In "The Accountant" des Regisseurs Gavin O´Conner, spielt Ben Affleck einen autistischen Buchhalter.
Christian Wollf betreibt ein kleines unscheinbares Steuerbüro namens "ZZZ Ac". Er hat große Probleme damit soziale Beziehungen zu knüpfen. Hinter seiner Maske verbirgt sich jedoch ein wahres Mathematikgenie der 15 Jahre alte Buchhaltung innerhalb eines Tages kontrolliert. Nebenbei verdient er sich eine goldene Nase mit den gefährlichsten Kriminellen der Welt. Steuerfahnder Ray King (J.K. Simmons) ist ihn dicht auf den Fersen. Unterstützung erhält er dabei von Marybeth Medina (Cynthia Robinson)- die sich mit Kriminellen bestens auskennt. Als Wollf einen Auftrag der Firma Robitks annimmt um ein Leck in der Buchhaltung zu finden- stirbt kurze Zeit später der Hauptverdächtige...
"The Accountant" geht 2 Stunden und 10 Minuten lang und nach all der Zeit, konnte ich den Film immer noch nicht richtig einordnen. Der Film ist recht speziell und für meine Begriffe in der Form auch neu. Um diesen "neu" Status zu erhalten, versucht Gavin O´Conner jedoch eine Art "Über-Film" zu drehen und bedient mehrere stilistische und erzählerische Mittel. Am Ende ist jedoch ein Wirrwar herausgekommen. Geht es um seine Krankheit? Seine Beziehung zu seinen Vater? Familiendrama? Krimi wegen Mord? Action? Martial Arts? Romanze? Komödie? Keines von allen aber auch irgendwie alles. Jedoch ist es so als hätte O´Conner alles in einen Topf geschmissen und schlecht umgerührt. Allein die ersten 30 Minuten sind unfassbar schwer erzählt. Ich wusste nicht worum es da geht. Komplizierter wurde es jedoch als Ray King das erste Mal auftrat und eine Bewerberin erpresste. Die Szene endet abrupt und das Fragezeichen über den Kopf wächst immer mehr. Um Wollfs Beziehungsängste zu zeigen bzw. sie zu festigen, bringt man die schöne Anna Kendrick als junge Buchhalterin Danna Cummings. Kendricks mag ich als Schauspielerin seit "Up in the Air" wirklich sehr. Jedoch hat man mit ihrer Verpflichtung gehörig daneben gegriffen. Denn ihre Rolle als Buchhalterin eines Millionen schweren Konzerns kauft ihr kein Mensch ab. Ebenso ist das Paar Affleck/Kendrick lächerlich. Der Altersunterschied ist gewaltig. Affleck könnte ihr Vater sein. Was sie an ihn findet, ist ebenso völlig nicht schlüssig. Die weitere weibliche Hauptfigur des Filmes ist ebenso ist ein Desaster. Nicht nur weil die schauspielerische Leistung schlecht ist, ihre Figur allgemein ist unglaubwürdig. Warum King eine so junge und unerfahrene Frau auf einen Mann setzt, der mit Diktatoren zu Frühstück isst, setzt, ist völlig unverständlich. Sie nervt ebenso und ihre Arbeit als Detektivin sind ebenso völlig schleierhaft. Selbst Oscar Preisträger J.K. Simmons weiß nicht zu überzeugen. Das liegt aber nicht an ihn, sondern weil er schlicht und ergreifend völlig unterfordert ist und kaum Leinwandzeit hat. Kommen wir zu Batflack. Affleck sehe ich gerne und er war auch einer der Hauptgründe für den Kinobesuch. Seine Leistung ist zwar gut, aber auch seine Figur ist nicht unbedingt realistisch gezeichnet. Ein schüchterner Buchhalter der wie Hulk gebaut ist? Naaaaaaja. The Accountant beinhaltet jede Menge urkomischer Momente. Beispielweise wenn Danna Cummings vor Wullf einen Buchhalter beschreibt der sie niemals sein wollte und alle gezählten Punkte perfekt auf Wullf passen. Dies wäre jedoch auch der Kritikpunkt an Afflecks Darstellung. Er darf nämlich einen trockenen aber irrwitzigen Satz nach dem anderen raushauen. Dabei wirkt er jedoch stets so, als würde er das selbst lustig finden. Denn hin und wieder schmunzelt er dabei selbst. Bei den wirklich gelungenen Witzen, kann ich das aber auch nachvollziehen. Neben dem Humor, kann der Film mit einen wirklich coolen Bösewicht punkten. Zwar sind die Ziele von Brax (Jon Berthal) erst nach 3/4 des Filmes erkenntlich, dafür darf Berthal jedoch wieder herrlich durchdrehen und einen coolen Spruch nach dem anderen heraushauen. Besonders die Szene, in der er John Lithgow erpresst, war herrlich. The Accountant sieht auch wahnsinnig cool aus. Wenn Ben Affleck in Batman Manier die bösen verprügelt, ist alles perfekt in Szene gesetzt. Am stärksten sind jedoch die Rückblenden mit dem überragenden Seth Lee als jungen Wulff. Nach und nach kriegen wir heraus, was in seiner Kind passiert ist und wie er lernte mit der Krankheit umzugehen. Was dabei herauskommt, ist alles andere als vorhersehbar...
FAZIT: Regisseur Gavin O´Conner will zu viel und bringt zu wenig. Sein Action-Drama (oder was auch immer) ist besonders in der ersten halben Stunde viel zu konfus erzählt. Es braucht eine sehr lange Zeit um sich einen Überblick zu verschaffen. Selbst nach dem Ende, kann ich nicht behaupten, den Streifen vollends verstanden zu haben. Zwar überzeugt der Humor und der Stil sehr, dafür enttäuschen die unglaubwürdigen Figuren zu sehr.