Colossal
Hervorragender Film, einfühlsam, wahrhaftig und mit Gestalt gewordenen Metaphern: Manchmal braucht es ein Monster, um Monster zu besiegen
Schade, dieser Film hätte in die großen Kinosäle gehört. Selbst wenn die Macher keinen echten Sinn zwischen dem lebensnahen Drama und dem Popcorn-SciFi sehen, es gibt ihn, und wie …
Hier zeigen sich die Monster des realen Lebens in ihrer niedermetzelnden Macht. Woanders, als man sie vermuten würde. Und es braucht eine Monsterkraft, um sowohl die eigenen als auch all die anderen Monster zu bekämpfen und zu sich selbst zu werden.
Ein insgesamt fantastischer Film mit einer herausragenden Anne Hathaway - ja gut, die Frisur - und einem hervorragenden Jason Sudeikis.
Tipp: Schaut euch den Film nur mit jemandem an, der auch querdenken kann..
Hier zur Story, mit dem Versuch, ohne Spoiler auszukommen:
Gloria süffelt sich die Nacht hindurch ihr arbeitsloses, tristes Leben mit Gleichgesinnten in schillernde Farben. Tim, mit dem sie Seite an Seite lebt, ist es aber seit langem viel zu bunt und er setzt Gloria mit ihren Habseligkeiten in bereits gepackten Koffern auf die Straße.
Was liegt da näher, als nach Kleinkleckersdorf in das von außen hübsche und innen bedrückend leere Haus ihrer Kindheit zu ziehen. Da trifft Gloria überraschend auf einen Freund, Oscar, aus alten Tagen. Der scheint wie vom Blitz getroffen, dass sie hier wieder auftaucht, denn wer, einmal fort, kehrt dazu noch aus dem spannenden New York freiwillig ins triste Murmelhausen zurück. Oscar zeigt sich als echter Kumpel. Er gibt ihr einen Job in seiner Bar, säuft mir ihr und seinen Promillekameraden durch die Nacht, besorgt ihr einen Fernseher und ein Futon, wofür sie begeistert ihrer durchlöcherten Luftmatratze den schmerzhaft verspannten Rücken kehrt. Wie schön kann doch die Welt sein!
Plötzlich erfährt Gloria völlig entgeistert von einem in Seoul, Südkorea, wie aus dem Nichts aufgetauchten riesigen Monster, das sich bereits nach kurzer Zeit wieder ins Nirgendwo verabschiedet. Sie ist entsetzt und todtraurig, dass dieses Ungetüm viele Menschen getötet hat. Anhand von Beobachtungen und Ausprobieren merkt Gloria schnell, dass sie dieses Ungetüm ist. Ihr Erschrecken ist unfassbar. Doch in einer durchzechten Nacht zeigt sie ihren Alkoholgesellen, was sich um fünf nach acht Uhr am Morgen durch sie in Seoul abspielt. Dass dadurch weitere Menschen sterben, hat Gloria nicht gewollt. Und oben drauf ist ein weiteres Monster aufgetaucht. In ihrer Erschütterung hört sie sofort mit dem Trinken auf. Darauf beginnt der nette Oscar sie verbal zur Schnecke zu machen, als er begreift, dass sich Gloria verändert, Verantwortung für die anderen und somit auch für sich übernimmt. Er beginnt, sein wahres Gesicht zeigen. Und das ist eines, das nicht nur steigerungsfähig in seinem Hass ist, sondern dem es herzlich egal ist, wer unter seinen Schuhen stirbt …
Das Ende ist überraschend …
Achtung Spoileralarm
Könnte es sein, dass es sich um die Erfahrungen eines Kindes vermischt mit seinen Wünschen handelt?
Die Mutter ist alkoholabhängig, merkt nicht, was um sie herum geschieht. Erst als sie sieht, was dadurch mit ihren Kindern passiert, trägt sie Verantwortung.
Der Vater bleibt nicht nur brutal, seine Gewalttätigkeit steigert sich sogar ins Unermessliche. Er schlägt Mutter und Kinder, trampelt auf ihnen herum. Die Kleinstädter sehen weg, sind gar nicht da. Die Familie existiert in einem Kokon aus zügelloser Erbarmungslosigkeit.
Die nahen Verwandten sind zu schwach, um einzugreifen, mit sich selbst beschäftigt oder zeigen zwar Zuneigung, aber retten sich im Ergebnis in Vorwürfen gegen die Mutter.
Eins zu eins, Mutter gegenüber dem Vater, kann sie ihn nicht besiegen. Er ist zu stark. Da kommt ihr die überirdische Macht zu Hilfe. Sie besiegt den bösen Vater. Alle sind frei. Vorerst?