einem Hausarbeitsthema.